Wie politische Plakate die Nachkriegszeit in Österreich prägten

Wahlplakat aus 1953 mit rotem Fuchs im Mittelpunkt
Eine Plattform aus vier Archiven stellte Sujets der Nachkriegszeit online. Das ermöglicht einen plakativen Einblick in die österreichische (Partei-)Politik nach 1945.

Gezählte 20 Sätze ließ die ÖVP in den 1950er Jahren auf eines ihrer Plakate drucken. "Wer würde heute noch so etwas lesen?", überlegt Historiker Johannes Schönner, Geschäftsführer des Karl von Vogelsang-Instituts. "Damals ist man davon ausgegangen, dass die Menschen zwei Minuten vor dem Plakat stehen. Aber heute fährt man im Auto vorbei."

Die Textlastigkeit von Sujets der direkten Nachkriegszeit ist nur eine von vielen Unterschieden, die sich zur (Wahl-)Werbung der Gegenwart ergeben. Das Plakat war "das Medium dieser Zeit" in Österreich, beschreibt Schönner.

Verlautbarungen der Alliierten auf Wandzeitungen

Und erinnert daran, dass sogar die Alliierten ihre Verlautbarungen nicht über Radio, sondern über Plakate und Wandzeitungen unter die Leute brachten.

Eine junge Frau und ein junger Mann auf rot-weiß-rotem Plakat

Plakat des ÖGB auf gelbem Grund

Wahlplakat Theodor Körners aus 1951

Plakat aus 1953, Texte beschreiben die Parteien

Wahlplakat aus 1953 mit rotem Fuchs im Mittelpunkt

Wahlplakat der SPÖ aus 1953 mit Raben im Mittelpunkt

Bei den Parteien auffällig war wiederum die unverhohlene Konfrontation mit dem Mitbewerb bis hin zur Verunglimpfung als Tiere. "Aber bei aller Härte sieht man doch den Willen der Parteien, zusammen arbeiten zu wollen", betont Schönner.

Der Schatz der vier Archive

Rund 1.700 Exemplare aus 1945 bis 1955 sind seit Kurzem in einer Datenbank online, das Projekt wurde 2023 gestartet. "Wir haben uns gefragt, wo können vier parteipolitische Archive zusammenarbeiten und ihre Schätze nach außen transportieren?", begründet Rechtshistorikerin Anita Ziegerhofer namens der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek. "Da bieten sich Plakate großartig an."

Vier Einrichtungen arbeiten hier zusammen: Karl von Vogelsang-Institut, Kreisky-Archiv, Verein der Geschichte der ArbeiterInnenBewegung, Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek.

Die erste Plakat-Tranche: 1945 - 1955

In einer ersten Tranche wurden Plakate und Wandzeitungen aus 1945 bis 1955 digitalisiert und mit weiterführenden Infos online gestellt. Diese rund 1.700 Sujets stehen somit jedem Interessierten in einer Datenbank mit Suchfunktion zur Verfügung.

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