Mythen um Tod des Christian Pilnacek: Inspektor klagt Peter Pilz

NATIONALER SICHERHEITSRAT: PILNACEK
Der ehemalige Grün-Politiker hat viele Theorien zum Tod des mächtigen Sektionschefs. Ein Polizist ist Teil davon - doch das will dieser sich nicht gefallen lassen.

Um den Tod des einst mächtigen Justiz-Sektionschefs Christian Pilnacek ranken sich viele Legenden. Es war Suizid, sagt die Gerichtsmedizin. Doch nicht alle wollen das glauben. Einer, der davon überzeugt ist, dass mehr dahinter steckt, ist der ehemalige Grün-Politiker Peter Pilz. Vor wenigen Tagen erschien sein Buch "Der Tod des Sektionschefs". Darin widmet sich der jetzige Zackzack-Herausgeber wilden Theorien, die sogar bis zum Mordkomplott oder einem "Auftragsselbstmord" gehen.

Schon zuvor veröffentlichte er auf Zackzack Berichte zu Pilnaceks Tod. Und griff darin auch Ermittler an. Darunter namentlich einen damaligen Beamten des Landeskriminalamts Niederösterreich.

Dieser wehrt sich nun vor Gericht gegen diese Behauptungen.

Viel zu erzählen

Am Mittwoch sitzt Pilz ohne den Beamten im Gerichtssaal (der kurzfristig gegen einen deutlich größeren getauscht werden musste, weil der Andrang der Öffentlichkeit enorm war) in Wien. Der "eigentliche Pensionist", wie er selbst sagt, hat viel zu erzählen. Muss immer wieder eingebremst werden. "Beantworten Sie die Frage bitte mit ja oder nein", fordert ihn Richter Christian Noe mehrmals auf. "Sie schweifen ab. Es wirkt so, als würden Sie ausweichen."

Eigentlich geht es nur um vier Artikel, die online auf Zackzack erschienen sind. Sie alle beschäftigen sich mit dem Tod des zuletzt suspendierten Pilnacek. Am 20. Oktober 2023 kurz vor 8 Uhr Früh wurde seine Leiche in einem Nebenarm der Donau bei Rossatz entdeckt. 

Nur wenige Stunden zuvor war der Vollblut-Jurist auf der Stockerauer Schnellstraße als Geisterfahrer gestoppt worden. Die Polizei stellte eine Alkoholisierung von 1,44 Promille fest. Dem 60-Jährigen wurde der Führerschein abgenommen.

Was danach geschah, beschäftigt Pilz seither intensiv. In seinen Berichten beschäftigte er sich unter anderem mit der Tätigkeit der Polizei vor Ort, am "möglichen Tatort", wie Pilz ausführt. Polizisten hätten versucht, eine Obduktion zu verhindern. Er stützt sich dabei auf Aussagen einer Notärztin, die schilderte, unter Druck gesetzt worden zu sein.

Und er stellt in den Raum, wie versucht worden sei "das wichtigste Beweismittel, Pilnaceks privates Handy" verschwinden zu lassen. Wobei: Das Handy verschwand nicht. Es wurde dem Anwalt von Pilnaceks Witwe übergeben. "Aber die Staatsanwaltschaft hat ja nicht  einmal gewusst, dass es dieses Handy gibt", sagt Pilz. Die Behauptung, beharrt Pilz, habe seinem damaligen Wissensstand entsprochen.

"Polizeilicher Putztrupp"

Richter Noe konkretisiert: "Sie schildern, die Beamten hätten nicht nach der Todesursache gesucht, sondern nach Spuren von Datenträgern am Ufer. Und das offenbar mit Auftrag." - "Ich habe so viele Reaktionen auf diese Artikel bekommen. In keiner wurde ich darauf angesprochen, dass der Chefinspektor oder das Landeskriminalamt etwas damit zu tun haben könnten." Die Aktion bezeichnete er gar als "polizeilichen Putztrupp". "Das ist durchaus zugespitzt formuliert", gesteht Pilz ein.

Er habe versucht, eine Stellungnahme des Ermittlers einzuholen. Das Mail mit den Fragen wird im Prozess eingespielt. "Entspricht das der journalistischen Sorgfalt?", fragt Noe. "Ich bin seit 40 Jahren in solchen Causen tätig. Ich weiß, wie man Fragen stellt", antwortet Pilz. Der Beamte hätte ihm nicht geantwortet. "Das habe ich respektiert."

Bei der Befragung durch Peter Zöchbauer, der den Polizisten vertritt, entwickelt sich ein Wortgefecht. Pilz: "Ich beantworte Ihre Fragen so, wie ich will." - "Sie weichen aus" - "Vielleicht ist das bei Ihnen und der ÖVP so üblich, dass man sich die Antworten aussucht." Der Richter schreitet ein. "Ich bemühe mich nach Kräften", meint Pilz.

Zwei Zeuginnen kommen an diesem Verhandlungstag zu Wort. Darunter eine Polizistin, die die Erhebungen vor Ort übernommen hatte. "Druck auf die Ärztin gab es nicht", sagt sie. Es habe aber ein Gespräch über die Obduktion gegeben. Die Ärztin habe eine derartige anordnen wollen. "Ich habe ihr gesagt: Sie können das gar nicht, das macht die Staatsanwaltschaft."

Das Handy

Und dann kommt auch noch eine Mitarbeiterin des ehemaligen Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka (ÖVP) zu Wort. Sie hatte Pilnacek nach seiner alkoholisierten Geisterfahrt abgeholt. Wie das damals mit dem Privathandy von Pilnacek war, wird sie gefragt. "Wir (gemeint ist die Freundin von Pilnacek) haben bei der Polizei gefragt, was wir mit seinen persönlichen Gegenständen machen sollen."

Diese würden der Witwe gehören, erfuhren sie. Also habe sie die Sachen, darunter das Privathandy, in einem Sackerl übergeben. "Es gab keinen Druck von der Polizei", stellt sie klar. Für die persönlichen Gegenstände gibt es außerdem eine Übernahmebestätigung der Beamten.

Weitere Fragen will die Zeugin nicht beantworten. Warum? Gegen die Frau wird nach Erscheinen des Pilz-Buches wegen Falschaussage ermittelt.

Am 25. März wird weiterverhandelt. 

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