Perchten packen jetzt auch ihre Fäuste aus

Perchten packen jetzt auch ihre Fäuste aus
Attacken nehmen bei Läufen zu. Fünf Verletzte, als Maskierte Gleichgesinnte und Zuseher angriffen

Es war der erste Perchtenlauf der Kärntner Krampussaison. Und weil es im Vorjahr primär in Kärnten zu vielen unrühmlichen Vorfällen mit Übergriffen von und auf Perchten mit einem Dutzend Verletzen gekommen war, hat der veranstaltende Perchtenverein Rennweg am Katschberg (Bezirk Spittal) vergangenen Samstag vor dem Umzug alle 33 Brauchtumsgruppen um ein friedliches Fest im Sinne der Gemeinschaftspflege ersucht.

Vergebens, der Frühstart entpuppte sich als Fehlstart: Fünf Personen wurden im Rahmen der Veranstaltung teils schwer verletzt, es gab Sachbeschädigungen, eine Urkundenunterdrückung und Anzeigen wegen Alkoholmissbrauchs gegen Jugendliche und deren Eltern.

Perchtenläufe starten früher denn je, ziehen mehr Publikum an denn je und sind wilder denn je. Seit Samstag ziehen die mit Ketten und Ruten bewaffneten Gestalten wieder durch die Straßen, als erste Brauchtumsgruppe luden die Rennweger Zottelwesen um 18.30 Uhr zum Umzug. Und ein Zeitfenster bis Dienstag, 9 Uhr, benötigte die Polizei, um alle Vorfälle aufzulisten, die sich am Abend ereigneten.

Retter im Dauereinsatz

Ein 18-Jähriger aus Tamsweg geriet um 18.30 Uhr zwischen die Fronten, weil er einen Streit zwischen zwei Perchten schlichten wollte. Er wurde durch einen Faustschlag am Kiefer verletzt. Ähnlich erging es eineinhalb Stunden später einem 27-jährigen Spittaler, der eine Auseinandersetzung rivalisierender Krampusse beenden wollte. Ein 25-jähriger unbeteiligter Spittaler wurde um 22.25 Uhr von einem finsteren Gesellen, der mit einem Kollegen raufte, gerempelt und überknöchelte. Verletzungen durch Faustschläge von unbekannten Tätern erlitten um Mitternacht im Festzelt weiters eine 31-jährige Villacherin und ihr 37-jähriger Lebensgefährte. Alle Opfer wurden ins Krankenhaus Spittal eingeliefert.

Außerdem wurde ein Lokal von maskierten Schreckensgestalten verwüstet und vom Dienstwagen der Polizei wurde das hintere Kennzeichen entwendet. Ein Dutzend Verwaltungsanzeigen gegen Jugendliche und deren Eltern wegen Verstößen gegen das Jugendschutzgesetz (Alkoholmissbrauch) folgen.

Der Veranstalter hat den Menschenansturm unterschätzt. „Dass 350 Krampusse und 2200 Zuschauer aus mehreren Bundesländern kommen würden, war überraschend“, erklärt Armin Payer, Obmann der Rennweger Perchten. Mit vier Polizisten, drei Securities und Feuerwehrleuten im Sicherheitsdienst habe man die Auflagen der Bezirkshauptmannschaft Spittal mehr als erfüllt. Die BH nimmt nun bereits bewilligte Perchtenläufe erneut ins Blickfeld und überlegt eine Erhöhung der Polizeipräsenz, kleinere Festzelte oder eine Reglementierung der Anzahl der Krampusse und Besucher festzuschreiben.

„Brauchtum kaputt“

Der Kärntner Brauchtumsexperte, Wolfgang Lattacher, sieht indes durch die Frühstarts der Perchtenläufe und die aktuellen Vorfällen Traditionen in Gefahr. „So macht man Brauchtum kaputt“, sagt er. Krampusläufe würden der Gemeinschaftspflege dienen, mit Eskalationen wie in Rennweg würde man jedoch genau das Gegenteil bewirken. Sollten sich Übergriffe durch Perchten mehren, könne er sich auch die Absage des größten Laufs Österreichs am 1. Dezember 2018 in Klagenfurt mit 50.000 Besuchern vorstellen.

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