Patentstreit: Heimische Brauereien schäumen

delicious beer on a wooden table
Österreichs „Culturbrauer“ kämpfen gegen die von den Bierriesen betriebene Marktmonopolisierung.

Die Besitzer acht österreichischer Privatbrauereien – darunter auch Zwettler und Schremser Bier – schäumten, als sie erfuhren, dass Heineken und Carlsberg drei Patente auf Braugerste erteilt bekamen. Zwar gelang den Regionalbrauern gemeinsam mit anderen Organisationen im Machtkampf gegen die beiden Bierriesen mittlerweile ein Teilerfolg, doch ausgestanden ist der „Angriff auf die Biervielfalt“, wie sie betonen, noch nicht. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr ihrer heuer zehn Jahre alten Vereinigung „ Culturbrauer“ zeige sich deutlicher denn je, wie wichtig es sei, dass heimische Brauer, die im internationalen Vergleich Zwerge seien, ihre Kräfte, Interessen, finanziellen Mittel und ihr Know-how bündeln.

Gemeinsam haben sie Einsprüche gegen alle drei erteilten Patente auf Braugerste eingebracht. Eines wurde bereits eingeschränkt, was sie als Teilerfolg werten. Dieses gilt jetzt nur mehr für bestimmte Mutationen, die das Bilden unerwünschter Geschmacksstoffe beeinflussen kann. Obwohl diese zufällig entstandenen Pflanzen aus konventionellen Züchtungen stammen, gelte die genetische Veranlagung als Erfindung der Bierriesen, lautet die Kritik. Weitere Beschwerden sollen jetzt folgen. Gegen ein sehr ähnliches Patent ist morgen, Montag, eine Anhörung angesetzt. Für das Dritte gibt es noch keinen Verhandlungstermin.

Unmoralisch

Dass es im Patentstreit gegen Heineken und Carlsberg überhaupt so weit kommen konnte, hat die heimischen Brauer völlig erstaunt. Bisher seien sie der Meinung gewesen, dass Leben – dazu zählen Pflanzen genauso wie Tiere – nicht patentierbar sei. „Wir waren überrascht, als das Europäische Patentamt (EPA) die Ansuchen durchgewunken hat“, sagt Karl Schwarz, Chef der Zwettler Privatbrauerei. Er und seine Kollegen sehen es als unmoralisch an, dass der europäische Kapitalmarkt so weit gehen darf. „Das nimmt bedenkliche Züge an“, betont Karl Trojan, Besitzer der Privatbrauerei in Schrems. Heineken und Carlsberg hätten die Wertschöpfungskette im Visier, um ihre internationale Marktmacht im Sinne der Gewinnmaximierung auszubauen, in dem sie den Zugang zum Gersten- und Malzmarkt für kleinere- und mittelgroße Brauereien erschweren, wenn nicht sogar sperren. „Es kann dabei auch passieren, dass viele Landwirte dann nur noch für die Großen anbauen, wenn sie das Saatgut von dort beziehen müssen“, fürchtet Trojan.

Biervielfalt

Aber gerade die Vielfalt habe Bier in Österreich zum großen Thema gemacht. Und genau die gelte es jetzt mit allen juristischen Mitteln zu verteidigen. „Obwohl es nur aus drei Rohstoffen besteht, hat Bier ein breites Spektrum und zuletzt einen hohen Stellenwert eingenommen. Erkennbar ist das auch daran, dass immer mehr Frauen und jüngere Menschen gerne Bier trinken“, schildern Schwarz und Trojan. Gab es früher die heimische Marktlücke zur jüngeren Zielgruppe, habe man diese seit dem Trend zu den Kreativbieren – vielen auch unter dem Begriff Craftbiere bekannt – endlich schließen können. Die Bandbreite hierzulande reiche von handwerklich gut gebrauten Regionalbieren – Lager oder Pils – bis hin zu den ausgefalleneren Bieren, die etwa aus der Weiterentwicklung alter Braustile entstanden seien.

Dass die bundesweite Dichte auf fast 280 Brauereien (darunter 128 Hausbrauereien) zuletzt stark gestiegen ist, sehen die Culturbrauer nicht als Problem. „Die kleinen Brauereien tun uns nicht weh, sondern sind eine willkommene Ergänzung in der Vielfalt der Bierspezialitäten“, sagt Schwarz. „Der Biermarkt gibt jetzt viel mehr her und bietet den Konsumenten so viel Auswahl wie noch nie zuvor – sogar deutlich mehr als bei den Weinen“, ist Trojan überzeugt.

So hart der nationale und internationale Biermarkt vielleicht sein mag, in der Vereinigung „Culturbrauer“ pflegen die acht heimischen Brauereibesitzer einen kollegialen Austausch. Ihr jüngstes Brauresultat ist das „Austrian Lager“, das sie in einer Nacht entwickelt haben. Zu finden ist es neben acht anderen Spezialitäten in der „Jubiläumsbox“ – erhältlich ab Mitte Oktober im Handel.

Culturbrauer Vereinigung

„Culturbrauer“ ist eine 2008 gegründete Vereinigung, in  der sich acht österreichische Traditionsbrauereien (Mohren, Hirter, Murauer, Trumer, Eggenberg, Freistädter, Schremser und Zwettler) zusammengeschlossen haben. Sie hat das Ziel, die Bierkultur zu fördern, die Biervielfalt zu beleben und das Wissen über das Handwerk weiterzugeben. Hier kreieren die Brauer kreative Biere abseits des Massengeschmacks und vermarkten Bierboxen, in denen sich Brauspezialitäten befinden. Infos: www.culturbrauer.at

Kommentare