Österreich bei Pandemie-Lebenserwartung nicht unter Besten

Österreich bei Pandemie-Lebenserwartung nicht unter Besten
US-Studie mit katastrophalem Ergebnis für Vereinigte Staaten. Lebenserwartung 2019/2020 in Neuseeland, Südkorea und Taiwan gestiegen. Österreich unter Mittelwert der reichen Länder.

Die Aufarbeitung des Corona-Pandemie-Managements beginnt. Eine jetzt in JAMA Online publizierte US-Studie weist katastrophale Folgen von Covid-19 für die Lebenserwartung in den USA mit minus 1,87 Jahren (2019/2020) aus. Doch im Vergleich mit 21 reichen Staaten der Erde ist Österreich mit einem Rückgang der Lebenserwartung um 0,77 Jahre im Vergleich zum Mittelwert (minus 0,58 Jahre) schlechter. In Neuseeland, Südkorea und Taiwan legte die Lebenserwartung sogar zu.

Steven Woolf von der Virginia Commonwealth University (Medical School) und die Co-Autoren haben die Mortalitätsstatistiken der USA und von 21 reichen Staaten - von Österreich über vergleichbare Länder wie Norwegen, Frankreich, Italien, England und Wales, die Schweiz und Deutschland bis zu Taiwan - für die Jahre 2019 und 2020 ausgehoben, analysiert und in der Zeitschrift des amerikanischen Ärzteverbandes (JAMA) publiziert. Die Auswertung auch nach Geschlechtern. Dabei kamen gravierende Unterschiede in der Entwicklung der durchschnittlichen Lebenserwartung je Land heraus. Covid-19 und die Bedingungen in der Gesundheitsversorgung insgesamt, also auch abseits von SARS-CoV-2-Betroffenen direkt, spielten offenbar eine Rolle.

Am ärgsten traf des die Vereinigten Staaten unter den 22 Ländern "Zwischen 2019 und 2020 ging die Lebenserwartung im Mittel um 1,87 Jahre zurück (...). Die mittlere Abnahme der Lebenserwartung über alle der 21 zum Vergleich herangezogenen Peer-Länder lag bei minus 0,58 Jahre. Keiner dieser Staaten zeigte eine ähnlich starke Abnahme in der Lebenserwartung wie die USA", schrieben die Autoren. Unter den US-Bürgern mit ursprünglich hispanischen Wurzeln ging die Lebenserwartung sogar um durchschnittlich 3,7 Jahren zurück, unter Menschen mit afro-amerikanischem Hintergrund um 3,22 Jahre.

Für die restlichen 21 Staaten des Vergleichs mit Österreich ist die Studie aber wegen ihrer jeweils spezifischen "Performance" im ersten Jahr der Covid-19-Pandemie aufschlussreich. "Die Resultate in den 'Peer'-Staaten schwankten zwischen einer Abnahme (der Lebenserwartung; Anm.) um 1,43 Jahre in Spanien bis zu einem Anstieg der Lebenserwartung in Neuseeland, Südkorea und Taiwan. In Dänemark, Finnland und in Norwegen veränderte sich die Lebenserwartung nicht signifikant", stellten die Epidemiologen fest. Am stärksten reduzierte sich die Lebenserwartung bei den Männern (minus 1,44 Jahre) in Spanien (Frauen: minus 1,34 Jahre), gefolgt von England und Wales (minus 1,38 Jahre), wo die Frauen auch noch einen Rückgang um 1,07 Jahre aufwiesen.

In Österreich lag der Rückgang der durchschnittlichen Lebenserwartung laut der Studie von 2019 auf 2020 bei minus 0,77 Jahren. (2019: 81,91 Jahre; 2020: 81,14 Jahre). Die Lebenserwartung der Österreicherinnen sank um 0,68 Jahre (84,20 bzw. 83,52 Jahre), jene der männlichen Bevölkerung um 0,81 Jahre (79,54 Jahre bzw. 78,73 Jahre).

Im Mittelfeld

Österreich schneidet damit jedenfalls im Vergleich zu den Mittelwerten der Vergleichsländer (nicht USA) schlechter ab. Über beide Geschlechter hinweg reduzierte sich die Lebenserwartung in diesen Staaten eben um 0,58 Jahre, bei den Frauen um exakt ein halbes Jahr, bei den Männern um 0,68 Jahre. Das ist jeweils ein geringerer Rückgang als in Österreich.

In Neuseeland stieg die Lebenserwartung von 2019 auf 2020 hingegen um 0,64 Jahre. In Südkorea betrug der Zuwachs 0,24 Jahre. In der Entwicklung liegt Österreich bei den Frauen erst am 13. Platz der 21 nichtamerikanischen Vergleichsländer (nach Schottland) und unter dem Mittelwert, bei den Männern am elften Platz (nach Frankreich) - ebenfalls unter dem Mittelwert.

Covid-19 ließ jedenfalls die Unterschiede in der Lebenserwartung zwischen den USA und anderen reichen Staaten weiter wachsen. Sie betrug 2020 nur noch 76,99 Jahre, während sie im Mittel in den 21 Vergleichsstaaten bei 81,50 Jahren lag. Die Autoren haben die Daten laut ihren Angaben jeweils von offiziellen Stellen bezogen.

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