Zunächst aber das Positive. Die aktuellen Arbeiten im Tunnel sind planmäßig abgeschlossen. „Die Hauptarbeiten am Tunnelgewölbe zur Stabilisierung der Tunnelausmauerung konnten bereits erfolgreich beendet werden, es folgt noch die Fertigstellung der Oberleitungsanlage sowie einige Restarbeiten“, erklärt ÖBB-Sprecherin Rosanna Zernatto-Peschel im KURIER-Gespräch.
Das war es dann auch mit den guten Nachrichten. Denn Bahnfahrer, meist Pendler, zwischen Mallnitz und dem Gasteinertal haben einen enormen Umweg, der sie auch noch viel mehr Geld kostet.
36,70 statt 3,50 Euro
Konkret zahlt ein Pendler durch die Tunnelsperre das Zehnfache des regulären Preises für den Weg nach Bad Gastein und hat dafür einen 18-fach längeren Weg. Bei offenem ÖBB-Tauerntunnel kostet die zwölfminütige Fahrt von Mallnitz nach Bad Gastein, ohne Vergünstigung 3,50 Euro.
Im teuersten Fall mit Tunnelsperre sind es nun 36,70 Euro. Fahrtzeit: Drei Stunden und 34 Minute, mit drei Mal Umsteigen. Für eine Strecke.
Zur Einordnung: Mit einer Vorteilskarte liegt der Preis für eine Fahrt von Mallnitz nach Wien bei 35,50 Euro.
Wie erwähnt: Für fünf Wochen vielleicht machbar, bei acht Monaten aber mehr als eine Belastung. Vor allem für die vielen Pendler, die es zwischen den Bundesländern gibt. Sie arbeiten meist in Altersheimen oder Kuranstalten im Gasteinertal.
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„Ich bin bereits auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle in Kärnten. Da muss nur etwas schieflaufen, dann habe ich ein Jahr Lebenszeit verloren“, erklärt eine Pendlerin.
Bei den ÖBB zeigt man durchaus Verständnis für den Unmut über die Unannehmlichkeiten verbunden mit Mehrkosten wegen der Tunnelsperre. „Unser Ticketsystem berechnet die reale Wegstrecke. Das mag auf den ersten Blick sehr teuer und ungerecht erscheinen, ist aber technisch bedingt“, erklärt Zernatto-Peschel. Ob und wie weit eine Anpassung möglich sei, werde zurzeit geprüft.
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Schlechte Beschilderung von Sperre
Der Bürgermeister von Mallnitz, Günther Novak (SPÖ) beklagt vor allem fehlende Hinweise auf die Sperre: „Wenn ich Bilanz ziehe, muss ich die schlechte Beschilderung nennen. Auf der Autobahn wussten die Reisenden nichts von der Sperre, weil das Schild der Tauernschleuse ganz normal da stand“, sagt der Bürgermeister.
Zur Erklärung: Die ÖBB-Autoschleuse fährt ebenfalls durch den Tauerntunnel. Der Autoüberstellzug bietet Autofahrern eine Alternative zur A10. Doch auf der zentralen Autobahnabfahrt auf Kärntner-Seite fand sich nie ein Hinweis auf die Tunnelsperre.
Die Folge: Täglich rund zehn Autofahrer, die sich bis ins Mölltal verirrten und unverrichteter Dinge wieder rund 50 Minuten retour fahren mussten, um über die A10 nach Salzburg zu gelangen.
Rückgang bei Badegästen
Bad Gasteins Bürgermeister, Gerhard Steinbauer (ÖVP) zieht ebenfalls Bilanz und sieht nach der Sperre einen Einbruch bei Thermengästen: „Wir hatten in diesem Zeitraum 50 Prozent weniger Eintritte bei Leuten, die normalerweise mit dem Zug kommen. Wenn das während der acht Monaten auch so ist, dann gute Nacht.“
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