Nazi-Tattoo im Freibad
Der 32-Jährige mit Fisch- und Nazi-Tattoo-Fotos soll jener Mann sein, der am 9. Juli in einem Freibad in Braunau für einen Polizeieinsatz gesorgt haben soll, der die Wellen hochgingen ließ. Und zwar nicht nur im Schwimmbad.
Wie berichtet hatte ein bayerischer Polizist seine österreichischen Kollegen alarmiert, als neben ihm und seiner Familie in dem Schwimmbad, der Mann mit Nazi-Tattoos Platz nahm. Die Polizei rückte an, betrat das Bad aber nicht.
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Kein Einschreiten im Schwimmbad als Einsatztaktik
Aus "einsatztaktischen Gründen", wie es in einer ersten Stellungnahme der oberösterreichischen Polizei hieß. Der Tätowierte verschwand und tauchte unter. Die Polizei sprach von Ermittlungen gegen Unbekannt, wenig später von einer amtsbekannten Person. Richtigerweise müsste es aber wohl "alter Bekannter aus der Nazi-Szene" heißen, wie KURIER-Recherchen zeigen.
Lesen Sie in folgendem Artikel, was man über den Mann weiß, wie der Ermittlungsstand der Polizei ist und wieso auch hier die Spuren zum Objekt 21 führen.
Die Begegnung im Bad im Braunau schildert der deutsche Polizist in einem Gespräch mit dem Standard so:
"Das Tattoo ist uns gleich aufgefallen, da es entsprechend groß war. Auf seinem rechten Arm hatte er einen SS-Totenkopf und in der Stirn dieses Totenkopfes waren zwei Runen und damit quasi das Zeichen der Waffen-SS. Darunter Schriftzüge wie ‚Blut und Ehre‘."
Besagtes Blut-und-Ehre-Peckerl findet sich auf den Fotos in den sozialen Medien des Mannes nicht. In Österreich wäre die Zurschaustellung dessen auch nicht strafbar. Für andere verfassungswidrige Tätowierungen mit Motiven aus der Zeit des Nationalsozialismus gilt dies hierzulande aber sehr wohl.
Schwarze Sonne über dem Herzen
Darunter würde der Stahlhelm mit den SS-Runen fallen. Alternativ aber wohl auch eine andere Tätowierung, die der Oberösterreicher stolz und öffentlich präsentiert.
Es ist eine schwarze Sonne, das geheime Erkennungssymbol unter Nazis, vor der ein Skinhead eine vermutlich Deutsche Fahne empor hält. Eintätowiert und präsentiert auf der Brust des Mannes. Direkt über dem Herzen.
Alles öffentlich einsehbar. Nicht nur für Freunde. Auch für die Polizei. Theoretisch.
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Foto aus dem Häfen
Diese dürfte den Mann aber auch ohne Blick ins Internet nur zu gut kennen. 2017 ist es ein Foto, das den 32-Jährigen eindeutig in einer Gefängniszelle zeigt. Mit der Nachfrage in den Kommentaren: "Pickst schon wieder?" Wie man Fotos im Gefängnis machen kann, in dem Handys verboten sind, wird in den Kommentaren ebenso thematisiert.
Schon wieder, diese Worte fallen auch in einem anderen Zusammenhang. Schon wieder Oberösterreich, schon wieder alte Bekannte aus der Nazi-Szene und die Frage, warum gegen die Umtriebe des Mannes - die mehr als bekannt waren - offenbar nichts unternommen wurde?
Und schon wieder eine Spur zum Objekt 21 (O21). Eine der kriminellsten Neonazi-Organisationen Österreichs, das seit über zehn Jahren verboten ist.
Spur zum Objekt 21
Auf der Freundesliste des Mannes finden sich etliche Namen von einstigen Objekt-Größen. Auch ein Mann, der wegen Wiederbetätigung nach Objekt-Zeiten verurteilt wurde. Weil er beim Schnitzelessen mit Freunden Nazi-Tattoos präsentierte und öffentlich die Fotos teilte.
Mit einem anderen Kern-"Objektler", soll der 32-Jährige sogar bereits in Ried vor Gericht gestanden haben. Der Grund: Als das Trio eine Haftentlassung gefeiert haben soll, soll der türkische Besitzer eines Kebabstandes zum Ziel des Hasses der Männer geworden sein. Mit verbalen Drohungen und Schlägen gegen das Lokal.
Bei der Staatsanwaltschaft Ried gibt es auf Nachfrage zu alle dem nur eine Standardantwort: "Laufende Ermittlungen kommentieren wir nicht", sagt der erste Staatsanwalt, Alois Ebner.
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BAK ermittelt gegen Polizisten
Bei der Landespolizeidirektion OÖ sind Pressesprecher am Freitag nicht zu erreichen. Gegen die Polizisten im Bad, die aus einsatztaktischen Gründen einen offensichtlichen Nazi nicht zur Rede stellten, sollen aber Ermittlungen des Bundesamts für Korruptionsprävention und Bekämpfung - kurz BAK laufen. Bestätigt wird auch dies nicht offiziell.
Ebenso wenig wie der Umstand, dass der Mann bei der Polizei zur "Besichtigung des unbekleideten Körpers" vorgeführt werden könnte.
Oberösterreich schweigt. Vielleicht ein „einsatztaktischer Grund“. Wie beim Nicht-Einschreiten im Bad in Braunau.
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