Rettung naht, Widerstand zwecklos

Rettung naht, Widerstand zwecklos
Eine Patientin, die nicht mitfliegen wollte, bekam jetzt die Rechnung präsentiert.

Man kann es positiv sehen: Österreich hat die beste Flugrettung der Welt. Oder man sieht die andere Seite: Es gibt zu viele Helikopter, der Kampf um die Patienten wird immer härter und die dadurch entstehenden Kosten explodieren langsam. So sehen es Rechnungshof und die Sozialversicherung.

KURIER-Leserin Caro K. kann ein Lied von dieser anderen Seite singen. Gegen ihren ausdrücklichen Willen wurde sie nach einem Skiunfall in einen Helikopter verfrachtet und ins Spital geflogen. Dafür soll sie nun 2450 Euro bezahlen.

Der Unfall passierte Anfang Dezember in der Axamer Lizum in Tirol, dem Bundesland mit der höchsten Dichte an Helikoptern in Österreich. Hier buhlen mehrere Firmen um die lukrativen Transporte der Unfallopfer. Caro K. brach sich bei einem Sturz fünf Rippen. Ein Fremder blieb neben ihr stehen, rief offenbar die Bergrettung und sagte dazu: „Ich glaube, einen Hubschrauber werden wir auch brauchen.“

Wenig später waren zwei Bergretter mit Akja vor Ort und K. wurde eingebettet. Plötzlich hörte man das Rattern der Rotoren. „Ich habe gesagt, dass ich nicht mit dem Hubschrauber fliegen will, weil ich den nicht bezahlen kann“, sagt Caro K. Doch sie war auf einmal „nicht mehr transportfähig“ mit einem Akja. Und bevor man mit Schmerzen auf der Piste liegen bleibt, lässt man sich eben in den Hubschrauber tragen.

Drei Wochen später flatterte die Rechnung ins Haus (siehe Faksimile rechts). K. hofft noch auf eine Kulanzlösung, Verhandlungen dazu sind derzeit noch im Gange. Die erste Antwort der Sachbearbeiterin lautete aber: „Na, wären Sie halt nicht eingestiegen in den Hubschrauber“, sagt K. verärgert.

„Heikler Transport“

„Mit einem Akja über eine rumpelnde Piste mit Rippenbrüchen ist sehr heikel. Es kann sein, dass sich die Rippen wo hineinbohren“, sagt Ralph Schüller, Sprecher der ÖAMTC-Flugrettung. Einen Patienten nicht mitzunehmen, sei gar nicht so einfach. „Wenn ihm doch etwas Gröberes passiert ist, dann ist das eine unterlassene Hilfeleistung mit juristischen Folgen.“

Patienten könnten aber einen Revers unterschreiben und müssten dann nicht mitfliegen, das komme selten, aber doch vor. Im Einzelfall sei das aber sehr schwierig, weil ja auch der Schock dazukommen kann und der Patient dann eigentlich nicht geschäftsfähig ist – also keine Unterschrift leisten darf.

Einige wenige Hundert Patienten pro Jahr bekommen indes hohe Rechnungen von den Betreibern zugestellt. Denn Hubschraubertransporte nach Freizeitunfällen werden von den Krankenkassen nicht bezahlt. (Erst vor wenigen Tagen wurde der Fall eines Vierjährigen bekannt, der eine Rechnung über 4250 Euro erhalten hatte. Es wurde schließlich eine Kulanzlösung gefunden.) Mehr als 90 Prozent dieser Fälle sind durch Versicherungen (etwa bei Kreditkarten), Schutzbriefe, Sicherheitspässe oder Mitgliedschaften (Alpenverein, Naturfreunde) abgedeckt. Da es hier um ein gutes Geschäft geht, scheint niemand an einer anderen Lösung interessiert zu sein. Ein kleines Skigebiet in der Steiermark hat es vor zwei Jahren versucht und ist gescheitert. „Wer einen Skipass gekauft hat, war automatisch versichert“, sagt Manuela Ster von den Bergbahnen Riesneralm, „das ist gut gegangen und es sind mehr Leute gekommen.“ Doch die Firma, über die das lief, ging pleite. „Es ist da leider kein anderes Skigebiet eingestiegen.“

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