Nonnen von Goldenstein werfen Schlaglicht auf Nachwuchsproblem

Die Schwestern Bernadette, Rita und  Regina sind mittlerweile weltweit bekannt
Die Geschichte der drei Augustiner Chorfrauen, die sich ihr Kloster zurückeroberten, zeigt ein zugrunde liegendes Problem: Die Ordensleute werden immer weniger, Neueintritte sind rar.

Sie sind unbeugsam, manche sagen stur, kämpferisch und wissen, genau was sie wollen. Jene drei Salzburger Nonnen, die – entgegen dem Willen des Propstes – in ihr altes Kloster Goldenstein zurückgekehrt sind, nachdem es ihnen im Pflegeheim nicht mehr gefiel, sind mittlerweile Stars, weltweit. TV-Auftritte, Besuche von Reportern und Fotografen? Alles kein Problem für die Schwestern, die den Medienrummel um sich herum fröhlich weglächeln.

Die Nonnen beten täglich miteinander und haben Zehntausende Fans.

Die Nonnen beten täglich miteinander und haben Zehntausende Fans.

Auch im Internet gewinnen sie mehr und mehr Fans: Obwohl sich die Schwestern Rita (81), Regina (86) und Bernadette (88) so viel Aufmerksamkeit gar nicht gewünscht haben, verfolgen mittlerweile bereits mehr als 54.000 Menschen auf Instagram den neuen Alltag der drei Nonnen. Dort sehen sie die Nonnen beim Kochen und gemeinsamen Essen und Beten, hören sie singen, in Erinnerungen schwelgen. Und augenzwinkernd über die Frage sinnieren, ob ein paar Schluck Bier gesund wären.

Hunderte Helfer

Rund um die drei rebellischen Ordensfrauen hat sich ein Kreis aus rund 200 Personen gebildet. Sie alle helfen den drei betagten Frauen durch das neue, alte Leben zurück im Kloster, putzen, versorgen, erledigen Arbeiten im Garten und im Kloster. Sogar Geld für einen Treppenlift wurde bereits gesammelt, der den Weg von und in das vierte Stockwerk, in dem Rita, Bernadette und Regina leben, wieder erleichtern soll. Dieser Lift wurde nach dem Auszug der drei Nonnen abmontiert.

Die Rückeroberung eines Klosters ist ein Einzelfall, ein kurioser. In den meisten Fällen ziehen Nonnen endgültig aus. Und kaum Neue ein. Laut der Ordensgemeinschaften Österreich waren im Dezember 2024 exakt 3.802 Menschen Mitglieder in katholischen Konventen, 2.417 von ihnen Ordensfrauen, 1.076 Priester und 222 Mönche. Ende 2023 zählten die Orden 3.957 Mitglieder, 2022 waren es 4.125, 2021 gab es 4.310 und im 2020 noch 4.507 – die Anzahl sank also zwischen 2020 und 2024 um 15 Prozent.

Ordensgemeinschaften in Österreich nach Diözesen

Soziales und Bildung sind – neben der Spiritualität – quasi Kerngeschäft der Brüder und Schwestern: Die 23 österreichischen Ordensspitäler verfügen über rund 8.000 Betten – das ist ein Fünftel aller Krankenhausbetten im Bundesgebiet. An 110 Standorten in Österreich wird an Ordensschulen unterrichtet. Allein in der Diözese Linz, die das ganze Bundesland Oberösterreich umfasst, gibt es 17 weibliche Ordensgemeinschaften mit 511 Angehörigen. Außerdem betreiben die Orden 27 Schulstandorte mit 51 Ausbildungsformen und aktuell 10.663 Schülerinnen und Schülern im ganzen Bundesland.

Und dennoch: Die Orden haben ein handfestes Nachwuchsproblem. Immer weniger Frauen wollen ihr Leben ganz der Kirche und dem Kloster verschreiben, das Durchschnittsalter liegt jenseits der 70 Jahre.

Die Einzigen des Konvents

Dieses Nachwuchsproblem wurde eben deutlich im Fall des Klosters Goldenstein in Salzburg: 1877 haben sich Augustiner Chorfrauen in Elsbethen niedergelassen, sie waren die einzigen Vertreterinnen ihres Konvents in Österreich. Die Nonnen gründeten eine Internatsschule, erst für Mädchen, später kamen auch Buben dazu, das Institut wird auch heute noch als katholische Privatschule geführt.

Darum kümmert sich nach dem Auszug der letzten drei Augustiner Chorfrauen Regina, Rita und Bernadette die Erzdiözese Salzburg. Ende 2023 fand ihre Übersiedlung ins Seniorenheim statt – nicht freiwillig, wie die Schwestern festhalten. Deshalb die Rückkehr ins Kloster, zu der sich auch noch Kontroversen um Verträge, gesperrte Konten und verschwundene Besitztümer ergeben haben.

Mühsames Stiegensteigen: Spenden reichen für einen neuen Treppenlift.

Mühsames Stiegensteigen: Spenden reichen für einen neuen Treppenlift.

Während jedoch die Fans der drei Nonnen sie als Sympathieträgerinnen schätzen, hat die Kirchenleitung eine andere Sicht. Christine Rod, Generalsekretärin der Ordenskonferenz, rügte „mediale Inszenierung“ sowie „Überspitzung“ und „Verdrehung von Tatsachen“. Der Probst des Stiftes Reichenstein, Markus Grasl, warf den Nonnen kürzlich sogar den Bruch ihrer Gelübde vor, da im Kloster nun Außenstehende ein- und ausgingen. Zudem sei „ein selbstständiges Leben im Kloster Goldenstein insbesondere aufgrund der prekären gesundheitliche Situation der Schwestern nicht mehr möglich“, ließ Grasl in ersten Stellungnahmen wissen.

„Der sicherste Ort“

Mittlerweile spricht ein Kommunikationsberater für den Probst, der auch Ordensoberer für die drei Nonnen ist. Der Berater lässt auf katholisch.de wissen, „dass der beste und sicherste Ort für die Schwestern das Pflegeheim ist, wo sie umsorgt werden. Dort im Pflegeheim haben sie alles, was sie brauchen. Und dazu auch eine Gemeinschaft anderer Ordensfrauen, in der sie aufgehoben wären. Dort sollten sie sein.“ Investitionen ins Kloster seien ausgeschlossen – auch in den abmontierten Treppenlift.

Doch fürs Erste haben Rita, Regina und Bernadette die Oberhand – sie bleiben in Goldenstein. „Sie lachen und können wieder miteinander essen“, betont eine der Helferinnen. „Das konnten sie ihm Heim eineinhalb Jahre nicht.“

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