Die drei Nonnen von Goldenstein: "Wollten die Aufmerksamkeit nicht"

Drei ältere Nonnen schauen in die Kamera
Die Schwestern erhalten breite Unterstützung von rund 200 Helfern. Über Spendenaktionen wurden bereits Gelder für notwendige Umbauten im Kloster gesammelt.

Zusammenfassung

  • Drei betagte Nonnen sind gegen den Willen des Ordensoberen ins Kloster Goldenstein zurückgekehrt und weisen den Vorwurf des Gelübdebruchs zurück.
  • Die Schwestern berufen sich auf einen Vertrag, der ihnen lebenslanges Bleiberecht zusichert, und erhalten breite Unterstützung von rund 200 Helfern und zahlreichen Priestern.
  • Der Propst hält ein Gespräch derzeit für nicht sinnvoll und sieht das Pflegeheim als den sichereren Ort, während Investitionen ins Kloster ausbleiben.

Die Rückkehr dreier hochbetagter Nonnen in das leer stehende Kloster Goldenstein in Elsbethen bei Salzburg sorgt weiter für starkes Medieninteresse. Eine Lösung im Konflikt mit dem für sie zuständigen Ordensoberen, Propst Markus Grasl vom Augustinerstift Reichersberg in Oberösterreich, zeichnet sich aber nicht ab - im Gegenteil.

Die drei Ordensschwestern wiesen nun den Vorwurf des Prälaten, dass sie mit der "Hausbesetzung" ihr Gelübde brechen würden, zurück.

Der Sprecher des Propsts, der externe PR-Berater Harald Schiffl, hatte am vergangenen Freitag gegenüber dem Internetportal katholisch.de betont, die Frauen hätten bei ihrem Eintritt ins Kloster versprochen, ihrem Oberen Gehorsam zu leisten.

"70 Jahre menschlich gehandelt"

"Zwischen Gelübde und Gelübde besteht ein Unterschied", sagte dazu Schwester Bernadette, mit 88 Jahren die älteste der drei Nonnen, am Montag zur APA. "Ich habe seit meinem Eintritt in den Orden 70 Jahre lang immer menschlich gehandelt."

Die drei vor gut zwei Wochen ohne das Wissen und gegen den Willen des Ordensoberen aus einem Pflegeheim nach Goldenstein zurückgekehrten Frauen verwiesen erneut auf einen Vertrag mit Stift Reichersberg, der ihnen zusichere, bis zum Lebensende im Kloster bleiben zu können. "Das wurde gebrochen", sagte Schwester Bernadette. Im Heim hätte sie sich und ihre Mitschwestern Regina (86) und Rita (81) nicht wohlgefühlt. Mit vielen Bewohnern sei keine Kommunikation möglich gewesen, weil diese nicht mehr sprechen können.

Drei Nonnen auf Weg vor Kloster

Die Schwestern kehrten Anfang September in ihr Kloster zurück 

Kloster Goldenstein von außen

Das Kloster Goldenstein 

Drei Nonnen auf einem Weg

Die Augustiner Chorfrauen auf einem Spaziergang

Drei Klosterschwestern sitzen vor Baum

Die Schwestern Regina, Rita und Bernadette

Schwestern mit geregeltem spirituellen Leben überfordert?

Propst Grasl hatte hingegen betont, dass die Schwestern schon 2023 mit einem geregelten spirituellen Leben überfordert gewesen waren - "auch das war ein Grund, warum in Absprache mit den Schwestern die Übersiedlung in ein Pflegeheim beschlossen wurde."

Ein selbstständiges Leben in Goldenstein sei aufgrund des hohen Alters und der prekären gesundheitlichen Situation der Schwestern sowie der ordensspirituellen Erfordernisse und des baulichen Zustands des Klosters nicht mehr möglich und vertretbar gewesen.

Keine Lösung in Sicht

Wie Sprecher Schiffl sagte, hätten die Nonnen es vor Jahren verweigert, dass ihr Kloster barrierefrei und altersgerecht umgebaut werde. Mit der Übersiedlung in das Pflegeheim hätte man dann eine vernünftige Lösung gefunden. "Die Schwestern selbst scheinen das alles vergessen zu haben." Faktum ist, die Frauen sind zum Teil auf den Rollator angewiesen. Sie leben im vierten Stock des Klosters und müssen für den Weg in den Garten oder in die Klosterkapelle mühsam die Treppen hinab und hinauf steigen. Der bis zu ihrem Auszug vorhandene Treppenlift wurde mittlerweile abgebaut.

"Uns geht es herrlich"

"Uns geht es herrlich", betonten die drei Schwestern am Montag. "Wir haben unseren inneren Frieden und unsere innere Ruhe wieder gefunden" - trotz des (Medien-)Rummels. "Wir wollten die ganze Aufmerksamkeit nicht. Wir wollen unser Klosterleben führen", betonte Schwester Rita (81). Und: "Wir bitten, dass wegen der Sache niemand aus der Kirche austritt."

200 Menschen stehen an Seite der Schwestern

Erfreut zeigte sich das Trio über die breite Unterstützung, die es erhält. "Mittlerweile haben uns 80 bis 90 Priester aus aller Welt geschrieben, dass sie bei uns sind. Und dass es richtig ist, was wir machen." Aus Norddeutschland habe sich ein Pfarrer gemeldet, der gerne anreisen würde, um die heilige Messe in Goldenstein zu lesen.

Das Netzwerk an Helfern, das die drei Frauen in ihrem Alltag unterstützt, sei mittlerweile auf rund 200 Personen angewachsen, sagte ein Unterstützer am Montag zur APA: Ärzte, Krankenschwestern, Reinigungskräfte, aber auch Handwerker oder Leute, die im Garten mithelfen. Dazu kämen unzählige Sachspenden - und mittlerweile auch Bargeld, vor allem, um den dringend benötigten Treppenlift wieder einzubauen und Sanitäranlagen zu adaptieren. Über den für die Schwestern angelegten Instagram-Account seien binnen drei Tagen rund 10.000 Euro zusammengekommen.

"Wir sind nicht böse auf Probst"

"Kontakt mit dem Probst gab es bisher nicht. Obwohl ich ihn angerufen habe", sagte Schwester Rita. "Wir würden sehr gerne mit ihm sprechen. Wir sind aber nicht böse auf ihn. Wir wollen einfach ein gutes Einvernehmen.

 Wie Schiffl sagte, gebe es allerdings in der aufgeheizten Situation keine Chance, mit vernünftigen Argumenten durchzudringen und Gehör zu finden. "So wie es gerade ist, ist ein persönliches Gespräch nicht sinnvoll."

"Tut der Kirche nicht gut"

Er denke, dass das Verhalten der Frauen kirchlicherseits nicht einfach so hingenommen werden könne. "Es tut der Kirche nicht gut, wie sich diese drei Ordensfrauen verhalten." Und: "Es gibt Menschen, die das bewusst befeuern." Der beste und sicherste Ort für die Schwestern sei das Pflegeheim, wo sie umsorgt werden. "Dort haben sie alles, was sie brauchen." Es sei fahrlässig, sie im Kloster zu belassen." Und: "Es werden seitens des Propstes keine Investitionen mehr in das Kloster getätigt werden."

Die Schwestern wollen allerdings weiter dafür kämpfen, dass sie bleiben können.

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