Niederösterreicher als Astrofotograf: Mit dem Handy in den Weltraum

Im Leben jedes Menschen gibt es Sternstunden, Momente, in denen ein Traum in Erfüllung geht. Im Falle von Robert Grögler war es eine eMail vor drei Jahren. Eine, die der Amateur-Astronom aus Enzesfeld-Lindabrunn (Bezirk Baden) anfangs kaum glauben konnte. Denn sie kam aus den USA – von der NASA.
Ob er ein Foto von Grögler für sein neues Buch verwenden dürfe, fragte da NASA-Wissenschafter Sten Odenwald. Dem Niederösterreicher war ein spektakuläres Foto vom Kometen Neowise gelungen, das er in einer Facebook-Gruppe veröffentlicht hatte. Dort war es dem NASA-Experten aufgefallen. Das alleine ist schon etwas Besonderes. Noch ungewöhnlicher ist aber, dass das Bild mit einem Handy aufgenommen wurde.

Robert Grögler
Klingt ganz einfach ...
„Das Weltall fasziniert mich von Kindheit an, seit ich ein Teenager war, ist die Astronomie mein großes Hobby“, erzählt der 53-Jährige. Wegen eines schweren Unfalls vor ein paar Jahren ist er in Frühpension, „da habe ich mehr Zeit für die Sterne“.
Angefangen hat er mit einem kleinen Teleskop. Mit „Learning by Doing“ wuchs das Wissen und das Equipment. Fotos von seinen nächtlichen Beobachtungen machte Grögler aber lange keine. „Der Aufwand war früher einfach sehr groß. Und das Teleskop hat schon an die 60 Kilo, da will ich nicht auch noch eine schwere Kameraausrüstung mitschleppen.“ Doch irgendwann kam ihm die Idee, Sternenbilder mit dem Handy zu machen. „Ich habe mir gedacht, probier’ ich es halt einmal. Das Handy habe ich schließlich immer dabei.“
Das Problem: Mit seiner Idee war er so ziemlich alleine. Jedenfalls in Europa. „Von den meisten Astronomen wurde Handy-Fotografie immer negiert, mit der Begründung, dass es nicht geht. Aber ich habe recht, dass es doch geht“, sagt er mit einem Schmunzeln.

... ist es aber nicht
Und wie geht das? „Ich verwende ein ganz normales Handy. Wichtig ist nur, dass man bei der Kamera alles manuell einstellen kann“, erklärt Grögler. Also Handy einfach ans Okular halten und abdrücken bringt nichts – außer unbrauchbare Bilder. „Es steckt schon einiges an Know-how dahinter“, erzählt der Meister-Fotograf. Das meiste hat er sich selbst beigebracht, Anleitungen oder Kurse gab es auch keine.
„Ich arbeite mit einem computergesteuerten Teleskop, das die Sterne am Himmel in ihrer Bewegung verfolgt. Das Handy ist am Okular befestigt, die Belichtung beträgt zumindest 30 Sekunden“, erzählt Grögler. Dabei hat er sich auf die Jagd nach „Deep Sky“-Objekten spezialisiert, also Galaxien, Sternhaufen und Nebel, die sich außerhalb unseres Sonnensystems befinden.
Die Ausbeute wird dann noch am Computer nachbearbeitet. Pro nächtlicher Session bekommt er „zwei bis drei brauchbare Fotos“.
In den USA ist die Astrofotografie etwas populärer, eine entsprechende Facebook-Gruppe hat 6.000 Mitglieder. In Europa ist Grögler aber noch immer ein „Astro-Exot“. Nun hat ihm die deutsche Fachzeitschrift astronomie – Das Magazin einen vierseitigen Bericht gewidmet. „Eine besondere Ehre“, sagt er stolz. Bei seinen nächtlichen Expeditionen steht aber nicht das tolle Bild im Vordergrund. „Bei einer 75 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie, da schaut man ja 75 Millionen Jahre in die Vergangenheit. Vielleicht gibt es die Galaxie gar nicht mehr. Diese unglaublichen Dimensionen, das einzufangen, fasziniert mich.“
Kommentare