Neue NS-Opferdatenbank präsentiert
Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) hat seine Opferdatenbanken erweitert. In einer zahnjährigen Forschungsarbeit gemeinsam mit dem "Karl von Vogelsang Institut" wurden die Namen von Opfern der politischen Verfolgung im Nationalsozialismus erfasst und online gestellt. Damit enthalten die Opferdatenbanken auf der Homepage des DÖW (http://www.doew.at) insgesamt 74.526 Personendaten, davon 63.268 Shoah-Opfer, 4.617 Gestapo-Opfer und 7.971 Opfer politischer Verfolgung. Diese Namen zu finden, wurde auch leichter gemacht, das DÖW hat nämlich seine Homepage überarbeitet.
Die Datenbanken des DÖW werden hauptsächlich von Forschern, Studenten, Schülern, der interessierten Öffentlichkeit sowie Nachkommen von NS-Opfern für Lern- und Forschungszwecke sowie für die Suche von Verwandten genutzt, sie seien aber auch "virtuelle Gedenkorte für Menschen, die den Terror der Nationalsozialsten nicht überlebten", sagte Brigitte Bailer, wissenschaftliche Leiterin des DÖW, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch.
Mit dem aktuellen Projekt liegen erstmals auf konkreter empirischer Forschung beruhende Angaben zur Zahl der Opfer politischer Verfolgung vor. Die Gesamtzahl jener, die im Widerstand aktiv waren, müsse aber viel höher angenommen werden, sagte Bailer. Ungefähr 100.000 Personen seien beispielsweise aus dem einen oder anderen Grund von der Gestapo erfasst worden. Manchen sei es aber gelungen, den Verfolgern zu entkommen oder gar nicht in deren Fokus zu geraten.
Namen und Gesichter statt Zahlen
Dass die neue Datenbank und der Homepage-Relaunch in zeitlicher Nähe zum 75. Jahrestags des „Anschlusses“ Österreichs an das Deutsche Reich präsentiert wurden, sei kein Zufall, sagte Helmut Wohnout vom "Karl von Vogelsang Institut". Mit der Erfassung der Opfer setzte man den immer wieder kehrenden Relativierungsversuchen wissenschaftlich fundierte Fakten entgegen und gebe den Zahlen Namen und Gesichter, so Wohnout.
Die Forschungsdatenbanken stehen auch im Zentrum der neuen Homepage. Die Suche nach Personen sei nämlich eines der Hauptinteressen der User. Die Datenbanken enthalten neben den Namen auch Bilder, eingescannte Originaldokumente wie Totenscheine, Details zu Deportationszielen, Todesorten und an der Tötung beteiligen Institutionen. Gesucht werden kann dabei nicht nur nach Namen, sondern auch nach Orten und Daten. Ergänzt wird die Startseite durch Terminangebote.
Kommentare