Nach der Finanzkrise 2008 hat die langjährige Niedrigzinsphase Kredite billig und gleichzeitig Anlagen am Kapitalmarkt unattraktiv gemacht. Das Geld floss im großen Stil in Betongold – ein Brandbeschleuniger am Wohnungsmarkt. Das trifft Städte im Besonderen: Salzburg und Innsbruck gelten als die teuersten Mietbezirke Österreichs. Der Effekt strahlt aber auch auf die Speckgürtel und darüber hinaus aus.
Vor diesem Hintergrund hat die KPÖ Plus in Salzburg mit Spitzenkandidat Kay-Michael Dankl mit dem Thema Wohnen einen Nerv getroffen. Im Wahlkampf rechnete er vor: „Im Jahr 2010 waren für eine 70-Quadratmeter-Wohnung inklusive Betriebskosten in der Stadt Salzburg im Schnitt 748 Euro fällig. 2022 waren es 1.225 Euro.“
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In der Landeshauptstadt kam die KPÖ mit 21,5 Prozent auf Platz zwei. Landesweit gelang mit sensationellen 11,7 Prozent der Einzug in den Landtag. Das (un)leistbare Wohnen ist in den westlichen Bundesländern kein urbanes Phänomen. Die Kostenspirale dreht sich auch in weiten Teilen des ländlichen Raums auf hohem Niveau.
Das ist in Tourismusregionen besonders spürbar. Sie leiden unter der Kauflust von Interessenten aus dem Ausland – etwa dem Raum München –, die sich ihren Traum vom Urlaubsdomizil oder Zweitwohnsitz realisieren wollen. Auch das ist an Grundstückspreisen abzulesen.
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Das Preis-Spitzentrio bilden laut Städtebund-Analyse die Ferienorte Kirchberg und Kitzbühel sowie Lech in Vorarlberg. Hier werden weit über 1.700 Euro pro Quadratmeter Baugrund gezahlt, der Bundesschnitt liegt bei 84 Euro. Auf weiteren Spitzenplätzen folgen Innsbruck und Salzburg. Nur Wiener Innenbezirke spielen noch in dieser Liga.
In Tirol warnen Bauträger bereits seit einigen Jahren, dass sie beim Kauf von Grundstücken zunehmend nicht mehr mit privaten Bietern mithalten können bzw. die Preise derart hoch wären, dass sich schlicht kein günstiger Wohnraum damit schaffen ließe.
Ein Bundesländervergleich der Statistik Austria zu den Durchschnittsmieten aus dem Jahr 2021 spricht eine klare Sprache und zeigt das West-Ost-Gefälle eindrücklich. Salzburg steht mit 10,1 Euro inklusive Betriebskosten auf Platz eins. Es folgen Vorarlberg (9,8 Euro) und Tirol (9,3 Euro).
Ohne das Thema kommt seit Jahren kein Wahlkampf im Westen aus. Immer wieder wird von der Landespolitik auch an Stellschrauben gedreht – etwa mit Leerstands- oder Freizeitwohnsitz-Abgaben. Eine Trendumkehr ist aber nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Statistik Austria vermeldete im Dezember für das dritte Quartal 2022 österreichweit den höchsten Anstieg der Quartalsmieten seit Beginn der Zeitreihe 2004.
Die Teuerung verschärft die Lage am Wohnungsmarkt. In Innsbruck hat der Gemeinderat am Dienstag eine Mietpreisbremse für 2.500 Stadtwohnungen beschlossen, in denen per 1. Mai die Richtwerterhöhung angestanden wäre. Sozialstadtrat Johannes Anzengruber (ÖVP) verteidigte die Lösung gegenüber Kritikern – auch aus den eigenen Reihen: „Bei uns und den Sozialinstitutionen stehen die Leute Schlange. Die Teuerung ist so extrem wie noch nie.“
Höhere Kosten beim Wohnen, aber auch bei Energie und Lebensmitteln treffen in Tirol und Salzburg auf eine Bevölkerung, in der Arbeitnehmer österreichweit die geringsten Netto-Durchschnittsbezüge erhalten. Die schon bisher bestehende Schere zwischen den höchsten Lebenshaltungskosten und den geringsten Einkommen geht derzeit noch weiter auf.
Eine Gemengelage, die guter Nährboden für Proteststimmen ist. Bei den Landtagswahlen in Tirol holte die unter anderem die Liste Fritz ab, die sich beinahe verdoppelte und mit 9,9 Prozent nur knapp die Zweistelligkeit verfehlte. Eines ihrer Hauptthemen: „Ausverkauf der Heimat stoppen und Wohnen leistbar machen.“
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