Nächtlicher Überfall am Bahnhof: Täter (16) sah sich als Opfer

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Vorbestrafter bestritt am Landesgericht, Jugendlichen beim Bahnhof Mödling beraubt zu haben. Zwei Jahre Haft.

Hauptschulabschluss hat er keinen. Den will er gerade nachholen, sagt der 16-Jährige auf der Anklagebank am Landesgericht Wiener Neustadt. Auf zwei Vorstrafen hat es der syrische Staatsbürger aber schon gebracht. Wegen schweren Raubes und wegen Sachbeschädigung wurde der Jugendliche aus dem Bezirk Mödling in den Jahren 2023 und 2024 bereits rechtskräftig verurteilt.

Dass ihn die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt nun schon wieder des Raubes bezichtigt, kann er gar nicht verstehen. "Natürlich nicht schuldig“, antwortet er auf die Frage der vorsitzenden Richterin nach seiner Verantwortung.

Was war passiert?

In der Nacht zum 19. Oktober 2024 war ein Passant gegen 4 Uhr morgens am Bahnhof Mödling ins Visier einer Gruppe von fünf oder sechs Jugendlichen geraten. "Sie haben ihn gefragt, ob er Geld oder Zigaretten für sie habe“, schildert die Staatsanwältin im Prozess am Freitag. Als der Mann verneinte, sei der Angeklagte auf ihn zugekommen, habe gefragt, warum er "so frech“ sei und erneut Bargeld oder Zigaretten verlangt.

Schläge ins Gesicht

Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, habe der 16-Jährige dem Opfer mehrere Schläge ins Gesicht versetzt und gemeint: „Gib her, sonst nehm ich dir dein Leben.“ Erst als er 50 Euro erhalten habe, sei die Gruppe davongelaufen, erinnert sich das Opfer. Er habe zum Zeitpunkt des Überfalls gerade mit einem Freund telefoniert und diesen gebeten, die Polizei zu alarmieren.

Doch der einschlägig Vorbestrafte bleibt dabei. „Ich habe damit nichts zu tun.“ Die Nacht zum 19. Oktober habe er mit einem Freund zu Hause verbracht. "Es gibt dazu auch ein Video, auf dem mein Freund mit meiner Katze auf meinem Bett spielt“, sagt er. Was man getan habe, fragt die vorsitzende Richterin. "Ferngesehen und Videospiele gespielt. Was Jugendliche halt so machen“, lautet die rasche Antwort.

Verteidigung

Seine Aussage werde im Übrigen auch durch das Anrufprotokoll seines Handys bestätigt, meint der Syrer. Darauf finde sich in der fraglichen Nacht nämlich kein einziger Anruf seiner Mutter. "Wenn ich spät nach Hause komme, ruft sie mich aber ständig an. Sie macht sich immer Sorgen.“

Ob er sich erklären könne, warum ihn das Opfer des Überfalls zweimal wiedererkannt habe, will die Richterin vom 16-Jährigen wissen. Kann er. "Die Polizei hat ihm ein Foto von mir gezeigt, weil sie schon wussten, wer der Täter sein soll“, übt sich der Angeklagte in Verschwörungstheorien.

Von Opfer wiedererkannt

Dabei hat er noch kurz davor eben dieses Bild als untauglich bezeichnet, um ihn darauf identifizieren zu können: "Das wurde nach meiner letzten Verhaftung gemacht, da war ich müde und mein Gesicht war ganz angeschwollen. Das schaut mir überhaupt nicht ähnlich.“

Als der Überfallene den Syrer nach dem Vorfall in Mödling sah, erkannte er ihn erneut eindeutig als Täter wieder, wie er beteuert. Der Schöffensenat glaubt ihm. Das Urteil, zwei Jahre Haft, ist nicht rechtskräftig.

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