Nach über 40 Jahren: Vollbremsung für GTI-Treffen in Reifnitz
Neun Minuten sind es zu Fuß vom Hotel Rosmann in Reifnitz am Wörthersee bis zum inoffiziellen Wahrzeichen der Gemeinde. Nicht dem Wörthersee, sondern einem GTI, geformt aus Stein, der mitten auf einem Parkplatz thront.
Aufgestellt anlässlich des sechsten GTI-Treffens in Reifnitz, der heimlichen Hochburg, der Tuner-Fans. Nur ob und wie viele PS-Freunde das versteinerte Auto heuer besuchen werden, ist unklar.
Denn die Gemeinde Reifnitz hat am Montag völlig überraschend das offizielle GTI-Treffen abgesagt. Nicht nur heuer, sondern für immer.
In der Erklärung von Bürgermeister Markus Perdacher (ÖVP) werden "zunehmende Kritik und abnehmende Akzeptanz" als Gründe genannt. Sowie: Der Klimaschutz.
100.000 Besucher in vier Tagen
Durchaus überraschend für eine Gemeinde, die sich seit 1982 (dem ersten Treffen der Tuner) traditionell am Christi-Himmelfahrts-Wochenende für vier Tage "Gib Gummi" verschrieben hatte. 100.000 Besucher an einem verlängerten Wochenende inklusive.
"Aber die Zeiten ändern sich. So viel Kraftstoff an einem Ort zu haben, ist nicht mehr zeitgemäß. Vielleicht veranstalten wir ja künftig andere Treffen", sagt Perdacher.
Eine Idee ist, dass man die bisher für "Großevents genutzten Areale einer neuen Bestimmung zuführen" möchte. Bedeutet dies gar das Aus des GTI-Steins?
Frau Gerti, Chefin des Hotels Rosmann, glaubt nicht daran. Weder an das Ende des Steins, noch an jenes des Besucherzustroms von Tunern. "Ich kann nur sagen, wir sind voll gebucht für Christi-Himmelfahrt." Mit Tuner-Fans? "Wer ist das nicht in Reifnitz? Wir leben davon. Die Leute werden auch ohne offizielles Treffen kommen. Das haben sie schon bei Corona gemacht."
Ansturm auch ohne Treffen
Womit Frau Gerti nicht so unrecht haben könnte. Bereits in den vergangenen drei Jahren waren die offiziellen Tuning-Treffen pandemiebedingt abgesagt worden. Die PS-Liebhaber waren trotzdem gekommen. Was 2022 sogar zu einer Sperre des Ortskerns des sonst so beschaulichen Veldens geführt hatte.
Am Faaker-See, zweiter GTI-Hotspot Kärntens, begrüßt man jedenfalls die offizielle Absage, des offiziellen Treffens. "Das entspricht ganz unserer Haltung. Alles andere ist einfach nicht mehr", erklärt Georg Overs, Geschäftsführer der Region Villach Tourismus im KURIER-Gespräch.
In Reifnitz selbst wollen die wenigstens Bewohner über die Absage mit der Zeitung sprechen. "Die Betriebe sind natürlich nicht glücklich. Das war gutes Geld. Aber die Anwohner sind erleichtert", fasst es der Bürgermeister zusammen.
GTI-ler seien übrigens weiterhin willkommen. "Ob wer einen Mercedes, BMW oder GTI fährt, ist mir egal. Solange er sich benehmen kann, ist er bei uns als Gast willkommen", sagt Perdacher. Auch am Christi-Himmelfahrts-Wochenende? Die kurze Antwort: "Das ganze Jahr: Wir sind eine Tourismusgemeinde und keine Gemeinde, die keine Autos mehr haben will."
Zukunft des GTI-Steins
Und was passiert nun mit dem GTI-Stein. "Solange ich Bürgermeister bin, wird dieser Stein stehen bleiben." Nachsatz: Und sollten bald alle nur mehr mit E-Bikes anreisen, würde man sich vielleicht eine Ergänzung überlegen.
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