Nach Notfällen mit Todesfolge: Steiermark will Notarztsystem "optimieren"

Nach Notfällen mit Todesfolge: Steiermark will Notarztsystem "optimieren"
Notärzte-Bezahlung wird geprüft. Ein zweiter Hubschrauber soll nachtflugtauglich gemacht werden.

Zwei medial kolportierte Notfälle mit Todesfolge in der Steiermark haben in den vergangenen Tagen Kritik am Notarztwesen laut werden lassen. Die steirische Landesregierung hat sich am Dienstag bei einem eilig einberufenen Krisengipfel unter anderem mit Vertretern von Ärztekammer und Rotem Kreuz auf Maßnahmen geeinigt: Die Notärzte-Bezahlung wird in den kommenden drei Wochen von einer Arbeitsgruppe geprüft. Einen zweiten Notarzt-Hubschrauber will man nachtflugtauglich machen.

Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) dankte vorweg den rund 350 steirischen Notärztinnen und Notärzten, die "täglich Leben retten". Mit den beiden bekannt gewordenen Fällen, bei denen es Kritik gab, machte man teils "österreichweite Probleme", teils auch überregionale Probleme verantwortlich. Dennoch könne man auch im steirischen System "optimieren", so Drexler. Konkret werde die Arbeitsgruppe den "scheinbar lukrativeren Dienst" in den Impfstraßen mit den Notarztdiensten vergleichen und mögliche Ungleichheiten "glätten". Zudem müsse besonders für den ländlichen Raum mehr Anreiz für Notärzte geschaffen werden.

Tele-Medizin weiter forcieren

Von den drei Notarzt-Hubschraubern in der Steiermark ist bisher nur einer (der C17 des ÖAMTC in St. Michael, Anm.) nachtflugtauglich, ein zweiter soll es nun werden, kündigte der LH an. Drittens will man die Tele-Medizin im Notarztwesen weiter forcieren. Laut Landesrettungskommandant Peter Hansak vom Roten Kreuz ist ein neues Sanitätsgesetz nötig. Das alte sei nach rund 20 Jahren nicht mehr zeitgemäß. Ein Pilotprojekt habe gezeigt, dass Tele-Medizin sehr gut angenommen werde. Damit wolle man nicht den Notarzt ersetzen, aber dieser könne beispielsweise per Videoanruf zugeschaltet sein. Der Sanitäter am Ort des Geschehens sei dann der "Vermittler", so Hansak. Das Sanitätsgesetz sei aber Sache des Bundes, wurde betont. Als weitere Maßnahme will man bei der Ausbildung noch an Rädern drehen.

Die beiden Notfälle mit Todesfolge sollen zudem von einer externen Kommission aus Expertinnen und Experten überprüft werden. Man wolle schauen, ob da Fehler gemacht wurden, sagte Drexler. Hansak betonte, dass das Notarztsystem "hervorragend" sei. Ängste wegen Lücken bei den Diensten könne er nicht nachvollziehen. Wenn ein Notarzt gerade nicht zur Verfügung stehe, könne man auf First Responder, Visitendienste oder auch auf ausgewählte niedergelassene Ärzte zurückgreifen: "Das funktioniert seit langem sehr gut." Anpassungen seien aber bei den erlaubten Versorgungen, die Sanitäter durchführen dürfen, nötig: "Wir haben da genug Erfahrung gesammelt", um neue gesetzliche Möglichkeiten einzuführen, ist Hansak überzeugt.

Kritik vonseiten der FPÖ

FPÖ-Gesundheitssprecher Marco Triller ließ nach dem Pressegespräch via Aussendung wissen: "Die Grundproblematik ist der grassierende Ärztemangel." In diesem Bereich habe die schwarz-rote Landesregierung vieles verschlafen und nun bestünden massive Missstände. Man wolle die Vorhaben auf ihre Tauglichkeit prüfen und die Wirkung der Maßnahmen mittels Anfragen beleuchten. Seitens der steirischen Grünen hieß es: "Es ist furchtbar, dass es erst zu tragischen Todesfällen in der Obersteiermark kommen musste, bevor der Landeshauptmann die Reißleine zieht und einen Krisengipfel einberuft." Schnell greifende Lösungen würden nun aber immer noch fehlen.

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