Nach fast drei Jahren Bauzeit erstrahlt das historische Ensemble aus Straubinger, Badeschloss und Post, in neuem Glanz. Dahinter liegt eine lange Leidensgeschichte. Für die Hotels und noch viel mehr für den einstigen Weltkurort Bad Gastein. Mehr als drei Jahrzehnte verfielen die Gebäude und wurden zum Schandfleck .
Land kaufte Ensemble
Bis das Land Salzburg 2017 als Zwischenhändler einsprang, die Ruinen erwarb und ein Jahr später an die Hirmer Gruppe aus München weiterverkaufte. Diese entwarf für das Straubinger ein 5-Sterne-Hotel-Konzept, für das Badeschloss ein 4-Sterne-Superior-Konzept. Die offizielle Sternevergabe erfolgt erst.
Das Straubinger, einst, das größte Hotel im Ort, hätte erneut ein Alleinstellungsmerkmal: Erstes Fünf-Sterne-Hotel im Monte Carlo der Alpen. Angerichtet wäre dafür alles, wie der Rundgang zeigt. Die strengen Auflagen des Denkmalschutzes wurden kreativ erfüllt: Die Orginal-Holztüren der 46 Zimmer und Suiten, die es zu erhalten galt, wurden etwa vor die neuen Brandschutztüren gesetzt.
Der völlig neue Spa-Bereich bietet einen Infinitypool mit Blick auf Bad Gasteins Wasserfall und der Festsaal, in dem der legendäre Straubingerball wieder stattfinden soll, besticht mit Marmor.
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Einen Pool gibt es auch im benachbarten 35 Meter hohen Turm des Badeschlosses. Allerdings auch einen ungeplanten Wasserschaden, der die Eröffnung auf 1. Oktober verschiebt. Am Konzept für die Post arbeite man noch.
Zwei neue Paar Schuhe für Bad Gastein
Doch was ist nun der Unterschied zwischen Straubinger und Badeschloss?
Die Antwort findet man im Kaminzimmer des Grand Hotel bei Hoteldirektor Michael Posch: „Hier haben wir den rahmengenähten Lederschuh, drüben den High-End Sneaker.“ Zwei neue Paar Schuhe für Bad Gastein. Hip, getreu dem Motto „Baden“ im Badeschloss, inklusiver grell-gelber Badeleiter in jedem Zimmer.
Gediegen, aber nicht verstaubt im Straubinger. Mit Letzterem wolle man die einstigen Gäste des Straubingers bzw. ihre Kinder und sogar Kindeskinder ansprechen. Zahlungskräftig jedenfalls, wobei sich für Posch dabei ein Problem ergibt: Die Infrastruktur des Ortes.
Denn alles, was sich rund um den Straubingerplatz befindet, ist weit von einer Sternekategorisierung entfernt. Nach wie vor verfallen Haus Austria und Kongresszentrum weiter vor sich hin. Wenn auch gut abgeschirmt von Bauzäunen.
„Fakt ist, unsere Gäste müssen erst durch ein Nirvana gehen, bevor sie eine gewisse Auswahl an Geschäften erreichen. Wir brauchen nicht Gucci oder Prada, aber ein Angebot“, ist Posch deutlich.
Bad Gasteins Bürgermeister, Gerhard Steinbauer (ÖVP) widerspricht dem nicht: „Er hat nicht unrecht. Der Straubingerplatz war ein erster wichtiger Schritt, nun muss es weitere geben.“
Kein Kontakt zum einstigen "Retter von Gastein"
Zum Besitzer des Hauses Austria und des Kongresszentrums Philippe Duval, dessen Vater einst als Retter von Gastein gefeiert und auch Ex-Besitzer des Straubinger-Ensembles, hat man keinen Kontakt.
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Deutlich ist der Hoteldirektor auch bei dem Punkt, was er für seine Hotels und Bad Gastein will: eine Ganzjahresdestination, sagt jener Mann, der seit mehr als 30 Jahren im Tourismus tätig ist. Zuletzt für Luxushotels in Montenegro. „Mit Bad Gastein habe ich jeden Tag ein Deja-Vu.“
Bad Gastein muss fokussieren
Was das genau heißen soll? „Bad Gastein hat so viel, vielleicht zu viel, dass man erst herausfinden muss, worauf der Fokus gelegt wird.“ Pause: „Manchmal entsteht der Eindruck, dass sich die Einheimischen auf ihren Lorbeeren von früher ausruhen.“
Früher, als Größen wie Falco, der Schah von Persien, oder Liza Minnelli im Ort urlaubten.
Auch im Straubinger ist es ein weiterer Promi-Name, den man neben Bismarck an diesem Tag begegnet. Im Keller des Hotels, der Küche. Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann absolvierte hier seine Lehre.
Vielleicht nicht Welt-, aber doch Kochgeschichte.
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