Mutter wegen Mordversuchs an Baby vor Gericht

Symbolbild
Die Frau stellte nach einem Ehestreit den Kinderwagen auf die Gleise der Lokalbahn.

Eine 24-jährige Mutter ist am Donnerstag wegen versuchten Mordes an ihrem Baby in Salzburg vor einem Schwurgericht gestanden. Sie soll nach einem Streit mit ihrem Mann den Kinderwagen mit ihrem fünf Monate alten Sohn auf den Gleiskörper der Lokalbahn gestellt und sich danebengesetzt haben. Die Tunesierin beteuerte ihre Unschuld. Sie habe ihren Mann nur zwingen wollen, dass er zu ihr zurückkehrt.

Szene wurde aufgezeichnet

Die sehr gefährlich wirkende Szenerie hatte sich am 19. Juni 2015 um Mitternacht bei einem Bahnübergang im Salzburger Stadtteil Itzling abgespielt. Einige vorbeikommende Autofahrer, die den Kinderwagen auf dem Gleis bemerkten, reagierten prompt. Sie versuchten ihn vom Gleis wegzuziehen, was anfangs nicht gelang, wie Staatsanwalt Leon-Atris Karisch erklärte. Die offenbar verzweifelte Frau schob den Kinderwagen wieder auf das Gleis. Doch schließlich schafften es die beherzten Passanten doch, die Mutter und ihr Kind vom Gleiskörper zu bringen. Ein Mann stellte sich als Barriere davor. Das ganze Geschehen wurde von einer Videokamera aufgezeichnet und die Aufnahme zum Akt gelegt.

"Keine Tötungsabsicht"

Die Beschuldigte bestritt gegenüber dem vorsitzenden Richter Günther Nocker eine Tötungsabsicht. Sie habe ihr Kind in Wirklichkeit nicht umbringen wollen, sie habe sich vergewissert, dass kein Zug kommt, sagte die 24-Jährige. "Ich habe immer in Richtung der Ampel geschaut. Die Autos fuhren auch hin und her. Ich war mir sicher, dass kein Zug kommt, ich habe nach links und rechts geschaut." Der nächste Zug wäre erst um 2.00 Uhr gekommen, ergänzte ihre Verteidigerin. "Sie war verzweifelt und wütend und hat es auf die Spitze getrieben."

Der Gutachter sei zu dem Schluss gekommen, dass es sich um eine Belastungsreaktion gehandelt habe, die Frau habe Aufmerksamkeit erregen wollen, erläuterte die Verteidigerin. "Sie hat keinesfalls mit einem Tötungsvorsatz gehandelt. Ihr kann allenfalls versuchte schwere Nötigung vorgeworfen werden."

Der Konflikt zwischen dem Ehepaar hat sich am Abend des Vortags entfacht, es war der erste Tag des Fastenmonats Ramadan. Die 24-Jährige hatte am Nachmittag noch eine Freundin im Spital besucht. Danach war offenbar Eile geboten. "Das Abendessen musste um Punkt 21.00 Uhr vorbereitet sein", erzählte die Angeklagte. Sie habe ihren Mann gefragt, warum er nicht bei der Essensvorbereitung mitgeholfen habe. "Ich dachte mir dann, besser nicht mehr diskutieren. Ich habe unseren Sohn genommen und bin mit ihm ins Schlafzimmer. Mein Mann hat dann das Essen in die Toilette geschmissen."

"Du wirst mein Gesicht nicht mehr sehen"

Am folgenden Tag habe sie ihren Mann oftmals angerufen, ihn aber erst gegen 22.00 Uhr erreicht. "Er sagte zu mir: 'Du wirst mein Gesicht nicht mehr sehen'. Ich war wütend. Ich dachte mir, möglicherweise hat er eine andere Frau", erklärte die Angeklagte. Als sie beim Gleiskörper war, habe sie immer wieder ihren Mann angerufen. "Ich sagte, 'wenn du nicht zurückkommst, bleibe ich am Bahngleis sitzen. Ich werde mich und meinen Sohn umbringen.' Das habe ich nur gesagt, ich wollte das nicht durchführen", übersetzte eine Dolmetscherin die Angaben der Frau, die seit Februar 2014 in Österreich lebt.

Der Prozess wird morgen, Freitag, fortgesetzt.

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