Motorradunfälle: 245 weiße Kreuze mahnen

Motorradunfälle: 245 weiße Kreuze mahnen
Ein Fünftel aller Todesopfer im Straßenverkehr sind Motorradlenker. Land Steiermark will gegensteuern.

„Uns ist bewusst, dass wir ein drastisches Zeichen setzen“, überlegt Maria Knauer-Lukas, Leiterin der Verkehrsabteilung in der steirischen Landesregierung. „Aber wir zeigen die Fakten auf, wir zeigen die nackte Wahrheit.“

Sichtbare Unfallstellen

Diese Fakten sind betrüblich: Seit 2000 starben 312 Motorradfahrer in der Steiermark bei Unfällen, 245 von ihnen auf Freilandstraßen. Dort, wo die Opfer ums Leben kamen, ließ Verkehrslandesrat Anton Lang (SPÖ) weiße Kreuze aufstellen, für jeden Toten eines. „Damit machen wir die Unfallstellen sichtbar.“

245 weiße, auch nachts sichtbare Mahnzeichen, nicht 312: An den Unfallpunkten in Ortsgebieten konnten die Kreuze aus Sicherheitsgründen nicht montiert werden.

Ziel der jüngsten Kampagne des Landes ist es, Unfallzahlen zu reduzieren und Motorradlenker aufzurütteln. Denn verglichen mit dem Anteil der Biker am gesamten Kfz-Aufkommen ist deren Opferbilanz eine ungleich schlechtere: Nur zwei Prozent der Fahrleistung insgesamt wird mit einem Motorrad zurückgelegt doch 22 Prozent aller Verkehrstoten sind Lenker oder Beifahrer eines Motorrads.

Opferzahl steigt

Auffallend sei auch, dass die Motorradunfälle verglichen mit jenen anderer Verkehrsmittel zunehmen, mahnt der Experte: Während die Anzahl der Todesopfer im Straßenverkehr generell gesunken ist, ist jene der getöteten Motorradlenker in den vergangenen drei Jahren von zehn auf 11,4 Prozent gestiegen. 2019 etwa starben 42 Menschen bei Autounfällen, gleich an zweiter Stelle folgen mit 16 Opfern die Biker. Bis auf eine Frau (sie war Beifahrerin, nicht Lenkerin) alles Männer.

Zu schwere Maschinen

Vor allem an die Wiedereinsteiger appelliert Peter Felber, Leiter des Kuratoriums für Verkehrssicherheit in Graz, Fahrtrainings zu absolvieren. „An die Jungen kommen wir durch den mehrstufigen Führerschein gut heran. Aber die Älteren haben irgendwann einmal den A-Schein gemacht, haben jetzt das Geld, sich schwere Gefährte zu kaufen und haben die dann einfach nicht im Griff.“

Zu Kurs motivieren

Maria Knauer-Lukas hofft, über Kooperationen etwa mit Händlern auch an diese Altersgruppe heranzukommen und mittels Gutscheinen zu Fahrkursen motivieren zu können. „Es ist ganz schwierig, diese Gruppe zu erreichen, die nach Jahrzehnten wieder in das Motorradfahren einsteigt.“

Die Statistik unterstreicht die Einschätzung der Experten. Von den 16 im Vorjahr getöteten Motorradlenkern gehörten zehn zur Altersgruppe 50 Jahre oder mehr, 2018 mit ebenso vielen Todesopfern waren acht 50 Jahre oder älter. „Das sind nicht unbedingt die Raser, die mit 150 fahren“, erläutert Felber. „Aber als Motorradfahrer fährt man sehr oft am Limit, und dann können viele nicht mehr reagieren.“

Übermüdet und am Wochenende

Auch die Auswertung der Unfallzahlen in Bezug auf die Wochentage spricht für Lenker, die ihr Hobby nur selten ausüben: Die meisten Unfälle mit Todesopfern gab es laut Langzeitstudie von 2000 bis 2019 am Wochenende (50 Prozent), und zwar großteils am Nachmittag. „Das ist ähnlich wie bei Skiunfällen“, analysiert Felber. „Man ist länger unterwegs, es kommt zur Übermüdung.“

Kommentare