Weingut-Bande: Mordverdächtiger ging in der Steiermark mit Clan auf Einbruchstour
Gut zwei Monate liefen die Ermittlungen. Polizeikräfte aus ganz Österreich wurden in der Steiermark zusammengezogen. Über die Hintergründe hielt man sich bedeckt. Nun ist bekannt, warum.
Wie dem KURIER bestätigt wurde, konnte in der Nacht auf vergangenen Freitag in Kapfenstein in der Südoststeiermark ein hochprofessioneller und gefährlicher slowenischer Clan auf frischer Tat gefasst und fünf Verdächtige festgenommen werden. Die Bande hatte sich auf Dämmerungseinbrüche in Weingüter, Buschenschenken und luxuriöse Einfamilienhäuser und Villen spezialisiert.
"Die Verdächtigen sind seit September gewerbsmäßig in Wohnhäuser im Grenzgebiet eingebrochen, die gewinnversprechend ausgeschaut haben. Dabei wurden Schmuck und Bargeld gestohlen, sowie Tresore aufgebrochen oder entwendet. Wir gehen aktuell von einer Schadenssumme von 150.000 Euro aus", bestätigt Markus Lamb, Pressesprecher der Landespolizeidirektion Steiermark.
Vier Männer und eine Frau in Haft
Die vier Männer und eine Frau befinden sich in Haft. Unter ihnen soll sich auch ein Mann befinden, der im Zusammenhang mit einem dreifachen Mord von der slowenischen Polizei gesucht wird. Von der Landespolizeidirektion Steiermark hieß es dazu lediglich, dass man diese Information prüfe. Ein weiterer Festgenommener soll ein geflüchteter Häftling sein, der bereits wegen schweren Raubes verurteilt wurde. Wie ernst die Polizei in der Steiermark die Gefahr, die von der Bande ausging, genommen hat, beweist auch der Umstand, dass die Spezialeinheit Cobra zur Unterstützung bei der Jagd nach den Verdächtigen hinzugezogen wurde.
Konvoi
Vergangenen Dienstag staunten Autofahrer auf der Südautobahn in Niederösterreich deshalb nicht schlecht, als sie im Minutentakt von zivilen Einsatzbussen mit Blaulicht überholt wurden. Ein Konvoi von acht Fahrzeugen der Cobra raste abends von Wiener Neustadt in Richtung Graz. Das dortige Landeskriminalamt hatte den Tipp bekommen, dass ein geplanter Coup der Bande anscheinend unmittelbar bevor stand. Deshalb musste es schnell gehen, die Observationsteams der Antiterroreinheit mussten sich unbemerkt in Stellung bringen. Tagelang wurden die Verdächtigen in der Südoststeiermark verfolgt, fotografiert und jeder Schritt von ihnen überwacht.
Hubschrauber zur Unterstützung
Ebenfalls im Einsatz stand phasenweise der Polizeihubschrauber aus Kärnten, der die Uniformierten aus der Luft unterstützte. Die Täter nutzten wohl vor allem die Nächte, um von Slowenien über die Grenze kurzfristig in die Steiermark für Beutezüge zu reisen. Im Visier hatten sie dabei vor allem Tresore in den besagten Weingütern und luxuriösen Einfamilienhäusern. Home Invasions, bei denen Kriminelle auch in Kauf nehmen, dass sie bei Einbrüchen auf anwesende Bewohner treffen, sollen nicht zum "Spezialgebiet" der Kriminellen gezählt haben. Insgesamt wird der Clan mit Familienstruktur mit mindestens zwölf Coups in Verbindung gebracht.
Ständige wechselnde Fahrzeuge
Bei ihren Einbrüchen ging die Bande äußerst professionell vor. Offenbar im Bewusstsein, dass sie bereits im Visier der Exekutive stehen könnten, reisten sie für ihre Beutezüge stets mit wechselnden Fluchtfahrzeugen an. Um so den Ermittlern keine Chance zu geben, sie anhand der Fahrzeuge zu überführen, oder gar Peilsender anzubringen.
Doch genau diese Fahrzeuge könnten der Polizei nun Hinweise liefern. "Wir bitten gerade Anrainer im Raum Südoststeiermark, uns verdächtige Fahrzeuge mit slowenischen Nummerntafeln zu melden, die sie seit September beobachtet haben", sagt Polizeisprecher Lamb.
Hinweise werden unter der Telefonnummer 059-133- 60 3333 entgegengenommen.
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