Streit eskalierte
Die junge Mutter war zuletzt in der Nacht auf 7. Dezember 2005 in der Wohnung ihres Ex-Mannes in Wien-Donaustadt gesehen worden. Nach einem Streit verließ die 32-Jährige gegen 20 Uhr die Wohnung. Am nächsten Tag kam sie noch mal zur Wohnung und brachte dem Mann etwas für die gemeinsame, zweijährige Tochter.
Laut einem Bericht des Innenministeriums kam sie damals in einem dunklen Wagen, den ein Unbekannter fuhr. Sie stieg wieder in das Auto ein und wurde nie wieder gesehen. Die Polizei nahm daraufhin Ermittlungen auf. Auch die Mordkommission wurde eingeschaltet, Dutzende Zeugen und mögliche Verdächtige wurden befragt. Ohne Erfolg.
Das Verfahren wurde daraufhin erst eingestellt, dann wiederaufgenommen. Die Ermittler wollten ein Grundstück in der Donaustadt genauer unter die Lupe nehmen. Handydaten von Frau G. brachten Ermittler auf diese Spur. Aber auch dort fand man keine Beweise. Deshalb musste die Staatsanwaltschaft den Fall im Februar 2006 vorerst ad acta legen.
Wiederaufnahme
Im Mai 2007 wurde der Fall dann dennoch wiederaufgenommen. Nun geriet der Ex-Mann von G. erstmals ins Visier der Justiz. „Der Angeklagte war im Juli 2007 kurz in Haft, wurde wegen mangelnder Beweise dann wieder freigelassen“, sagt Gerichtssprecherin Christina Salzborn. Immer wieder hatte sich der Mann in Widersprüche verwickelt, wirklich belastendes Material gab es aber nicht.
Das änderte sich im Zuge von Ermittlungen im Jahr 2020. „Mittels moderner Analysemethoden hat man Blutspuren sowie Telefondaten neu ausgewertet, die den Mann laut Anklage belasten“, erklärt Salzborn. Die Polizei fand Blut von G. und ihrem Ex in dessen Wohnung. Eine Leiche wurde nie gefunden. Seit vergangenem Jahr sitzt ihr Ex-Mann in Untersuchungshaft.
Prozess ab 9. Mai
Die jahrelangen Ermittlungen waren besonders für die Familie der Vermissten eine Belastung. Der Vater der Frau zeigt sich überrascht, dass der Fall eine derartige Wendung nahm: „Das hätte ich nicht erwartet. Einerseits will man nach so vielen Jahren schon wissen, was passiert ist. Andererseits wird das Ganze jetzt auch wieder aufgewirbelt, nachdem die Zeit die Wunden zumindest schon etwas geheilt hatte.“
Er selbst ist als Zeuge bei dem Mordprozess gegen seinen ehemaligen Schwiegersohn geladen. Der Prozess startet am 9. Mai am Landesgericht Wien. Insgesamt sind vier Verhandlungstage anberaumt. Die Hinterbliebenen der Vermissten erhoffen sich davon nur eines: Gewissheit, was vor 17 Jahren mit ihrer Elisabeth passiert ist.
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