Möchtegern-Rocker wegen Erpressung auf der Anklagebank

Möchtegern-Rocker wegen Erpressung auf der Anklagebank
Der Zwei-Mann-Club soll Geld mit Schlägen und Drohungen erwirkt haben.

Es ist ein etwas seltsamer Rockerclub, der am Mittwoch auf der Anklagebank im Landesgericht für Strafsachen in Wien Platz genommen hat. Es handelt sich um sämtliche Mitglieder. In Zahlen: 2 Personen. "Wir sind keine Rocker", erklärt einer der beiden Angeklagten gleich zu Beginn. "Wir sind eine militärische Bruderschaft."

Das "Clubhaus" befand sich im nö. Bezirk Neunkirchen. Von dort stammt auch einer der Angeklagten, der andere ist Wiener. Und glaubt man den Angeklagten, habe man sich dort zu zweit getroffen, um Bier zu trinken und zu grillen. Über kriminelle Machenschaften sei nie gesprochen worden, beteuern beide. "Und wie war das dann bei Ihrer Vollversammlung? Zu zweit? Über Motorräder haben Sie ja auch nicht gesprochen, Sie haben ja keine", hakt der Richter nach. "Wir haben darüber gesprochen, wie wir neue Mitglieder finden. Über das Marketing."

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Doch nicht der Zusammenschluss zum brüderlichen Duett war es, der sie schließlich mit dem Gesetz in Konflikt brachte. Laut Staatsanwältin sollen die Männer im Alter von 33 und 45 Jahren für "eine Fülle von Verbrechen und Vergehen" verantwortlich sein. Unter anderem wegen Erpressung, Suchtmittelhandels und Kinderpornografie.

Im Juli 2022 sollen die Männer ihr späteres Erpressungsopfer kennengelernt haben. Der Mann wollte sie engagieren, Informationen zum neuen Lebensgefährten der Ex zu beschaffen. 3.600 Euro sollten dafür fließen. Doch nur wenige Tage später dürften die Angeklagten den Preis zum ersten Mal nach oben korrigiert haben. Nun wollten sie 4.000 Euro, 1.000 davon sofort. Die Forderungen sollen sie " mit einem System von Druck, Angst und Einschüchterung" gestellt haben. Ein Faustschlag ins Gesicht beim einen Treffen, ein Schuss aus einer Softgun aufs Knie beim anderen. Eine Kalaschnikov (sie stellte sich später als Softgun heraus) am Kopf beim nächsten.

Als Dealer gescheitert

Irgendwann sollte er dann auch Drogen abnehmen, um sie weiterzuverkaufen. "Da bin ich kläglich gescheitert", schildert das Opfer im Zeugenstand.

Und schließlich übergab das Opfer insgesamt 11.000 Euro. 400 Euro allein als Entschuldigung für "respektloses Verhalten" - der Mann soll einer Einladung nicht nachgekommen sein. Als das Opfer nach seiner Größe gefragt wurde  - mutmaßlich um eine geeignete Grube für den Mann auszuheben - wurde schließlich die Polizei eingeschaltet. Im März wurden die Männer verhaftet.

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Die beiden Männer, sie tragen weder Kutten noch erkennbare auffällige Tatöwierungen, bekennen sich großteils schuldig. Um dann doch ihre Schuld in Abrede zu stellen. Wer die Drohungen geschrieben hat? Unklar. Wer sich mit dem Geld bereichert hat? Niemand.

Kinderpornos am Handy?

Doch zumindest gibt einer der Angeklagten zu, nicht gut auf das Opfer zu sprechen gewesen zu sein. "Er hat einmal sein Handy bei uns im Clubhaus vergessen. Ich hab dann Kinderpornos drauf gefunden", behauptet der Erstangeklagte. Diese schickte er auch an seine alte Dienst-Mailadresse. Als weiteres Druckmittel? "Ich war das nicht. Da wär ich ja blöd", sagt der Mann. Sein ehemaliger Chef fand die Bilder dann übrigens und erstattete Anzeige.

Der Prozess wurde für weitere Zeugenaussagen auf den 16. August vertagt.

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