"Bist eine stramme Soldatin": Militärdekan sorgt mit Chats für Wirbel

Die Stiefel von Bundesheer-Soldaten.
Der Militärdekan (60) wurde nach Meldung einer jungen Soldatin nach Wien abgezogen. Jetzt wurde Strafanzeige erstattet.

Gegen die katholische Militärdiözese laufen aktuell Beschwerden und hierarchische Rekurse beim Heiligen Stuhl in Rom, jetzt hat Militärbischof Werner Freistetter ein weiteres Thema am Kochen. Eine 21-jährige Soldatin hat am 22. Oktober "einen Vorfall" mit dem katholischen Militärdekan aus der Steiermark gemeldet, woraufhin das Militärkommando Steiermark tätig wurde. 

Bei weiteren Ermittlungen habe sich herausgestellt, dass es zwischen dem Militärdekan, der heuer 60 wurde, und der jungen Soldatin über längere Zeit hinweg einen - meist vom katholischen Priester initiierten - Chatverlauf gegeben. Dieser wurde vom Bundesheer zumindest so bedenklich eingestuft, dass der Priester von seinem Posten in Graz abgezogen und nach Wien beordert wurde. 

Versetzung nach Wien

Jetzt soll er beim Militärbischof in Wien untergebracht sein. Aus der Militärdiözese wird die Versetzung bestätigt, allerdings will sich Militärbischof Freistetter zu dem Fall gar nicht äußern. Obwohl es sich bei dem Betroffenen um einen Priester der Diözese handelt, sei das "eine Sache des Bundesheeres", heißt es aus dem Büro Freistetters. Ob der Bischof mit dem Betroffenen bereits ein ernstes Wort geredet habe, wurde kommentiert: "Wir warten die Untersuchungen des Bundesheeres ab."

Strafanzeige erstattet

Das Bundesheer bestätigt, dass ein Disziplinarverfahren gegen den Mann eingeleitet wurde, ebenso, dass der Dekan von seinem Posten in der Steiermark abgezogen wurde. Diese Maßnahme der Versetzung, die im Einzelfall getroffen wird, ist die zweite Stufe an möglichen Maßnahmen bei Disziplinarverfahren. Denn bei nicht zu gravierenden Vorwürfen verbleiben die Personen oftmals auch auf ihrem Posten. 

Und für eine Enthebung wogen die Vorwürfe offenbar nicht schwer genug. Aber schwer genug, um am heutigen Freitag gegen den Militärdekan Strafanzeige zu erstatten. Warum erst jetzt? "Es braucht Zeit, alle Informationen einzuholen und auszuwerten", erklärt ein Sprecher des Bundesheeres. 

Damit ruht das Disziplinarverfahren gegen den Mann, bis es ein rechtskräftiges Gerichtsurteil oder eine rechtskräftige Einstellung des Verfahrens der Staatsanwaltschaft gibt.

Neues Treffen als Auslöser

Bei dem "Vorfall" hat es sich um ein neuerliches Treffen des Militärdekans mit der jungen Soldatin in der Belgier-Kaserne in Graz. "Ich war zufällig in der Kaserne und habe gefragt, ob die Soldatin im Dienst ist", erinnert sich der Geistliche an den Tag. Sein Kamerad brachte ihn in den Raum, wo die Soldatin tätig war. "Ich habe die fünf Burschen und sie gefragt, ob sie nicht mit mir Liegestütz machen wollen", ist sich der Priester keiner Schuld bewusst. Unmittelbar danach ist die Sache ins Rollen gekommen. 

Und bei den Erhebungen des Bundesheeres sind eben auch die Chats aufgetaucht. Der Militärdekan hat dem KURIER eine Vielzahl dieser Chats zur Einsicht vorgelegt. "Ihr Unteroffizier hat mir die Soldatin vorgestellt", erinnert sich der Geistliche, sie sei eine religiöse Frau gewesen, deshalb habe er sich kontaktiert.

"Stramme Soldatin"

"Du bist eine wahre stramme Soldatin", schreibt er der jungen Frau. Er lädt sie mehrmals ein, an der Messe teilzunehmen, auch eine Einladung zur Wallfahrt nach Lourdes spricht der Geistliche an die heute 21-Jährige aus. "Ich habe mich für sie eingesetzt, damit sie ihre Beförderung erhält", will der Priester nur Gutes gewollt haben. Auch mit der Nachricht: "Wenn du Lust hast, ich bin im Stift, rein zu besuchen, nur Gutes für Dich." 

Gegenüber dem KURIER betont der Priester: "Hätte sie nur einmal geschrieben, dass sie von mir nicht kontaktiert werden will, hätte ich sie sofort in Ruhe gelassen. Ich habe ihr jetzt ja auch ein Jahr lang nicht geschrieben. Es war naiv von mir, zu denken, dass es ums Religiöse ging."

Er betont, nie mit der jungen Frau alleine gewesen zu sein: "Ich habe eine absolut reine Weste." Jetzt pocht der Mann, der am Freitag Abend eine Lesung aus seinem Buch "Hoffnung" in der Steiermark geplant hat, auf die Unschuldsvermutung und sagt, man solle die zuständigen Stellen prüfen und entscheiden lassen. 

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