Das Kreuz mit der Militärdiözese

In der Militärdiözese ist weiter Feuer am Dach. Wie berichtet, gibt es Diskrepanzen zwischen dem Vermögensverwaltungsrat und der Führungsspitze der Diözese, die zum Rückzug einiger Mitglieder und einer „Reform“ im Bereich der Finanzen geführt haben.
Darüber hinaus laufen Beschwerden über den Umgang von leitenden Offizieren und Beratern des Militärbischofs gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Darin ging es um Frauenfeindlichkeit, Mobbing, Drohungen, um nicht wertschätzender Umgang mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und eine daraus resultierende Schädigung des Ansehens des Bundesheeres.
Ein Jahr Prüfung - für nichts
Die Beschwerde wurde am 10. Juli 2024 bei der parlamentarischen Beschwerdekommission eingebracht und nicht und nicht behandelt.
Jetzt, kurz nach Erscheinen des KURIER-Berichts über die Zustände in der Militärdiözese, gibt es eine Entscheidung, mit 16. Juli 2025 datiert und im Auftrag der Bundesministerin unterfertigt.
Das – typisch österreichische – Ergebnis: Diese Kommission sieht sich nicht zuständig. Denn beim Bischöflichen Vermögensfonds der Militärdiözese handle es sich um eine rein kirchliche Institution, deshalb sei keine Zuständigkeit des Verteidigungsministeriums und des Bundesheeres gegeben.
Was die Beschwerdestelle nicht anführt: Warum sie für das Bewerten der Zuständigkeit über ein Jahr braucht.
"Kein Handlungsbedarf"
Für die Militärdiözese ergibt sich daraus kein Handlungsbedarf. Vielmehr habe Militärbischof Werner Freistetter längst das Gespräch mit dem kritisierten Berater der Militärdiözese und allen Mitarbeitern gesucht und Maßnahmen gesetzt, die „anlassgebende Situation zu entschärfen“.
Der Berater habe sich als „langjähriger, anerkannter Mitarbeiter nichts zu Schulden kommen lassen und wird auch weiter für das Militärordinariat tätig sein“.

Militärbischof Werner Freistetter bei der Weihe eines Altars.
Österreichweit Enttäuschung
Nach dem KURIER-Bericht meldeten sich Mitglieder der Militärdiözese aus ganz Österreich. Was alle einte: Die Sorge, dass aufgrund der Vorgänge in der Führung der Militärdiözese diese wichtige Institution Schaden nehme.
Etwa durch die von Generalvikar Peter Papst eingeleitete Reform, die eine „Neuordnung der Finanzverwaltung des Militärordinariats“ zur Folge hat.
Denn für Mitglieder des aufgelösten Vermögensverwaltungsrats ist die Notwendigkeit dieser Neuordnung nicht nachvollziehbar.
"Kritiker werden ersetzt"
Damit würden lediglich Personen ersetzt, die Kritik an der Verwendung der Mittel geübt und Jahresabschlüsse und Budgets aus inhaltlichen Gründen wegen der Verwendung der verfügbaren Mittel nicht genehmigt haben. Von einer „Beratungsresistenz auf allen Ebenen“ geht die Kritik hin bis zu „schikanösem Agieren“ des Generalvikars.
Dem hält die Militärdiözese entgegen: „Uns liegen derzeit keine konkreten Vorwürfe oder Beschwerden gegen den Generalvikar vor.“
Tiefgreifende Reformen
Es liege aber in der Natur der Sache, dass tiefgreifende Reformen eingelaufener Systeme „nicht immer alle Mitarbeiter, die in die alten Prozesse eingegliedert waren, erfreuen.“

Die Militärakademie in Wiener Neustadt mit der St. Georgs Kathedrale.
Ansehen der Diözese
Auch werde das Ansehen der Militärdiözese und der Kirche durch dieses Verhalten ramponiert, fürchten Kritiker, die aus Sorge vor beruflichen Repressalien ihre Namen nicht in der Zeitung lesen wollen. Und das zieht sich durch die Militärpfarren in ganz Österreich, wie die Reaktionen von Betroffenen zeigen.
Angesprochen wird dabei die „mangelnde Kritikfähigkeit“, Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, mangelndes Interesse an der Seelsorge in den Kasernen bei den Soldatinnen und Soldaten, dafür eine Verstärkung der „Offiziersseelsorge mit Blick nach oben“, wie ein Betroffener ernüchtert diagnostiziert.
Berater des Bischofs in der Kritik
Zur Sprache kommt erneut fehlende Wertschätzung, frauenfeindliche Aussagen. Und dass der Bischof die ihm zugetragene Kritik oft heruntergespielt habe. Das wird von der Militärdiözese entschieden zurückgewiesen: Der Bischof habe auf konkrete Anschuldigungen reagiert und Maßnahmen gesetzt, was den Vorwurf der mangelnden Kritikfähigkeit konterkariere.
In einem Interview mit der Kirchenzeitung der Sonntag ging Bischof Freistetter auf den KURIER-Bericht ein und betonte, dass die Konflikte nur die obere Leitungsebene betroffen hätten, und betonte: „Es ist nicht turbulent.“
Dass Bischof Freistetter die Seelsorge in den Kasernen bei den Soldatinnen und Soldaten nicht am Herzen liegt, sei „ein Gedankensprung, dessen Konkludenz sich uns nicht ganz erschließt“.
Striedinger in Rom
Ebenfalls bestätigt wird die Kritik an der Rom-Reise, und dass die Bezahlung der Reise für Generäle de facto der militärischen Seelsorge Geldmittel entzogen habe. So war etwa Generalstabschef Rudolf Striedinger samt Gattin auf Einladung des Militärbischofs in Rom mit, ebenso zahlreiche andere hohe Offiziere.
Aus der Pressestelle des Ministeriums heißt es dazu, dass Striedinger und seine Frau auf Einladung des Militärbischofs an der Rom-Reise teilgenommen haben und die Kosten dafür vom bischöflichen Vermögensfonds übernommen worden seien: „Reisegebühren wurden von keinem Bundesheer-Bediensteten zusätzlich abgerechnet.“
International üblich
Dass Striedinger als höchster Repräsentant des Österreichischen Bundesheeres mit nach Rom gekommen ist, sei positiv in Rom aufgenommen worden, betont man beim Bundesheer.
Ob die Einladung für Striedinger, seine Frau und andere hohe Offiziere im Sinne der Seelsorge der Militärdiözese ist, wurde vom Verteidigungsministerium nicht kommentiert. Die Militärdiözese betont, dass es den internationalen Gepflogenheiten entspreche, dass Mitreisende dieser Ranghöhe in Begleitung ihrer Ehepartner reisen. Auch seien „alle Dienstgrade, -ränge und die Miliz berücksichtigt" worden.
"Bischof weiß über Stimmung Bescheid"
Zur Stimmungslage in der Militärdiözese, die sich nach den zahlreichen Gesprächen des KURIER mit Betroffenen als angespannt darstellt, sagt die Militärdiözese: „Der Bischof weiß über die Stimmung im Großen und Ganzen Bescheid.“
Konkrete Beschwerden und Hinweise auf Missstände würden immer sehr ernst genommen und an die zuständigen Gremien weitergeleitet werden. Auf unkonkrete Kritik könne nur schwer konkret eingegangen werden, heißt es etwa zur Sorge, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich vor Repressalien fürchten würden.
Deshalb müsse man von einer Stimmungsmache durch gewisse Personenkreise ausgehen, die „weder die Reputation der Militärdiözese noch einer Verbesserung der Sachlage zugutekommt“.
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