Miete nicht bezahlt, Kinder weg: Happy End nach vier Jahren
Es war ein Hollywood-reifes Happy End, das sich am Freitagnachmittag vor einem Kinderheim in der Stadt Salzburg abspielte. Nach vier Jahren und einem Monat konnte das Ehepaar E. wieder seine Tochter (13) und seinen Sohn (9) in die Arme schließen und mit nach Hause nehmen. „Nach dem langen Kampf ist die Freude riesengroß“, sagte die 52-jährige Mutter dem KURIER.
„Gefahr in Verzug“
Das Familiendrama begann im Jahr 2008: Der Vater verlor seinen Job und konnte die Miete in der Höhe von 730 Euro nicht mehr zahlen. Der Vermieter zeigte die Eltern daraufhin wegen „Einmietbetrugs“ an; aufgrund einer Verfügung des Landesgerichts wurde das Ehepaar E. im Jänner 2009 für 48 Stunden in U-Haft genommen – die Mutter wurde gar beim Besuch im Arbeitsamt verhaftet. Das Jugendamt sah daraufhin „Gefahr in Verzug“ und wies die beiden Kinder – damals neun und fünf Jahre alt – in ein Heim ein.
„Wegen 730 Euro, das ist unfassbar“, sagt die Prozessbegleiterin der Familie E., Margreth Tews. „Es kann nicht sein, dass den Eltern wegen einer finanziellen Schieflage das Sorgerecht entzogen wird. Ich habe schon viele schlimme Fälle erlebt, aber dieser schlägt alles. Dabei hätten die Kinder bei der Familie der Mutter unterkommen können“, kritisiert Tews die Entscheidung des Salzburger Jugendamtes. „Es wurde versucht, die Kinder zu entwurzeln.“
Für die vierköpfige Familie E. setzte es weitere Schicksalsschläge: Der Sohn erkrankte an Leukämie und die Tochter wurde im Alter von elf Jahren von einem Mitbewohner sexuell missbraucht. Sie ist in Therapie.
Im Sommer 2012 stellte das Ehepaar E. am Bezirksgericht Salzburg einen „Antrag auf Rückführung“, nun sprach sich ein Sachverständiger in seinem Gutachten für die Rückkehr der Kinder zu ihren Eltern aus. Am Freitag war es so weit. „Heute werden wir Pizza und Eis essen gehen“, sagte Mutter E. „Und am Montag beginnt für die Kinder der erste Schultag.“
Das Happy End hat nur einen Schönheitsfehler: Noch immer sitzt die Familie E. auf Schulden in der Höhe von 12.000 Euro, die das Jugendamt jetzt einklagt hat. Denn dafür, dass man den Eltern die Kinder vier Jahre lang weggenommen hat, verrechnete man ihnen pro Monat 318 Euro an den Heimkosten.
Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, die sich für die Familie einsetzen wollte, hatte bis jetzt noch keinen Termin frei. Übrigens: Der Allgemeinheit kostete die Unterbringung der Kinder im Heim fast 450.000 Euro – 4500 Euro pro Kind und Monat.
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