Methadon-Nutella statt Substitol

Eine Apothekerin rührt am Donnerstag ein Heroinersatzmittel mit Methadon an.
Polizei-General fordert eine Anpassung an eine europäische Vorgangsweise.

Ist Nutella die Lösung für die emotional geführte Diskussion zur Drogen-Substitution? General Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamtes sieht das so: „In anderen Ländern muss flüssiges Methadon auf einem Brot mit Haselnussaufstrich von den Süchtigen in Apotheken verzehrt werden.“ In Österreich bekommen sie hingegen Tabletten, könnten die verabreichten Medikamente im Mund aus der Apotheke schmuggeln, um sie auszuspucken und in der Szene verkaufen.

Vor allem die retardierenden Morphine, die in Tablettenform abgegeben werden, rücken in den Mittelpunkt der Diskussion. „Die Substitution habe ich nie infrage gestellt, die hat sich seit Jahren bewährt“, sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner am Freitag zum KURIER. Ihre Ablehnung gehe nur gegen die retardierenden Morphine. „Außer in Slowenien und Bulgarien sind sie nirgends in der EU erlaubt. Anhand der Kriminalzahlen sieht man, dass der Schwarzmarkt blüht.“ Betroffen sind die umstrittenen Medikamente Substitol, Vental oder Compensan, die in Wien so oft eingesetzt werden wie nirgendwo sonst auf der Welt. 55 Prozent aller Drogensüchtigen werden damit behandelt.

Methadon empfohlen

Die WHO empfiehlt als einziges Ersatzmittel Methadon. Das sollte gemeinsam mit dem Medikament Subutex in Österreich hauptsächlich eingesetzt werden, nur in Wien verschreiben Mediziner die retardierenden Morphine in großer Zahl. Zuletzt gab es daran Kritik von Fachleuten wie dem Suchtexperten Reinhard Haller und seiner Kollegin Heidi Kastner.

Die retardierenden Morphine sind dem Heroin am nächsten. „Wir brauchen die gesamte Bandbreite an Möglichkeiten, um unsere Klienten zu behandeln“, gibt Christof Zedrosser vom Verein Dialog, der in Wien jährlich 1000 Drogensüchtige betreut, zu bedenken. „Wird nur Methadon angeboten, kann man annehmen, dass ein Teil der Patienten dies akzeptiert, andere aber in die Illegalität ausweichen“, heißt es im Gesundheitsministerium.

Der problematische Teil dieser Morphine ist aber, dass sie wie Tabletten in großem Stil abgegeben werden und teilweise mit Privatrezepten um zehn Euro bei Ärzten erhältlich sind. Zerbröselt man die Tabletten und spritzt sie sich, geben sie einen ähnlichen Kick wie Heroin – und sind mitunter tödlich. Teilweise fungieren die Morphine als Einstiegsdroge für Jugendliche, die sich kein Heroin leisten können. Von 2009 bis 2011 stieg die Zahl der Anzeigen wegen Missbrauchs von Substitutionsmitteln in Österreich von 2620 auf 3323. Lang: „Hauptsächlich geht es dabei um Substitol.“

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