Mehr als jedes dritte Stück Fleisch mit antibiotikaresistenten Keimen belastet

Schlachtbetrieb soll genussuntaugliches Fleisch verarbeitet haben
Nachweis in Proben von Schwein, Huhn und Pute. Auch Produkte mit AMA-Gütesiegel bei Test betroffen. NGO sieht Massentierhaltung als Ursache.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat 24 Proben handelsübliches Fleisch aus österreichischen Supermärkten auf Krankheitserreger testen lassen, die gegen Antibiotika resistent sind. Das Ergebnis: Mehr als jedes dritte Stück Fleisch war mit diesen Bakterien belastet. Auch Fleisch mit dem rot-weiß-roten AMA-Gütesiegel war zu über einem Drittel betroffen. Grund dafür ist die Massentierhaltung, so die Umwelt-NGO. Das Gesundheitsministerium reagierte mit einem Statement.

Greenpeace ließ bei dem Check abgepackte Fleischwaren von Schwein, Huhn und Pute aus heimischen Supermärkten vom Lebensmittellabor der AGES auf multiresistente Keime testen. In neun der 24 Fleischwaren, also über einem Drittel, wurden multiresistente Erreger nachgewiesen. Bei Schweinefleisch waren vier von 14 Produkten belastet. Beim Hühnerfleisch war eine Probe von sechs positiv. Bei Putenfleisch fanden sich gar in allen vier Fleischwaren multiresistente Erreger. Von 16 Produkten mit dem AMA-Gütesiegel waren sechs belastet.

Massentierhaltung als Hauptgrund

"Massentierhaltung gefährdet unsere Gesundheit. Die schlechten Haltungsbedingungen machen die Tiere krank. Deswegen werden in großen Mengen Antibiotika eingesetzt, was zur Entwicklung gefährlicher resistenter Keime führt. Mit dem Fleisch kommen diese Erreger dann bis in unsere Küchen. Auch auf jenem Fleisch mit dem AMA-Gütesiegel", sagte Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace in Österreich. Bio-Betriebe benötigen demgegenüber so gut wie gar keine Antibiotika.

Auch Umweltmediziner Hans-Peter Hutter, Sprecher der ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt, warnte anlässlich der vorliegenden Testergebnisse vor resistenten Keimen: "Wenn antibiotikaresistente Bakterien wie MRSA auf Fleischwaren aus dem Supermarkt 'gefunden' werden, so ist das eine ernste Sache. Denn dabei handelt es sich um humanpathogene Erreger, die höchst problematische Infektionen hervorrufen können. Infektionen mit resistenten Bakterien sind oft schwer beherrschbar. Hier herrscht Alarmstufe rot."

Forderung nach gesetzlichen Regelungen

Neben gesetzlichen Regelungen und höheren Förderungen für Landwirte, die auf bessere Haltung umstellen wollen, forderte Greenpeace eine eindeutige Tierwohl-Kennzeichnung am Produkt. In Deutschland wurde dies demnach bereits umgesetzt. Dort wird Fleisch in Supermärkten in Kategorien von 1 bis 4 gekennzeichnet. "Niemand möchte Fleisch von gequälten Tieren mit hohem Antibiotikaeinsatz auf dem eigenen Teller. Mit einer klipp und klaren Haltungs-Kennzeichnung direkt am Produkt könnten sich KonsumentInnen endlich erstmals bewusst entscheiden, welche Art von Tierhaltung sie unterstützen möchten. Diese Kennzeichnung muss jetzt endlich auch in Österreich umgesetzt werden", forderte Theissing-Matei.

Aus dem auch für Tierschutz zuständigen Gesundheitsministerium wurde in einem Statement gegenüber der APA zum einem auf den angekündigten Runden Tisch mit dem Lebensmitteleinzelhandel verwiesen, zum anderen angekündigt, dass der prophylaktische Einsatz von Antibiotika im Rahmen des neuen Tierarzneimittelgesetzes künftig verboten werden soll. Dies führe zur besseren Überwachung von Mengenströmen und strengeren Regeln für den Einsatz von Antibiotika.

Multiresistente Keime würden "ein ernst zu nehmendes Problem für die Gesundheit von Mensch, Tier und den Planeten darstellen", sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Donnerstag, mit einem Nationalen Aktionsplan gegen Antimikrobielle Resistenzen, der in Kürze präsentiert werden soll, wurde eine weitere Maßnahme angekündigt. Und in Kürze soll eine Einladung an den Lebensmitteleinzelhandel für einen runden Tisch zur Tierwohlkennzeichnung erfolgen, um die Rahmenbedingungen in der Schweinehaltung künftig weiter zu verbessern - hier bestehe auch weiterhin großer Nachholbedarf, wurde betont.

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