Mayr-Melnhof: "Ich bin doch kein Tierquäler"

Maximilian Mayr-Melnhof
Großgrundbesitzer Maximilian Mayr-Melnhof zum Dauerkonflikt mit den Tierschützern.

Großgrundbesitzer Maximilian Mayr-Melnhof aus Salzburg wehrt sich gegen Attacken der Tierschützer, mit seiner Gatterjagd gegen Gesetze zu verstoßen.

KURIER: Sie gelten als leidenschaftlicher Jäger.

Maximilian Mayr-Melnhof: Es ist ein Teil meines Lebens. Ich verwalte und bewirtschafte Grund und Boden und die Jagd ist mit Grund und Boden untrennbar verbunden.

Sie sind also kein Hobbyjäger?

Nein. Für mich ist die Jagd Leidenschaft und Passion.

Jetzt stehen Sie seit zwei Jahren mit den Tierschützern in Konflikt. Wie oft haben Sie Martin Balluch vom VgT vor Gericht getroffen?

Das zweite Mal.

Haben Sie den Eindruck, dass er es auf Vertreter des ehemaligen österreichischen Adels abgesehen hat? Vor Ihnen gab es ja den Konflikt mit Alfons Mensdorff-Pouilly.

Jein. Er probiert, sich prominente Personen herauszupicken. Das ist seine Strategie, um mehr Öffentlichkeit zu erreichen.

Da gab es eine Auseinandersetzung, weil Sie laut Zeitungsbericht gesagt haben sollen, er sei ein faschistoider Populist. Das mussten Sie zurücknehmen.

Ganz aktuell hat ein Gericht geschrieben, dass er vor Polemik und Halbwahrheiten nicht zurückschreckt. Diese Beschreibung finde ich treffend und die Gerichte sind vorsichtig.

Was ist er jetzt für Sie?

Er ist ein Polemiker, der mit Halbwahrheiten versucht, die Meinung der Öffentlichkeit auf seine Seite zu bringen.

Gehen wir zum Gegenstand des Konflikts, der Gatterjagd. Dort werden Wildschweine und Hirsche gezüchtet? Was machen Sie dort?

Zuerst einmal wird dort nicht gezüchtet. Zucht findet in einer Landwirtschaft statt, wo man sagt, der Stier A darf die Kuh B belegen und es kommt das Kalb C heraus. Im Wildgehege, wie das bei uns in Salzburg heißt, findet eine ganz natürliche Vermehrung statt, die ich nicht steuern kann.

Aber das Wild wird dort doch bejagt.

Das, was im Gehege im Jahr zuwachst, wird wieder abgeschöpft. Es werden bei uns keine Trophäenträger zugekauft. Die Vorstellung, dass irgendwelche älteren, potenten Jäger in einem Kreis stehen,wo Tiere in eine Ecke getrieben werden und ohne Kontrolle darauf losgeballert wird, dem ist nicht so.

Könnten Sie nicht auch ohne Gatterjagd arbeiten?

Das Wildgehege ist 1983 auf Druck der landwirtschaftlichen Bevölkerung und Jägerschaft errichtet worden, in einer Zeit, als die großen Maisanbauten begonnen haben. Da gab es große Probleme, da hat man wegen der Schäden gesagt, dass das eingezäunt gehört.

Wie groß ist das Gehege?

500 Hektar oder 700 Fußballfelder, der überwiegende Teil meines Waldes ist aber nicht eingezäunt.

Jetzt haben Sie gegen VgT-Chef Balluch eine Unterlassungsklage eingebracht.

Im aktuellen Fall geht es darum, dass er mein Konterfei nicht verwenden soll. Es gab Aktionen in Salzburg, wo ein mit meinem Konterfei Maskierter mit heruntergelassener Hose in der Stadt am Klo gesessen ist (Bericht unten).

Das alleine war es nicht.

Er bezeichnet mich auch als Tierquäler. Es ist von der Staatsanwaltschaft erwiesen, dass ich das nicht bin. Mein Gehege wird jährlich untersucht. Es hat in 34 Jahren nie ein Problem gegeben. Ich werde also als Straftäter betitelt, der ich nicht bin.

Mayr-Melnhof: "Ich bin doch kein Tierquäler"
ABD0023_20161105 - WIEN - ÖSTERREICH: Martin Balluch, Obmann des VGT im Rahmen einer Mahnwache des Verein gegen Tierfabriken (VGT) "600 tote Tiere in Armen von Menschen" - Aktion gegen Jagd, Tierfabriken und Tierversuche am Samstag 05. November 2016 in Wien. - FOTO: APA/HANS PUNZ
Die Stimmung ist herzlich. Zumindest vor dem Gerichtssaal Montagvormittag im Wiener Handelsgericht. Eine Tierschutzaktivistin begrüßt den Salzburger Unternehmer Maximilian Mayr-Melnhof freundlich. "Wie geht’s?" Man duzt sich. "Bei den Demos beim Adventmarkt (vor seinem Anwesen in Grödig) hat er uns Tee und Punsch gebracht", erklärt die Dame. Demonstriert wurde übrigens gegen Mayr-Melnhof. "Ein sehr charmanter Mann", setzt sie nach. Dann fragt sie nach in eigener Sache – es geht um einen Waldkauf. "Was verlangst denn du für den Hektar?"

Im Saal allerdings geht es frostiger zu. Auf der einen Seite sitzt Mayr-Melnhof als Kläger. Er hat den Verein gegen Tierfabriken (VgT) auf Unterlassung von Protestaktionen geklagt. Obmann und Beklagter Martin Balluch sitzt ihm gegenüber. Man würdigt sich keines Blickes.

Kloschüssel

Der Unternehmer, der sich selbst gern als Bauer bezeichnet, war wegen seines Jagdgatters ins Visier der Tierschützer geraten. Mehrfach wurde gegen das Gatter demonstriert. Etwa am erwähnten Adventmarkt. Aber auch in der Salzburger Innenstadt. Unter anderem mit Masken, die Mayr-Melnhofs Gesicht zeigten. Die Aktivisten saßen dabei am WC. Dazu die Botschaft: "Die Gatterjagd stinkt zum Himmel". Im Rahmen dieser Aktion tauchte auch ein Foto auf, das einen Aktivisten mit Mayr-Melnhof-Maske und Zuchthaus-Symbolik zeigt. "Das waren nicht unsere Teilnehmer", sagt VgT-Obmann Martin Balluch. Er will auch nichts mit den Aufklebern zu tun haben, auf denen der Unternehmer per Steckbrief gesucht wurde.

Der prominente Jäger jedenfalls sieht sich seither mit Anfeindungen konfrontiert. "Mit Beschimpfungen kann ich umgehen", sagt er. "Aber bei Gewalt- und Morddrohungen hört sich der Spaß auf." Auf Facebook hatten Tierschützer zum Halali auf Mayr-Melnhof aufgerufen. "Ich habe sechs Kinder. Die sind damit massiv konfrontiert worden. Meine Tochter wollte die ganzen Pickerln entfernen und hat tagelang geweint."Am Adventmarkt, das stimme schon, habe er den Aktivisten Tee gebracht. "Ein Zeichen der Höflichkeit", erklärt der Kläger. Das Urteil ergeht schriftlich.

Von Michaela Reibenwein

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