Mauthausen-Gedenkenkfeier mit Mahnung vor Antisemitismus

Vertreter der Bundesregierung bei der Gedenkfeier
Vor 76 Jahren erreichten US-Truppen das Lager. In Mauthausen und seinen 49 Nebenlagern wurden 100.000 Menschen getötet.

200.000 Menschen hielten die Nazis in Mauthausen und seinen 49 Nebenlagern fest. Nur die Hälfte der Internierten aus rund 70 Staaten hat das Konzentrationslager überlebt, die andere Hälfte wurde ermordet oder starb an den Bedingungen, die dort herrschten.

Anfang Mai 1945 erreichte die US-Armee zunächst das Außenlager Gusen, danach das KZ Mauthausen und befreite jene rund 40.000 Menschen, die noch in den Lagern eingesperrt waren: Seither findet jedes Jahr eine offizielle Gedenkfeier an die Befreiung Mauthausens statt.

Es ist die weltweit größte Befreiungsfeier, üblicherweise unter starker internationaler Beteiligung und mit Zehntausenden Teilnehmern, oftmals auch mit hochbetagten Überlebenden des Lagers. Heuer musste die nunmehr 76. Gedenkfeier (wie auch schon jene im Vorjahr) coronabedingt klein ausfallen: Die Bundesregierung war beim Festakt am Sonntag durch Vizekanzler Werner Kogler, Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein sowie Verkehrsministerin Leonore Gewessler (alle Grüne) vertreten. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Landeshauptmann Thomas Stelzer und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (beide ÖVP) legten am Freitag Kränze an der Gedenkstätte ab.

"Ein konkreter Auftrag"

Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich, erinnerte bei der Feier, die unter dem Generalthema „Vernichtete Vielfalt“ stand, an den Mauthausen-Schwur: Darin wird der Aufbau einer gerechten und freien Welt mit der „unteilbaren Freiheit aller Völker“ gepriesen. „Das ist kein Schwur aus einer vergangenen Zeit“, mahnte Mernyi. „Sondern eine Verpflichtung, ein ganz konkreter Auftrag an uns.“

Der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer gab beim ökumenischen Gottesdienst zu bedenken, dass antisemitische Übergriffe nach wie vor Realität seien: „Wir beklagen und verurteilen in dieser Stunde die Angriffe auf Synagogen sowie alle Vorfälle des Antisemitismus.“

Besondere Ehrung

Eine Ehrung gab es vor der Gedenkfeier für Anna Hackl: Botschafter Dmitri Ljubinski überreichte ihr den Tapferkeitsorden Russlands, den Hackl stellvertretend auch für ihre Mutter Maria Langthaler entgegennahm.

Die oberösterreichische Familie hatte im Februar 1945 Mut bewiesen und zwei aus dem KZ Mauthausen geflüchtete sowjetische Soldaten auf ihrem Bauernhof vor Nazi-Schergen versteckt. Diese Männer waren dadurch zwei der wenigen Überlebenden der Mühlviertler Menschenhatz, bei der Nazis an die 500 Gefangene jagten und ermordeten -  die SS gab dem Verbrechen den zynischen Namen „Hasenjagd“.

 

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