Maturareisen: Kampf im Gerichtssaal

Konkurrent X-Jam hat angeblich 9000 Kunden und ist heuer erstmals selbst der Reiseveranstalter
Klagen, ungustiöse Videos, böse Prospekte und angebliche Finanzprobleme.

Um die heimischen Maturaklassen gibt es ein heftiges Gerangel. Summer Splash gegen X-Jam (und umgekehrt) lautet das Match, das nun einen neuen Höhepunkt erreicht: In den vergangenen Tagen wurden wechselseitig zivil- und strafrechtliche Klagen angedroht.

Maturareisen: Kampf im Gerichtssaal

Zudem kursiert ein Video, das die neueste Location des Veranstalters Summer Splash in den Schmutz zieht. Dem Konkurrenten X-Jam werden wiederum in zwei verschiedenen Fachmedien Geldprobleme unterstellt – was dieser als Rufschädigung sieht. Beide Veranstalter glauben (wohl zu Recht) an den jeweils anderen als Urheber der üblen Angriffe.

Risiko Maturareisen

"Der Maturareise-Markt ist auf den ersten Blick lukrativ, aber viel zu risikoreich", meint Martin Fülöp von hpi-Touristik. Zwei Jahre lang fungierte er als Reiseveranstalter für X-Jam, heuer ist er ausgestiegen. Das Problem sei die Finanzierung: Für 6000 Gäste müsse man mehr als 900.000 Euro Bankgarantien für Hotels und Ausfallshaftung hinterlegen. "So lange alles gut geht, ist alles gut", sagt Fülöp.

Maturareisen: Kampf im Gerichtssaal
Summer Splash
Problematisch wird es, wenn doch etwas passiert – etwa ein Terroranschlag – und viele Buchungen storniert werden. Aus diesem Grund hat Didi Tunkel, Erfinder der Massen-Maturareisen, vor einigen Jahren sein Unternehmen an den deutschen Tourismus-Riesen TUI verkauft. Dieser kann es sich leisten, dass einmal etwas schiefgeht und dann umgebucht werden muss.

X-Jam und dessen Frontmann Alexander Knechtsberger gingen einen anderen Weg. Zunächst wurden mehrfach die Veranstalter gewechselt, heuer operiert das Unternehmen zum ersten Mal auf eigenes Risiko. Seither wird in Branchenmagazinen, Prospekten und kursierenden eMails Übles befürchtet. Ein Auszug aus dem Firmenbuch mit negativem Stammkapital von X-Jam-Veranstalter Doc LX Travel Events ist zu sehen. Auch Zahlungstermine für Hotels sollen verschoben worden sein. Und die angegebene Zahl der Kunden (8000 bis 9000) soll mehr als das Doppelte der Realität sein.

Thomas Kroupa, Verkaufschef bei X-Jam, spricht von übler Nachrede. Es werden Klagen – gegen Fachmedien und die Summer-Splash-Veranstalter – eingeleitet. Die kolportierten Zahlen würden nicht stimmen. Die Finanzsituation im Firmenbuch sei "eine Momentaufnahme einer Tochtergesellschaft ohne Aussagekraft über den Zustand der gesamten Unternehmensgruppe."

Erstes Verbot für Keiler

Von X-Jam soll dafür ein Video stammen, das den kommenden Summer Splash in den Schmutz ziehen soll. Angeblich soll eine laute Autostraße mitten durch die Hotelanlage führen. Zwar gibt es diese Straße zwischen Strand und Hotel tatsächlich; von 1900 Berichten auf einer Internet-Bewertungsplattform wird diese aber nirgends als störend beschrieben.

Die laut Tunkel "branchenüblichen Verkaufstätigkeiten" haben einen Hintergrund: "Jedes Jahr geht es zurück an den Start", erklärt Fülöp. Wo es kein Stammpublikum gibt, ist der Kampf um Neukunden besonders hart. Dass sich die Konkurrenten gegenseitig schaden und den gesamten Maturareise-Markt in Verruf bringen, scheint sie nicht zu kümmern.

Dem oberösterreichischen Landesschulrat reicht es mittlerweile: Seit dieser Woche dürfen die Keiler nicht mehr in die Klassenzimmer.

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