Am Freitag soll er nach Linz zurückkehren. Jener Maibaum, der am Samstag von einer Gruppe aus Neufelden (Bezirk Rohrbach) gestohlen worden war. Dass Maibäume gestohlen werden, ist in Österreich ein altes Brauchtum. Zu Zeiten von Corona aber eines, das die Gemüter hochgehen lässt.
Denn normalerweise funktioniert das mit dem Baum so: Ein Maibaum wird aufgestellt und über Nacht bewacht. Wird der Baum dennoch gestohlen, kann er gegen eine Ablöse zurückgewonnen werden. Nur in Zeiten des Virus ist alles anders, wie die Linzer im Vorfeld in einer Aussendung festhielten: „Aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Ausgangssperre, die von 20.00 bis 6.00 Uhr gilt, wird der Maibaum heuer übrigens nicht bewacht werden, de facto entfällt auch die Tradition des Maibaumstehlens.“ Genutzt hatte all dies nichts. Der Baum war weg.
Und nicht nur in Oberösterreicher. In einer Oberkärntner Gemeinde drohte die Feuerwehr böswilligen Dieben sogar damit, sie mit einer Kamera, die im Büro des Bürgermeisters installiert werden sollte, zu filmen und das Beweismaterial der Polizei zu übergeben. Das Posting ist mittlerweile verschwunden, der Maibaum steht immer noch.
Auch in Treffen bei Villach war der Maibaum trotz Ausgangsbeschränkungen gefällt und einfach liegen gelassen worden. Was sogar eine politische Reaktion zur Folge hatte. Landtagsabgeordneter Christof Seymann (SPÖ) machte seinem Unmut auf Facebook Luft. „Brauchtum hat mit Regeln zu tun. Gerade in schwierigen Zeiten ist der Maibaum ein Zeichen der Freude für viele Menschen und diese Freude sollte man ihnen nicht nehmen.“ Vor allem da die Maibaum-Diebe offenbar sogar aus dem eigenen Ort kamen.
Doch selbst Maibaum-Diebe und Maibaum-Aufsteller können verzeihen: „Wir haben von den Umschneidern eine Einladung in ein Gasthaus bekommen. Da werden wir alles bei einem Bier klären“, sagt der Landtagsabgeordnete. Wenn schon beim Umschneiden die Corona-Regeln missachtet wurde, bei der Versöhnung werden sie wohl befolgt werden – die Gasthäuser öffnen bekanntlich erst am 19. Mai.
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