Luxushotel oder Natur: Die Camper am Wallsersee kämpfen
An der Wallersee-Ostbucht in Neumarkt ist ein Idyll bedroht: Möglicherweise soll ein Hotel errichtet werden, dann müsste der Campingplatz weichen. Es hagelt Kritik
Noch ist die Stimmung an der Wallsee Ostbucht in Neumarkt verträumt: Die Camper genießen ihre Ruhe, das Strandbad ist nicht überlaufen. Und an der Uferpromenade kann jeder flanieren. Doch wie lange noch? Seit einigen Jahren brodelt die Gerüchteküche schon ordentlich. Ein Hotelprojekt liegt in der Schublade. Pläne von einem Vier-Sterne-Ressort mit 249 Betten kursierten bereits. Die Marriott-Kette soll Interesse haben. Mittlerweile will man das wieder verkleinert haben. Es gibt neue Visualisierungen von einzelnen Chalets und Baumhäusern.
Die Pläne rufen Dauercamper wie Gustav Klingseisen auf den Plan: „Für mich würde eine Welt untergehen“, sagt er nachdenklich.
Er hat es sich in den letzten Jahren so richtig gemütlich gemacht und ein eigenes Reich mit Pavillonüberdachung und Grillplatz geschaffen: Geschlafen wird im Wohnwagen, der schon „ein alter Herr“ ist. „Es steckt viel Herzblut darin“, spricht er auch für 99 weitere Dauercamper. Die Pacht wird mittlerweile immer nur für ein Jahr verlängert. Düstere Vorzeichen, wie sie sagen.
Ufer zu 50 Prozent frei
Noch scheint der Wallersee bei den verbauten Ufer-Flächen nicht ganz vorne auf. 47,86 Prozent der Ufer werden laut einer Landtagsanfrage aus dem Jahr 2019 privat genutzt. Andere Seen fallen dabei mit deutlich höheren Werten auf. Neumarkt sei dabei überhaupt vorbildlich, lobt Bürgermeister Adolf Rieger (ÖVP) die eigene Gemeinde: „Abgesehen von den Natura-2000-Bereichen haben wir fast hundert Prozent öffentlichen Zugang.“ Auch an der Promenade vor den privaten Seehäusern – mit Ausnahme des Hafenbereichs – darf sich jeder abkühlen. Wenn auch Schilder das noch verbieten: „Die Beschilderung ist alt, wir tauschen sie gerade aus“, so der Ortschef.
Ausverkauf von Natur
Die SPÖ ortet in den Hotelplänen einen drohenden „Ausverkauf von Erholungsraum“ und kämpft auch seit Jahren um die Eintragung freier Seezugänge in die Landesverfassung. SP-Chef David Egger, der auch Vize-Bürgermeister in Neumarkt ist, bezweifelt, dass ein Hotel der Luxusklasse hier ohne eigenen Seezugang auskommen wird. Eine geplante Aufschüttung des Sees, um das öffentliche Strandbad in gleichem Umfang zu erhalten, bekam auch gleich eine Abfuhr der Landesumweltanwaltschaft.
Anrainer und Camper befürchten, dass ein Hotel wegen der kurzen See-Saison hier keine Überlebenschance hätte. Klingseisen warnt: „Die Chalets werden dann zu Zweitwohnsitzen.“ Ein Problem, vor dem viele Gemeinden stehen.
Ortschef beschwichtigt
Noch sei zum Hotel noch lange nicht das letzte Wort gesprochen, will Bürgermeister Rieger beruhigen. Die Gemeinde stellt gerade das Räumliche Entwicklungskonzept (REK) auf neue Beine. Details werden aktuell nicht kommuniziert. Auch die Corona-Pandemie könnte den interessierten Betreiber gebremst haben, heißt es. Der Ortschef bleibt Befürworter: „Der Wunsch der Wirtschaft im Ort ist seit den 1980er-Jahren, dass neue Betten geschaffen werden sollen.“ Knackpunkt bleibt die Dimension. Mit einem „kleinen, aber feinen“ Projekt könnten am Ufer alle leben.
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