Auf den Stimmzetteln, die am 25. September in den Tiroler Wahllokalen aufliegen, werden die Bürger die VP Tirol vergeblich suchen. Zumindest bei den plakativen Kurzbezeichnungen. Auf Platz eins wird dort landesweit neben SPÖ, FPÖ, Grünen, Neos, Liste Fritz und (erstmals) der MFG die Liste „MATTLE“ stehen.
Erst in der ausführlichen Bezeichnungen der Wahlgruppen ist dann die „Tiroler Volkspartei“ zu finden. Wie schon unter Günther Platter üblich, wird der Partei der Spitzenkandidat im Namen vorangestellt. Der heißt dieses Mal Anton Mattle.
Ohne Bonus
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat er keinen Amtsbonus als Landeshauptmann. Im Gegenteil: Vielmehr arbeitet die VP gerade daran, Mattles Bekanntheitswerte nach oben zu bringen – selbst in den eigenen Reihen.
Es ist also durchaus ein gewagtes Spiel, die Marke VP derart in den Hintergrund zu rücken, selbst wenn sie beschädigt ist, wie aktuell.
Von den politischen Mitbewerbern kommt für diesen Schritt nur Häme. „Die ÖVP wird auf den Stimmzetteln versteckt“, spottet etwa SPÖ-Chef Georg Dornauer auf Twitter. FPÖ-Obmann Markus Abwerzger ortet „Selbstaufgabe der VP Tirol schon am Stimmzettel.“
Und Michael Mingler vom grünen Noch-Koalitionspartner mutmaßt, dass die Namenswahl dem „dank diverser Affären“ angekratzten Image der Partei geschuldet ist.
In der Tiroler Volkspartei wird das freilich dementiert. „Wir setzen bei der Kurzbezeichnung den Spitzenkandidaten ins Zentrum. Jeder weiß, dass Toni Mattle für die Volkspartei ist. Die Leute sollen wissen, wer gewählt wird“, heißt es auf Anfrage.
Möglicher Fallstrick
Der neue Listen-Name könnte für die VP zum Schuss ins Knie werden und sie Platz eins auf dem Wahlzettel kosten, der grundsätzlich der stärksten Partei von den letzten Wahlen zusteht. Aber nun stelle sich die Frage, ob die „Tiroler VP“ des Jahres 2018 ident mit „MATTLE“ sei, wie ZiB2-Moderator Martin Thür am Freitag aufzeigte.
Eine Reihe von Umfragen im Auftrag von Medien und Parteien sieht die VP derzeit bei 30 Prozent und sogar darunter stehen. Die Fallhöhe ist ausgehend vom Wahlergebnis 2018, als Günther Platter 44,26 Prozent eingefahren hat, enorm.
Gleichzeitig können 30 Prozent als Umfrage-Ausgangslage für Mattle zum Sprungbrett werden, in dem ein im Vergleich besseres Ergebnis trotz großer Verluste zum Erfolg umgedeutet wird.
In der VP-Zentrale versucht man gar nicht, die aktuellen Umfragen schön zu reden.Vielmehr heißt es dort: „Das spiegelt die aktuelle Stimmung in der Bevölkerung wieder.“
Von den Wölfen zur Teuerung
Im bisher noch nicht offiziell eröffneten Wahlkampf sind die Tiroler Schwarzen aber vorerst mit auf Almen jagenden Wölfen beschäftigt und wie man sie am schnellsten schießen kann. Es gilt, das aufgebrachte Kernklientel der Bauern zu befrieden.
Dabei soll es nicht bleiben: „Das Thema Teuerung wird im Wahlkampf eine zentrale Rolle spielen“, heißt es aus dem Umfeld von Mattle. Am Freitag kündigte die schwarz-grüne Landesregierung etwa an, den Bezieherkreis für einen Energiekostenzuschuss auf 100.000 Haushalte zu erweitern.
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