Leichen in der Wiese: Polizist in Haft

Leichen in der Wiese: Polizist in Haft
Doppelmord. Schwangere 25-Jährige und ihr kleiner Sohn in Wien getötet / Opfer in der Steiermark entdeckt.

Vor rund einer Woche postete die im sechsten Monat schwangere Kärntnerin Claudia Konstantinovics (25) auf Facebook noch eine Liebesnachricht an ihren Freund, versehen mit dem vermutlichen Datum des Kennenlernens: "Claudia und Daniel 20.3.2014" . Vier Bilder zeigen das Paar beim liebevollen Kuscheln, die junge Frau formt mit ihren Fingern ein Herz.

Diese heile Welt in den sozialen Netzwerken war eine Fassade. Denn am vergangenen Montag soll der gebürtige Steirer Daniel L. sie und den einjährigen Sohn Noah in der Wohnung in Wien getötet haben. Im Verhör legte der Polizist am Freitag ein Geständnis ab. Was ihn zu der Bluttat getrieben hat, und wie er seine Freundin und das Kind getötet hat, darüber hüllte er sich zunächst in Schweigen.

Freitagnachmittag gab es Gewissheit. Der Polizist führte seine Kollegen zu einer Wiese im steirischen Trofaiach, wo er die Leichen der Mutter und des Kindes abgelegt hatte. Sie lagen keine 150 Meter von der früheren Wohnadresse des Verdächtigen entfernt.

Nachbarin sah Blut

Zurück zum Tatort in Wien: In der gemeinsamen Wohnung in der Bräuhausgasse soll der Polizist die Tat verübt haben. Nachbarin Saadie A. will am vergangenen Montag verdächtige Geräusche aus der Wohnung des Paares gehört haben: "Ich habe im Stiegenhaus laute Geräusche gehört." Wenig später sah sie eine Blutspur, die von der Wohnung zum Lift führte.

Was sich tatsächlich am Mordtag abgespielt hat, wird noch untersucht. Nachbar Helmut Ernst und seine Frau haben keine Schüsse gehört. Trotzdem machte zunächst in den sozialen Netzwerken eine Nachricht die Runde, wonach der Beamte die Tat mit seiner Dienstwaffe verübt haben soll. Doch das wollte die Polizei Freitagabend weder bestätigen noch dementieren. "Der Verdächtige wird in der Nacht auf Samstag nach Wien überstellt und soll schon in den Morgenstunden verhört werden", erklärte Polizeisprecher Patrick Maierhofer. Dann soll sich auch die Frage um die Tatwaffe und das Motiv des 23-Jährigen klären.

Leichen in der Wiese: Polizist in Haft
Opfer
Gut dürfte es um die Beziehung des jungen Elternpaares aber nicht gestanden sein. Eine Freundin des Opfers berichtete dem KURIER bei der spontanen Gedenkfeier am Freitag, dass Daniel L. sein späteres Opfer im Zuge von Streitigkeiten sogar gewürgt haben soll.

Bis zu seinem Geständnis hat der 23-jährige Polizist sowohl die Freunde als auch die Ermittler an der Nase herum geführt. Denn am vergangenen Dienstag erstattete er bei der Polizei eine Abgängigkeitsanzeige. Zu diesem Zeitpunkt war Konstantinovics bereits tot. L. gab dabei an, dass seine 25-jährige, schwangere Lebensgefährtin mit dem gemeinsamen Sohn die Wohnung in Wien-Margareten verlassen habe und seither unauffindbar sei. Die Frau habe Kleidungsstücke mitgenommen, gab er an. Eine Freundin der Frau machte daraufhin den Fall auf Facebook öffentlich.

Fahndung

Nach der 25-jährigen Frau und ihrem Sohn wurde daraufhin mit einem Bild gesucht, das auch der KURIER am Donnerstag veröffentlicht hatte. Da es am Donnerstag noch keine konkreten Hinweise auf den Aufenthaltsort der Abgängigen gab, übernahm das Landeskriminalamt Wien die weiteren Ermittlungen. Dabei erhärtete sich der Verdacht gegen den 23-Jährigen. Er wurde im Haus seiner Eltern in der Steiermark zu der Abgängigkeit seiner Lebensgefährtin befragt. Dabei zeigte er sich geständig. Das zweite Kind des 25-jährigen Opfers wäre im März auf die Welt gekommen. Der kleine Bub hätte Louis heißen sollen.

Nachgefragt

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Mord an Claudia K. Tatort Margareten
Saadie A., Nachbarin: „Ich habe am Montag laute Geräusche aus der Wohnung der Nachbarn gehört und hatte Angst. Als ich zu unserer Wohnungstür gegangen bin, war nichts zu sehen. Auch beim Haupteingang war vom Fenster aus niemand zu erkennen, vielleicht ist er aber durch einen der anderen Ausgänge hinaus. Später sah ich dann Blut im Stiegenhaus. Schüsse habe ich aber nicht gehört.“
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Mord an Claudia K. Tatort Margareten
Helmut Ernst, Nachbar: „Beide waren sehr nette junge Leute, aber gemeinsam hat man sie nicht oft gesehen. Die Frau hat sich immer sehr lieb um das kleine Kind gekümmert. Von Schüssen oder einem heftigen Streit haben meine Frau und ich aber nichts gehört, obwohl die Wände zu der anderen Wohnung eigentlich relativ dünn sind. Wir können es gar nicht glauben, dass die Nachbarin wirklich tot ist.“

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