Auswahl läuft gerade
Gesucht wird gerade der 35. Einsiedler von Saalfelden. Die „Bewerbungsphase“ lief bis Mitte Februar. Pfarrer Alois Moser und Bürgermeister Erich Rohrmoser werden gemeinsam entscheiden, wer der nächste Eremit wird. „Elf Interessenten haben sich beworben“, erzählt Dechant Moser. Das Alter der Kandidaten sei bunt gemischt: Auch jüngere Bewerber würden zunehmend vor einem oft stresserfüllten Alltag fliehen wollen. Frauen sind ebenso unter den Bewerbern. Man bleibe aber vorerst bei der männlichen Tradition, heißt es. Die Ruhesuchenden kommen aus Österreich und dem bayrischen Raum.
Zwei bis drei Kandidaten kamen in die engere Wahl. Ausbildung und berufliche Erfahrung sind nicht entscheidend. Pfarrer und Ortschef schauen vielmehr auf andere, tiefere Werte wie innere Größe und die Verbindung zum christlichen Glauben. Und: „Es sollte jemand sein, der auch kontaktfreudig ist“, so Moser über den geborenen Eremiten am Palfen.
Denn der Einsiedler von Saalfelden führt nicht unbedingt nur ein einsames Leben. Zur Stille in der Früh kommen die Gespräche am Tag. Gerne gesellen sich Besucher – von Einheimischen bis zu Urlaubern – zu ihm auf die Holzbank vor der Klause und erzählen, was sie bewegt oder bedrückt. Dann wird der Einsiedler schnell zum Seelsorger mit offenem Ohr für alle Lebensbereiche.
Ein ebenso wichtiges Kriterium: „Er sollte körperlich fit sein“, wissen die Saalfeldener. Denn der Weg zum nächsten Geschäft ist weit. Lebensmittel, Getränke und weitere Vorräte können nicht gefahren, sondern nur auf den Berg getragen werden. Auch handwerkliches Geschick ist von Vorteil, denn in und rund um die alte Klause fallen immer wieder kleinere Reparaturarbeiten an.
Bewegte Geschichte
„Es sollte aus dem Schreiben klar der Beweggrund für die Bewerbung hervorgehen“, sucht Dechant Moser nach Bausteinen in der Biografie, die einen Einsiedler als ruhende und zugleich ruhesuchende Person auszeichnen.
Die Vorgänger der letzten Jahre blieben nur kurz: Matthias Gschwandtner, ein pensionierter Angestellter aus dem Salzkammergut, verabschiedete sich im Vorjahr doch wieder in sein bürgerliches Leben. Vor ihm zog der Belgier Stan Vanuytrecht, der erste Ausländer in der Geschichte überhaupt, ein. Die Saalfeldener erinnern sich noch gut an den Exoten mit weißem Rauschebart, der seine Pfeife nie weglegte und die Gäste schon in Pinzgauer Dialekt begrüßte. Bewerbungen von Argentinien bis Thailand waren damals eingetroffen.
Deutlich länger blieb Raimund von der Thannen: Er war von 2004 bis 2015 Einsiedler. Nach einer Krise hatte Bruder Raimund die Spiritualität der Benediktiner für sich entdeckt.
Und es gab auch dunkle Momente in der Jahrhunderte alten Geschichte am Palfen: Im Jahr 1970 wurde achtmal auf die Eingangstüre geschossen. Der damalige Einsiedler Karl Kurz blieb unverletzt.
Georgifeier als Auftakt
Am 23. April findet zu Georgi immer eine Messe am Palfen statt, die Auftakt in die neue Saison ist. Bis November ist die Einsiedelei dann bewohnt. Alois Moser wird die Messe in diesem besonderen Rahmen lesen. Ob auch der neue „Hausherr“ schon da sein wird, ist noch offen. Holzschlägerungsarbeiten nach dem letzten Schnee haben finale „Bewerbungsgespräche“ oben auf der Einsiedelei etwas verzögert.
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