Das Wettrennen ist eröffnet
Frühling ist. Marathonzeit. Für Lauffaule: Ja, das sind diese Rennen über 42,195 Kilometer. Und während sich Bewegungsmuffel noch die Frage stellen, wie man diese nicht ganz kurze Distanz überhaupt im Laufschritt überwinden kann, sind Marathonläufer und solche, die es jetzt zum Beginn der neuen Saison werden wollen, schon einen Schritt weiter und wissen: 42,195 Kilometer sind nicht 42,195 Kilometer, Marathon ist nicht gleich Marathon.
Wien ist beispielsweise nicht Linz. Aber: In Linz beginnt’s. Und zwar heute. Zumindest zeitlich hat die zweitgrößte Laufveranstaltung des Landes damit die größte überholt – der Wien-Marathon folgt aber schon am kommenden Wochenende.
Weil es aber nicht nur auf die Größe ankommt, werben die Veranstalter Jahr für Jahr mit einem noch besseren Service, noch besseren Spitzenläufern, einem noch besseren Rahmenprogramm und noch besserer Stimmung. Da wie dort. Aber was sagen die Läufer selbst, was zählt für sie, wo hat man für sie die Nase vorn?
Schnelle Strecken
Walter Schneider aus Prottes ist schon beide Marathons gelaufen. Linz zuletzt vor vier Jahren, in Wien geht der Weinviertler heuer "sicher schon zum 15. Mal" an den Start. "Einfach, weil es für mich näher ist. Sonst würd ich in Linz genauso gern laufen."
Also sind und bleiben 42,195 Kilometer doch einfach 42,195 Kilometer, egal wo? "Nein", sagt der 54-jährige Computerfachmann. "Es sind zwar beides schnelle Strecken, aber Wien hat schon eine ganz andere Dimension." Nachsatz: "Allerdings macht es da, wo ich laufe, wenig Unterschied, ob 100 oder 100.000 andere mitlaufen. Rennen musst du es sowieso. Langsamere Läufer haben in Wien hinten aber nicht mehr viel Platz, das ist in Linz sicher angenehmer."
"Hinten" ist in diesem Fall übrigens relativ – denn Schneider läuft den Marathon in 2 Stunden 52 Minuten. (Zum Vergleich: Ein Durchschnittsläufer braucht mindestens vier.)
Viel Zeit zum Schauen bleibt bei so einem Tempo nicht. Dass Wien seinen Marathon auch mit dem einzigartigen Ambiente vor historischer Kulisse bewirbt, kostet den 54-Jährigen daher nur ein müdes Lächeln. "Einen ambitionierten Läufer interessiert das Rathaus nicht. Ja, du läufst an der Staatsoper vorbei – aber wie lange? Drei Sekunden? Und wenn man die Prater Hauptallee im Training fünf Mal die Woche ständig auf- und abgelaufen ist, dann kennt man dort jeden Baum – sehr fasziniert ist man da nicht mehr."
Reines Business
Doch aller Kritik zum Trotz: Wenn es der erste Marathon ist, empfiehlt der Niederösterreicher Wien. "Es ist einfach ein Riesenspektakel, schon der Startbereich ist gigantisch. Wenn’s nicht der erste ist, lauf in Linz. Dort ist weniger Verkehr, dort kannst du schnell und gut laufen."
Linz ist familiärer
Egal, ob in Linz oder Wien? "Ganz egal. Ich freu mich auf beide gleich. Ich lauf gern in Linz, weil ich da aufgewachsen bin. Linz ist ein bissl familiärer. Wien ist viel größer, internationaler. Beides ist schön."
Für schöne Bauten hingegen hat auch sie keine Augen. "Davon bekomm ich genau gar nichts mit. Ich kann was zur Straßenbeschaffenheit sagen, oder ob es schattig ist oder nicht. Aus."
Vielleicht ein kleiner Trost für die vielen Starter, die nicht ganz vorne dabei sind.
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