Besonders dramatisch war Ende Juli, Anfang August die Lage bei den heimischen Erdäpfeln. Wie berichtet, gab es erstmals eine Versorgungslücke; es musste bei den Frühkartoffeln auf ausländische Ware zurückgegriffen werden. Die Anbaufläche habe sich in den vergangenen drei Jahren österreichweit bereits um 4.000 Hektar verringert, weil Landwirte aufgrund der schwierigen Bedingungen auf andere Feldfrüchte umsatteln, sagt LKNÖ-Vizepräsident Lorenz Mayr. Im Herbst schaue es zwar ganz gut aus, doch wie es um die Versorgung im Frühjahr bestellt sein wird, sei noch offen.
50 Prozent der Anbaufläche beim Raps verloren gegangen
Auch beim Raps sei in den vergangenen sechs Jahren fast 50 Prozent der Anbaufläche verloren gegangen. Was das für die Versorgung bedeutet, hat der Ausbruch des Ukrainekriegs gezeigt, als die Ölpreise nach oben schossen.
Bei der Zuckerrübe wiederum hat der Rüsselkäfer heuer 5.000 Hektar Anbaufläche vernichtet. Zur Verdeutlichung: Mit dem Ertrag dieser Fläche hätte der jährliche Zuckerbedarf von ganz Wien gedeckt werden können. Nur knapp die Hälfte konnte noch einmal angebaut werden.
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Ebenfalls düster schaut es bei der Kürbisernte aus. Während des Anbaus sei es zu nass gewesen, was zu einer starken Verpilzung geführt habe, erklärt Mayr. Die Ernte beginnt erst, doch positiv ist der Experte nicht gestimmt. Auch hier sei die Anbaufläche zurückgegangen.
Weniger Werkzeuge
Was den Landwirten neben den Wetterkapriolen immer mehr zusetzt, ist, dass es für viele dringend notwendige Pflanzenschutzmittel keine Notfallzulassungen mehr gibt. Gleichzeitig befeuert aber etwa die Trockenheit den Schädlingsbefall. Hier brauche es dringend bessere Werkzeuge, meint Mayr. Bei der Zuckerrübe hätten die Bauern etwa auf Pheromonfallen gesetzt. Das Ergebnis sei aber enttäuschend gewesen. „Man wird sich für die Zukunft etwas überlegen müssen“, sagt der LKNÖ-Vizepräsident. „Wir fallen bei der Produktion zurück, aber importieren dann aus Ländern, bei denen man nichts über die Umwelt- und Sozialstandards weiß.“ Dazu kommen die CO2-Belastung beim Transport.
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Beim Erdäpfelanbau brauche es aber nicht nur wirksame Mittel gegen den Drahtwurm, sagt der Experte. Auch in eine bessere Wasserversorgung müsse dringend investiert werden. Eine Gabe Wasser zur richtigen Zeit könne nämlich über den Ertrag entscheiden, so Mayr. Aktuell gebe es bei 30 Prozent der Erdäpfel-Anbaufläche keine Beregnungsmöglichkeiten. Würden die geschaffen werden, könnten 1,3 Millionen Menschen mehr ernährt werden.
Und während die Herausforderungen zunehmen, haben sich die Betriebsmittel der Landwirte zuletzt vervierfacht. Ein Ernteausfall wirkt sich daher noch dramatischer. Das führe laut Mayr wiederum dazu, dass viele das Risiko minimieren und auf andere Kulturen setzen.
Gute Bedingungen
Freuen durften sich heuer die Getreidebauern – dank guter Anbaubedingungen vergangenen Herbst und des kühlen, feuchten Frühlings. Beim Weizen liegt der Ertrag laut Mayr heuer mit 6,4 Tonnen pro Hektar etwas über dem Durchschnitt, die Qualität sei gut, lediglich die Proteinwerte seien etwas geringer. Auch Hartweizen und Roggen brachten gute Erträge, bei Letzterem sei vielleicht sogar zu viel angebaut worden, meint der Experte.
Gute Nachrichten für die Brauereien: Auch Gerste konnte genug geerntet werden. Hier haben sich die Landwirte an den Klimawandel angepasst. „Es wird immer weniger Gerste im März angebaut, stattdessen mehr im Oktober. Die hat bis zur Frühjahrstrockenheit dann schon Wurzeln ausgebildet“, so Mayr.
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