Landtankstellen: "Wenn wir weg sind, gibt's nix mehr"

Herr vor Tschuchnigg vor seinen Zapfsäulen.
In kleinen Orten sind Tankstellen nicht nur Quellen für Benzin, sondern die letzten Bastionen des dörflichen Lebens.

Mit einer Tankstelle in der Stadt hat Edi Tschuchniggs Betrieb nichts gemein. Ein uriges Stüberl, viel Holz, braune Fliesen. Eine bauernschnapsende Herrenrunde schimpft und lacht. Am Abend kommen die Handwerker und Arbeiter und trinken ein Puntigamer oder ein Murauer. Oder beides. Nur am regen Verkehr hinter den Fenstern merkt man, dass Tschuchnigg in St. Stefan ob Stainz in der Steiermark nicht Wirt, sondern Tankstellenbesitzer ist.

„Die Leut‘ verblöden heutzutage, die schauen alle nur aufs Handy“, sagt der 59-Jährige. „Meine Gäste merken das Handy nur, wenn nach ein paar Stunden die Frau anruft.“ Tschuchnigg, die Sonnenbrille ins graue Haar geschoben, kleines Bäuchlein, lacht und kneift seine Augen zusammen, bis sie kleine Schlitze werden. Er verkauft in St. Stefan nicht nur Benzin, sondern ein Lebensgefühl.

Greißler weg, Post weg, Wirtshaus weg. In St. Stefan ist es noch nicht so weit, in vielen Landgemeinden in Österreich aber schon. Was bleibt, ist die Tankstelle. Sie ist oft Ersatz für das Wirtshaus geworden, ein letzter Ort der Geselligkeit. Denn an Tankstellen ist etwas los. Der eine kommt zum Tanken, der andere zum Autowaschen, der dritte zapft nicht Sprit, sondern Bier.

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