Land Tirol richtete psychosozialen Krisendienst ein

Quarantine Man
Die Corona-Sorgen-Hotline wird in das breite Angebot überführt. Ein mobiles Krisenteam deckt auch am Wochenende ganz Tirol ab.

In Tirol ist im Oktober ein psychosozialer Krisendienst eingeführt worden. Das Angebot richte sich an all jene, die sich in seelischen Notsituationen befinden und reiche von der Erstabklärung über die Gefahreneinschätzung bis hin zur Möglichkeit einer Notfallintervention - auch an Wochenenden. Die Corona-Sorgen-Hotline werde in das neue Angebot überführt. Das berichteten Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) und Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) am Freitag.

Der psychosoziale Krisendienst sei eine telefonische Anlaufstelle, die Beratung kostenlos, niederschwellig und wenn gewünscht anonym, erläuterte die Soziallandesrätin im Rahmen einer Pressekonferenz im Innsbrucker Landhaus. „Wenn die Seele schmerzt, muss man - wie bei medizinischen Notfällen - schnell reagieren.“ Das Angebot gehe über die Pandemiezeit hinaus und soll generell allen Hilfe bieten, die sich in einer psychischen Krise befinden, informierte Gesundheitslandesrat Tilg.

Große Nachfrage nach Corona-Sorgen-Hotline

Die Einrichtung eines Krisendienstes für psychisch Belastete war schon seit einigen Jahren geplant, ein professioneller und möglichst permanent erreichbarer Krisendienst wurde auch von Seiten der Arbeitsgruppe „Konzept Suizidprävention Österreich“ länger gefordert. Nun wurden die Überlegungen mit der seit 17. März bestehenden Corona-Sorgen-Hotline fusioniert. Daraus habe man wertvolle Erkenntnisse gewonnen, so Tilg und Fischer unisono.

Die Corona-Sorgen-Hotline war auf Initiative des Vereins Suchthilfe Tirol aus der Not heraus innerhalb von zwei Tagen eingeführt worden. Die Nachfrage war groß. Während des Lockdowns hätten die Mitarbeiter bis zu 50 und 60 Anrufe entgegen genommen, berichtete Leo Alber vom Verein Psychosozialer Pflegedienst Tirol. Die meisten Anrufer seien um die 50 Jahre alt gewesen, meist litten sie unter Einsamkeit und Isolation.

Nun geht die Corona-Sorgen Hotline in den neuen Krisendienst über, der auch Anlaufstelle für psychisch kranke Personen sein soll. Seit Anfang Oktober ist die neue Hotline erreichbar. „Im Schnitt erreichen uns derzeit zehn bis 15 Anrufe pro Tag.“ Zwei Drittel der Anrufe beim neuen Krisendienst hätten laut Alber noch einen Pandemie-Bezug.

Die 24 Mitarbeiter des Krisenteams bieten unter der Woche telefonische Beratung und vermitteln Anrufer bei Bedarf weiter. Der Dienst soll Orientierung und schnelle Hilfe bieten, erklärte Christian Haring vom Verein Suchthilfe Tirol: „Oft leiden die Menschen lange, der Weg zur treffsicheren Behandlung soll durch den psychosozialen Krisendienst verkürzt werden“.

Bernhard Achatz von der Österreichischen Gesundheitskasse sah in dem telefonischen Angebot eine „notwendige Ergänzung“ und ortete eine „gute Einbettung“ in das bereits etablierte System. Psychische Gesundheit sei ein zentrales Anliegen der ÖGK, 26 Millionen Euro seien im Jahr 2019 in entsprechende Angebote investiert worden. In den vergangenen drei Jahren habe man zusätzlich über 1.000 Betreuungs- und Behandlungsplätze geschaffen.

Alle Anwesenden zeigten sich mit dem neu geschaffenem Angebot sehr zufrieden. Soziallandesrätin Fischer ergänzte, dass ferner auf diesem Wege auch das Thema Psychische Gesundheit stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken würde.

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