Krottenbach-Radweg: Rampe to Go für nicht barrierefreies Ärztezentrum

Zwei Stufen können eine hohe Hürde sein: Das PVZ Oberdöbling muss sich wegen des neuen Radweges mit einer mobilen Rollstuhlrampe begnügen.
Primärversorgungszentren gelten als der Schlüssel, um das überforderte heimische Gesundheitssystem zu entlasten. Dementsprechend groß war der Auflauf, als vor zwei Jahren – im Jänner 2023 – das PVZ Oberdöbling in der Krottenbachstraße seine Pforten öffnete.
Sowohl der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), als auch Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart machten ihre Aufwartung. Seither ist ein interdisziplinäres Team im Bereich der Allgemeinmedizin 52 Stunden pro Woche für die Patienten erreichbar.
Allerdings hat das Zentrum einen Schönheitsfehler: Denn barrierefrei erreichbar ist es nicht wirklich, obwohl das Gebäude für rund 800.000 Euro umgebaut wurde. Und das hat auch mit dem umstrittenen Krottenbach-Radweg zu tun.
Der Bau des Velo-Highways entlang der Krottenbachstraße hat in den vergangenen Monaten viel Staub aufgewirbelt – auch weil er rund 200 Parkplätze gekostet hat. Kritisiert wurde aber genauso, dass fast nur E-Moped-Essenszusteller die Verbindung nutzen – und das bei wohlfeilen Kosten in Höhe von rund acht Millionen Euro für den breiten Zwei-Richtungsradweg. Und als ein Opfer des Projekts sieht sich auch das neue Primärversorgungszentrum.
Denn als die Pläne für den neuen Radweg bekannt wurden, zeigten Bezirk und PVZ sofort auf, um zeitgleich eine Behindertenrampe vor dem Eingang zu bekommen. Dafür hätte der Radweg allerdings verschmälert werden müssen. „Der Antrag wurde im Bezirk auch angenommen, aber dann hat Stadträtin Ulli Sima das abgelehnt, weil das öffentliche Interesse nicht groß genug wäre“, beklagt PVZ-Prokurist Oliver Skutzik gegenüber dem KURIER.
Weil dann laut Medienberichten ein Rollstuhlfahrer über die zwei Stufen beim Eingang gestürzt sein soll, musste rasch reagiert werden – mit einem Dauer-Provisorium. „Wir haben jetzt eine Glocke. Dann kommt jemand und legt eine mobile Rampe aus“, sagt Skutzik. Um die Metall-Vorrichtung dann umgehend wieder zu verräumen – da sonst ja der Gehsteig verstellt würde. „Das ist natürlich ein Aufwand, den nehmen wir aber in Kauf.“
Kampf um Behindertenparkplatz
Insgesamt sei die ganze Causa, wiewohl eigentlich sensible Materie, „sehr mühsam“ gewesen: „Auch der Behindertenparkplatz ums Eck bedeutete einen riesen Aufwand für uns. Das ist dann doch mithilfe des Bezirksvorstehers Daniel Resch gelungen“, berichtet Skutzik.
Rathaus widerspricht
Ein Sprecher der Mobilitätsagentur sieht die Sache etwas anders: Zum einen sei die Bushaltestelle vor das PVZ verlegt worden, weshalb der Radweg ohnehin eingeengt wurde; zum anderen wäre schon davor „der Gehsteig für eine fixe Rampe zu schmal gewesen“. „Zudem kommt hinzu, dass barrierefreie Zugänge zu privaten Einrichtungen immer auf Eigengrund und nie auf öffentlichem Grund errichtet werden müssen“, so der Sprecher.
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