Wenn demnächst die Kriminalstatistik des Vorjahres präsentiert wird, ist daraus ein deutlicher Trend abzulesen: „Wir bewegen uns wieder auf dem Niveau der Zeit vor Corona. Bei den Raubdelikten sprechen wir von einer Zunahme von gut 20 Prozent“, erklärt Heinz Holub-Friedreich, Sprecher des Bundeskriminalamts.
In Zahlen ist der Trend leicht festzumachen. 2012 gab es österreichweit einen negativen Rekord von 3.579 Überfällen; dann ging der Trend leicht zurück. 2015 waren es 2.883, 2019 nur noch 2.155 Delikte. Dann kam die Corona-Flaute – 1.751 Überfälle bedeuteten 2020 den niedrigsten Wert in der Geschichte; 2021 waren es 1.780.
Schwer traumatisierte Opfer
Mit dem Pandemieende ist es damit aber vorbei. Überfälle auf vermeintlich schlecht gesicherte Ziele wie Tankstellen, Trafiken, Supermärkte oder Wettlokale stehen an der Tagesordnung. „Die Leidtragenden sind die Opfer, die meist schwer traumatisiert zurückbleiben“, erklärt Chefinspektor Josef Deutsch vom nö. Landeskriminalamt.
Das Motiv für die Überfälle ist meist in einer akuten Notsituation zu finden: „Weil die Täter Bares für ihre Drogen- oder Spielsucht benötigen oder Schulden tilgen müssen, wollen sie schnell an Geld kommen“, so Deutsch.
Laut dem Leiter des nö. Landeskriminalamts Stefan Pfandler ist ein Phänomen deutlich erkennbar. Der klassische Bankraub gehört zur aussterbenden Spezies. „Die strengeren Sicherheitsmechanismen der Banken haben Wirkung gezeigt. Täter benötigen oft Minuten, bis sie in einem Institut zum Geld kommen, das irgendwo versperrt ist. Das ist ein zu großes Risiko und damit wird ein Banküberfall unlukrativ für die Kriminellen“, so Pfandler.
Bankraub stirbt aus
Gerade einmal zwei Banküberfälle hat es in NÖ im Vorjahr gegeben. Während es 2009 österreichweit noch 111 Banküberfälle waren, ist die Zahl zuletzt auf unter 30 gesunken. Dafür habe sich der Fokus der Gangster auf Ziele mit geringeren Sicherheitsstandards, wie Supermärkte, gerichtet, so Pfandler.
Je dilettantischer die Vorgangsweise ist, umso eher werden die Verbrecher auch erwischt. Was die Aufklärungsquote anbelangt, liegt Niederösterreich deutlich über dem Bundestrend. 2021 wurden bundesweit 52,2 Prozent der Raubdelikte geklärt, in NÖ waren es 63,6 Prozent; 2022 knapp 70 Prozent.
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