Krebstherapie fehlen valide Daten

Strahlengeräte wurden bis jetzt gemäß weltweiten Parametern angeschafft. Jetzt soll der Bedarf genau erhoben werden.
Aus NÖ kommt der Ruf nach österreichweiter Studie - Minister begrüßt die Forderung.

Vor wenigen Wochen schlugen Mediziner Alarm: Die Zahl der Krebspatienten in Österreich werde bis 2020 spürbar steigen. Eine Diskussion über die Anzahl der Geräte für Strahlentherapie-Behandlungen entbrannte. 43 sind es aktuell in Österreich. Laut dem Österreichischen Strukturplan Gesundheit (ÖSG), der zwischen Bund und Ländern ausverhandelt wurde, sollten es 60 sein. Spezialisten kritisierten zunehmend die wochenlangen Wartezeiten für die Patienten. Jetzt kommt Bewegung in die Angelegenheit.

Die Patientenanwälte wollen jetzt eine österreichweite Bedarfserhebung in Sachen Strahlentherapie durchsetzen. Die Politik unterstützt die Forderung.

Umfragen in der Ostregion hätten ergeben, "dass es bei der strahlentherapeutischen Versorgung zum Teil zu relativ langen durchschnittlichen Wartezeiten kommt", sagt der nö. Patientenanwalt Gerald Bachinger, zugleich Sprecher aller Patientenanwälte Österreichs. Die erhobenen Daten seien aber nicht wissenschaftlich fundiert. Das soll sich jetzt ändern. Bachinger will eine Ist-Stand-Erhebung zu Anzahl und Art der Großgeräte und darüber, wie viele Patienten therapiert werden können. "Daraus erkennen wir, ob die Geräte optimal ausgelastet sind." Auch "mögliche Leerläufe" zwischen Diagnose und Therapiebeginn müssten hinterfragt werden. Aus den Antworten ergebe sich ein Soll-Stand, "der auch den Bedarf an medizinischem Fachpersonal beinhaltet".

Kosten

Die Patientenanwälte wollen außerdem eine Bewertung der Krebstherapie im Hinblick auf Wirksamkeit, Sicherheit und Kosten. Solche sogenannten HTA-Berichte (Health Technology Assessment) seien in Nordeuropa oder Großbritannien längst Usus.

Bleibt die Frage: Warum wurden derartige Erhebungen nicht gemacht, bevor eine fixe Anzahl von Strahlentherapie-Geräten festgelegt wurde? Man habe sich bei der Erstellung des Strukturplans an internationalen Parametern orientiert, sagt Christoph Ertl, Sprecher des Gesundheitsministeriums. "Eine umfassende Bedarfsstudie begrüßen wir aber."

Auch Niederösterreichs Landesvize Wolfgang Sobotka unterstützt die Forderung der Patientenanwälte. "Die Bedarfsangaben des ÖSG decken sich einfach nicht mit der Realität." Niederösterreich erfülle mit sechs Großgeräten (das sechste geht im September in Krems in Betrieb) den Strukturplan zu hundert Prozent. Trotzdem gebe es Wartezeiten – nicht so lange wie in Wiener Spitälern, aber doch. "Für eine bedarfsgerechte Versorgung brauchen wir gesicherte Daten."

Am 30. Juni wird sich die Bundesgesundheitskommission mit der aktuellen Forderung befassen.

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