Kostümverkauf: Von der Blütenrobe bis zum Riesenturban

Kostümchef Jan Meier und Festspielpräsidentin Kristina Hammer
Seltene Gelegenheit bei den Salzburger Festspielen: 5.500 Kostümteile locken Liebhaber. Es gibt allerhand Pompöses, Elegantes und Skurriles.

Kleider, von hauteng bis bauschig, Kopfschmuck in allen Facetten, Hüte, sogar Riesenturbane aus der Strauss-Oper „Die Liebe der Danae“ (2016) – all das wartet auf neue Besitzer. Auch bei den historischen Stiefeln wurde aussortiert. Die Türen zum Karl-Böhm-Saal stehen ausnahmsweise weit offen.

Liebhaber wühlen am Mittwoch konzentriert. „Wenn die Stoffe nur sprechen könnten“, lacht eine Opernbesucherin. Immerhin wurde hier Bühnengeschichte geschrieben. Im reichen Fundus mit vielen Tausend Teilen – das älteste Kostüm stammt aus den 1950-ern – wird regelmäßig sortiert. Der letzte Verkauf liegt aber schon fünf Jahre zurück.

Liebhaber wühlen mit viel Euphorie

„Was ist das für ein Stoff?“, will Mignon Ritter, von der Abteilung Kostüm und Bühnenbild am Mozarteum, wissen. Ein transparenter Umhang hat es ihr angetan. „Es ist ein unfertiges Modell aus der Schneiderei - ein Prototyp aus ‚Ich lieb dich’ im Vorjahr“, verrät Kostüm-Chef Jan Meier, dass ein Meerschweinchen daraus entstehen hätte sollen.

Dann wurde doch umdisponiert. „Das Fatale ist, dass man am liebsten alles mitnehmen würde“, schwärmt Ritter. Den Umhang würde sie gern beleuchten. Vielleicht wird ein „gleißender Eisbär“ daraus.

Kostümverkauf: Von der Blütenrobe bis zum Riesenturban

Kostümchef Jan Meier

Besondere Stücke, die Opern-Geschichte schrieben

Vorwiegend Chor-Kostüme, aber auch das eine oder andere Solisten-Stück sind im Gewühl zu finden. Ein Kleid in Rosa aus Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“ im Jahr 1995 ist das älteste Stück. Viele Besucher wühlen im hochwertigen Fundus, um noch schnell ein Outfit für den Faschingsdienstag zu finden. Kaftan-Jacken, die mit aufgenähten Kissen deformiert sind, wären wohl ein Hingucker.

Oder: Die aufwendig gestalteten Kostüme mit Unmengen an Borten und Applikationen aus der Oper „Die Bassariden“ (2018). Wer Vintage-Mode mag: Hier gibt es nicht nur Verkleidungen, sondern auch Alltagsmode mit Geschichte. Nur Jedermann-Fans sind wohl ein wenig enttäuscht: Kostüme aus dem „Festspiel-Heiligtum“ ruhen vorerst im Archiv.

Dafür ist die Oper „Pique Dame“ aus 2018 stark vertreten: Bodenlange schwarze Mäntel des Frauenchors hängen bereit. Die Rückseite ist offen, aufwendig gestaltete Rüschenröcke kommen darunter zum Vorschein.

Vier Stück hat eine Gruppe von Theaterleuten aus Bad Ischl für das Lehár-Festival erstanden. Dazu einige Livrees, womit Lakaien gut gekleidet sind und weitere Kleider, darunter ein schwingender Plisseerock aus Leonard Bernsteins „West Side Story“ (2016). „Derart hochwertige Teil bekommt man selten“, ist Kostümbildner Sven Bindseil begeistert.

Blütenrobe ist Favorit der Präsidentin

Eine Blütenrobe aus „Herzog Blaubarts Burg“ deklarierte Festspielpräsidentin Kristina Hammer zu ihrem Liebling: Nichts, was auf die leichte Schulter zu nehmen sei. Das Requisitenkleid wiegt immerhin rund zwölf Kilogramm.

Den Arm voller Kostüme hat auch Verena Absmanner vom Upcycling-Verein „Individuum Freia“. Sie sucht vor allem bestickte Teile, Stoffe mit Borten oder Naturmaterialien. Entstehen lässt sie daraus neue Kleider oder aus den Resten Yoga-Kissen.

„Alles bekommt hier ein neues Leben“, freut sich Meier. Einen ewigen Dornröschenschlaf will niemand, auch wenn dem Leiter der Kostümabteilung der Abschied von Schätzen nicht immer leicht fällt.

Kostümverkauf: Von der Blütenrobe bis zum Riesenturban

Sven Bindseil vom Lehár-Festival Bad Ischl

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