Kostenlos, aber nicht umsonst: „Ich nehme viel fürs Leben mit“

Für die Krisenteams werden weitere Helfer gesucht
Tag des Ehrenamtes: Der 5. Dezember ist jenen gewidmet, die sich unentgeltlich für andere engagieren.

Bettina Wohlmutter und Josef Resnik sind zwei von 3,3 Millionen Österreichern: Die beiden Steirer arbeiten ehrenamtlich und gehören damit zu jenen 46 Prozent der Bürger, die sich unentgeltlich engagieren.

Kostenlos für die Gesellschaft, aber nicht umsonst: „Ich nehme viel für mein eigenes Leben mit“, erklärt Wohlmutter, die die Einsätze der rund 400 Freiwilligen des steirischen Kriseninterventionsteams (KIT) leitet und selbst in Krisen hilft. Das prägt. „Man lernt in kürzester Zeit, was wichtig ist im Leben. Man sieht, wie schnell eine Familie durch einen Unfall zerrissen werden kann.“

Wohlmutter und Resnik trennt Jahrzehnte an Lebensalter -  sie ist 31, er 89 Jahre. Beide eint der Einsatz für andere beim Roten Kreuz und die Freude daran. „Ich bin ein geselliger Mensch“, betont Josef Resnik. „Ich komme schnell mit jedem ins Gespräch.“

Kostenlos, aber nicht umsonst: „Ich nehme viel fürs Leben mit“

Millionär

Seit 1973 ist der frühere Fernmeldemonteur freiwillig tätig und er rät jedem jungen Menschen, es ihm gleichzutun. Auch heute noch hilft Resnik im Blutspendedienst, jede Woche ist er zumindest ein Mal in der Bezirksstelle in Bad Radkersburg. Auf die Uhr geschaut hat Resnik nie, auch wenn es zuweilen schwierig war, Beruf, Familie und Ehrenamt zu vereinen. „Wenn ich meine Rotkreuz-Stunden in bezahlte Arbeitsstunden umrechnen würde, dann wäre ich Millionär“, scherzt Resnik.

Gut 60 bis 100 Stunden monatlich macht Bettina Wohlmutter Dienst bei der Rettungsorganisation, zusätzlich zum Einsatz bei KIT ist die Kinderpsychologin auch noch Sanitäterin. Im Vorjahr hatte das Team 399 Krisen-Einsätze in der Steiermark. „Das Ehrenamt nimmt natürlich Zeit in Anspruch, aber diese Zeit gebe ich sehr gerne“, betont die 31-Jährige, die gleich nach dem Ende des Studiums beim Roten Kreuz anfing.

Vier Stunden arbeitet jeder freiwillige Helfer in Österreich durchschnittlich pro Woche. Die Statistik verrät auch die Beweggründe: Laut einer Umfrage des Instituts für Empirische Sozialforschung (IFES) aus 2016 liegt „anderen Menschen helfen“ mit 90 Prozent weit vor jedem anderen Motiv. „Spaß am Engagement“ und „Nützliches zum Gemeinwohl beitragen“ folgen mit jeweils 82 Prozent. Obwohl viele Menschen mitmachen, werde Nachwuchs gebraucht, sagt Wohlmutter – auch bei den Kriseninterventionsteams. „Die wichtigste Voraussetzung bei uns ist, Zeit mitzubringen.“

Kostenlos, aber nicht umsonst: „Ich nehme viel fürs Leben mit“

Freifach an der Uni

Österreichweit sind allein beim Roten Kreuz 74.000 Ehrenamtliche im Dienst. Präsident Gerald Schöpfer setzt darauf, ehrenamtliche Tätigkeit mehr zu stärken und hofft auf die Vorbildwirkung einer Idee der Universität Linz: Die Ausbildung zum Rettungssanitäter wird als Freifach im Studium anerkannt. „Die Leistung Freiwilliger soll auch bei öffentlichen Vergaben berücksichtigt werden“, fördert Schöpfer.

Politisch wird das Ehrenamt jedenfalls in Ehren gehalten. In der Steiermark verleiht der Landtag am Mittwoch am Internationalen Tag des Ehrenamtes, entsprechende Medaillen für Verdienste um das Ehrenamt. Heuer werden Josef Hödl-Schmid, Thomas Kroneis und Brigitte Syen ausgezeichnet. Die Landtagsehrung gibt es seit 2017.

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