Klo-Knigge: Antworten rund um menschliche Bedürfnisse
Jeder kennt das Gefühl, wenn die Blase zu unpassenden Zeiten drückt. Öffentliche WC-Anlagen sind aber zumeist Örtchen, die man nicht gerade gerne aufsucht. In Wien soll sich jetzt aber zumindest bei einigen Toiletten der Wiener Linien die Hygiene verbessern. Dafür müssen die Klo-Besucher aber 50 Cent bezahlen.
Ein kontroverses Thema. In einer KURIER-Online-Umfrage hielten sich Gegner und Befürworter der neuen Lösung die Waage. Aber gibt es eigentlich Alternativen? Hier kommen die Fakten.
Wie findet man rasch eine Toilette?
Eigentlich sind menschliche Ausscheidungen kein Thema, über das viel gesprochen wird. Deshalb hat die Vielzahl der Angebote bei der Recherche zu dieser Frage überrascht. Im Zeitalter des Smartphones wird die Suche nach dem nächsten WC natürlich per App erledigt. „Toilet Scout“ kennt weltweit über eine Million Klos. Auch „Pee-Place“ zeigt verlässlich den Weg zum nächstgelegenen Thron. Seit 2014 gibt es auch einen Toiletten-Führer für Wien, der einen dahin führt, wo selbst der Kaiser zu Fuß hinging.
Was, wenn man beim Wildpinkeln erwischt wird?
Ist der Handyakku leer oder keine App installiert, erleichtern sich viele (man munkelt, es seien vor allem die Männer) hinter dem nächsten Busch oder verzichten gar gänzlich auf einen Sichtschutz. In so einem Fall kann die Entleerung aber nicht nur die Blase, sondern auch die Geldbörse betreffen. Wird man erwischt, ist die Polizei zuständig, die wegen Anstandsverletzung anzeigt.
Je nach Grad der Entblößung kann das beispielsweise in Wien bis zu 700 Euro teuer werden. Alternativ kann man die Strafe auch eine Woche lang im Gefängnis absitzen. Dort sieben Tage lang das Klo benutzen zu müssen, sollte selbst den überzeugtesten Wildpinkler wieder auf den Pfad der Tugend führen.
Die Höhe der Strafe ist übrigens in jedem Bundesland verschieden. Die 700 Euro Strafe in Wien sind im internationalen Vergleich aber noch günstig: Ein 19-Jähriger musste im Sommer 2018 im italienischen Genua 10.000 Euro blechen, weil er in eine Gasse im Stadtzentrum gepinkelt hatte.
Was tun, wenn man kein Kleingeld dabei hat?
In den meisten Fällen muss bei entgeltlichen WC-Anlagen eine 50-Cent-Münze eingeworfen werden. Hat man keine dabei und niemand kann wechseln, kann das sehr unangenehm werden. Die ÖBB haben dafür eine neue Lösung für ihre 379 WC-Anlagen, wie Pressesprecher Daniel Pinka sagt: „Die ÖBB haben am Wiener Hauptbahnhof, am Bahnhof Innsbruck oder Bahnhof Tulln Kundensanitäranlagen, wo die Zahlung mit Bankomatkarte möglich ist. Diese Form der Sanitäranlagen soll schrittweise an weiteren Standorten etabliert werden. Kartenzahlung wird so Zug um Zug möglich werden.“
Hat man das Recht, in einem Lokal das WC zu benutzen, wenn man kein Kunde ist?
Die Antwort auf diese Frage ist ebenso frustrierend wie kurz: nein. Jede Gaststätte ist ein privater Betrieb, weshalb der Wirt sich aussuchen kann, wen er auf sein Klo gehen lässt. Auch wenn es noch so drückt, gibt es keinen Rechtsanspruch. (Tipp: Alternativ ist anzuraten, sich nach der Klo-Benutzung einfach einen schnellen Kleinen Braunen zu kaufen.)
Frauen ans Pissoir
Gerade für Frauen, ist das Benützen einer öffentlichen Toilette oft ekelhaft – muss man sich doch auf eine Klobrille setzen, die zuvor von vielen anderen benutzt wurde. Mit einem sogenannten Frauen-Urinal kann Abhilfe geschafft werden. Das Modell „Urinella“ ist im Internet schon ab neun Cent pro Stück zu haben und ermöglicht es Frauen, sich im Stehen zu erleichtern. Das Helferlein ist außerdem spülmaschinenfest. Und bringt bei der Benützung bestimmt einen Überraschungseffekt für den Herrn am Nebenpissoir.
Pro & Contra Klogebühren
PRO: Geld stinkt nicht, das Klo schon. Für öffentliche Toiletten gilt das besonders. Und wenn es nur um das Stinken ginge. Sauberkeit ist vielen wurscht. Nicht umsonst findet man Klo-Knigge (online) und WC-Regeln (etwa auf Klopapier gedruckt). Bis die Botschaft ankommt, gibt es keine Erleichterung: 50 Cent für mehr Sicherheit und Sauberkeit scheinen notwendig. Leider.
CONTRA: Wenn’s pressiert, wird abkassiert. Und das nicht zu wenig. 50 Cent für ein allzu menschliches Bedürfnis verlangen: Das grenzt geradezu an Wucher. Die öffentliche Hand sollte es sich doch leisten können, die noch verbliebenen Anlagen zu erhalten und säubern. Oder sie sollte zumindest dafür sorgen, dass der Obolus sinkt. Geld stinkt nicht. Aber mir stinkt’s.
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