Josef Peter Nusser, einst auf der Hamburger Reeperbahn als „Wiener Peter“ bekannt, gilt als Schlüsselfigur im blutigen „Kiez-Krieg“ der 1980er-Jahre in der Hafenstadt. Als Mitglied der „Chikago-Bande“, einer Zuhälter- und Drogenhändlerorganisation, hat er das Hamburger Rotlichtviertel mit blutigen Morden überzogen.
Wie der Spiegel berichtet, wollte sich der Klagenfurter damals einen Platz unter den rivalisierenden Kiezgrößen erobern. Die Jahre waren geprägt von Revierkämpfen und zunehmender Gewalt. Gemeinsam mit dem Ex-Häftling Werner „Mucki“ Pinzner soll er viele Unterweltgrößen ermordet haben, darunter „Bayern-Peter“, „Lackschuh-Dieter“, „Neger-Waldi“ und „Corvetten-Ralf“.
Lebenslage Haftstrafe
Im Februar 1989 wurde Nusser wegen schweren Raubes, gemeinschaftlich begangenen Mordes sowie Anstiftung und Beihilfe zum Mord zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Der Österreicher kam nach knapp 14 Jahren in der Hamburger JVA Fuhlsbüttel frei und wurde in sein Heimatland ausgewiesen.
In Deutschland kann von einer Vollstreckung einer Freiheitsstrafe abgesehen werden, wenn der Verurteilte wegen einer anderen Tat einer ausländischen Regierung ausgeliefert wird. Wenn der Verurteilte allerdings zurückkehrt, kann die Vollstreckung nachgeholt werden.
Am Sonntagabend geschnappt
Offenbar passierte das am vergangenen Sonntag, als der 71-Jährige auf dem Weg von der Dominikanischen Republik nach Wien war. Deshalb muss Nusser nun seine Restfreiheitsstrafe verbüßen.
Er soll nach so langer Zeit nicht damit gerechnet haben, im Transit abgefangen zu werden. „Bundespolizisten verbrachten den 71-Jährigen noch am Sonntagabend in die nächste Justizvollzugsanstalt“, teilte die Bundespolizeidirektion Flughafen Frankfurt am Main am Mittwoch mit.
Die Hamburger Oberstaatsanwältin Liddy Oechterring bestätigte dem Spiegel, dass der Österreicher von der JVA Weiterstadt in den kommenden Wochen nach Hamburg verlegt werden wird.
Die „Chikago-Bande“, auch „Hans-Albers-Platz-Gruppe“ genannt, war eine kleinere Zuhälter- und Kokainhändler-Organisation. Ihr Name kam vom ehemaligen Eiscafé „Chikago“ am Hans-Albers-Platz in Hamburg-St. Pauli. Das Lokal war das Hauptquartier der Bande.
In den blutigen 1980ern waren neben der Bande auch zwei weitere Kartelle in der Stadt tätig: die „GmbH“ und die „Nutella-Bande“. Wegen ihrer Nähe zum Auftragsmörder „Mucki“ Pinzner war Nussers Bande die gefährlichste unter den Dreien.
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