Katzen gehäutet: "Das muss ein Psychopath sein"

Auch in Graz gab es ähnliche Fälle
Unbekannter zog Tieren in Graz das Fell ab, Psychiater besorgt: 70 Prozent aller Gewalttäter haben Vorgeschichte als Tierquäler.

Die beiden Fälle machen betroffen. Vergangene Woche wurden in Graz zwei Katzen teilweise das Fell abgezogen lebendig, dann wurden sie ausgesetzt. Sie wurden so schwer verletzt, dass sie von einer Tierärztin eingeschläfert werden mussten.

Seither sucht die Polizei nach dem Täter beziehungsweise dem Besitzer des ersten Tieres, einer etwa acht Monate alten Tigerkatze. Sie wurde am Mittwoch schwer verletzt im Bezirk Gries gefunden. Am Samstag wurde dann die zehn Jahre alte Hauskatze einer Grazerin aus dem Bezirk St. Peter schwer verletzt entdeckt.

Die Staatsanwaltschaft Graz ermittelt wegen des Verdachts der Tierquälerei, im Fall einer Verurteilung drohen bis zu zwei Jahre Haft. Ein Gutachten der veterinärmedizinischen Universität Wien soll die Art der Verletzung definitiv klären, ein Unfall wurde von den ermittelnden Behörde aber schon ausgeschlossen  - dazu waren die Schnitte zu exakt.

"Ein Psychopath"

Hinweise auf den oder die Täter sind rar, nur eines dürfte feststehen: Er hat die Katzen mit präzisen Schnitten gehäutet. Das macht Experten Sorgen. „Die Wahrscheinlichkeit, dass da ein Psychopath dahinter steckt, ist groß“, überlegt Psychiater Manfred Walzl, der jahrzehntelange Erfahrung als Gerichtssachverständiger hat. „Das muss wohl ein Psychopath sein, denn so etwas macht man ja einfach nicht, auch wenn jemand kein Katzenfreund sein sollte.“

Walzl hat unter anderem dem Grazer Amokfahrer Alen R. beim Prozess wegen dreifachen Mordes dessen vermeintliche Unzurechnungsfähigkeit nicht abgenommen.

Im Fall der langsam zu Tode gequälten Katzen fehlen Walzl freilich grundlegende Informationen, daher nur so viel: Sollte es sich um einen Täter handeln und nicht um zwei unterschiedliche, dann „brennt ein bisserl der Hut. Das könnte die Vorstufe zu massiven weiteren Verbrechen sein.“

Entwicklung von Serientätern

Walzl spricht nicht nur aus Erfahrung eigener Gutachten, sondern zitiert auch wissenschaftliche Erkenntnisse zu Serientätern: Demnach haben 70 Prozent aller Gewalttäter eine Vorgeschichte auch als Tierquäler, ebenso 30 bis 40 Prozent der Sexualstraftäter.

Sadismus, Rache oder Wahn

Die Motive sind jedoch so breit gestreut wie die Täter unterschiedlich. Eine Ferndiagnose zu stellen sei schwer, denn „wir wissen ja nichts über den Verdächtigen“, betont Walzl. Möglich seien jedoch purer Sadismus oder auch ein Racheakt, allerdings könne man auch einen psychotischen Schub nicht ausschließen, etwa eine Wahnvorstellung.

Allerdings lasse diese Art der Tat, Tiere so schwer zu verletzen schon auf eine „allgemeine Gewaltbereitschaft“ schließen oder ein „Ereignis in der Vergangenheit, das dies ausgelöst habe.

Polizei vemehrt auf Streife

Die Grazer Polizei bittet jedenfalls potenzielle Zeugen, sich zu melden, speziell den Besitzer des ersten Tieres. Die junge Tigerkatze war nicht gechipt, aber gut gepflegt. Die Polizei ist zudem in den beiden bisher betroffenen Bezirken vermehrt auf Streife.

Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) zeigte sich via Facebook fassungslos über „die Tierquälerei, die an Grausamkeit nicht mehr zu überbieten ist“. Sein FPÖ-Vize Mario Eustacchio erhöhte die Prämie für Hinweise auf den oder die mutmaßlichen Täter auf 2.000 Euro.

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