Kartnig-Prozess: "Schuldig, weil ich der Präsident war"

"Sie wohnen in der Herrgottwiesgasse 50?", fragt die Richterin und Hannes Kartnig nickt. "Ja. Derzeit." Höflicher kann die Justizanstalt Graz-Karlau wohl kaum umschrieben werden: Kartnig verbüßt dort seit Oktober eine rechtskräftige Strafe von drei Jahren Haft wegen Betruges, ist aber Freigänger.
Seine Haftstrafe von 15 Monaten wegen Finanzvergehen hat der Ex-Sturm-Präsident bereits verbüßt. Weil er aber 5,5 Millionen Euro Geldstrafe nicht zahlen kann, muss Kartnig weitere 15 Monate Haft aus dem Steuerverfahren absitzen.
Beim Prozess am Freitag spielt dieses Verfahren wieder eine Rolle: Wegen der Schummelei mit Eintrittskarten wurden auch Bundesliga und Fußballverband um Mitgliedsbeiträge betrogen. Um 79.998 Euro geht es da: Um die Schwarzlöhne an die Spieler zu zahlen, wurden weniger Ticketverkäufe gemeldet. Doch aus den Tickets berechnen sich die Beiträge an die Verbände.
Zehn Jahre
Dieser kleine Teil des Betrusgverfahrens wird wiederholt, weil der Oberste Gerichtshof das Urteil aus Formalgründen aufgehoben hat. Zum dritten Mal steht Kartnig deshalb vor Gericht und überrascht: Diesmal bekennt er sich schuldig. "Weil ich der Präsident des Vereins war. Ich weiß heute, dass ich dafür geradestehen muss. Aber ich hab’ mich buchhalterisch nicht ausgekannt. " Staatsanwalt Johannes Winklhofer geht später im Plädoyer darauf ein: "Heute ist er geständig, die Strafsache hat 2006 begonnen. Er hat zehn Jahre dafür gebraucht, dass er zu diesem Geständnis kommt."
Ausgekannt habe sich eher sein Ex-Sekretär, moniert Kartnig. Der sitzt neben ihm als Zweit-Angeklagter und beteuert, er habe nur auf Kartnigs Anordnung gehandelt, aus Angst um seinen Job. "Ich war ja da wie sein Lehrbua", kontert Kartnig und da klingt der wortgewaltige Polterer von einst durch. Was wem zu zahlen war, habe ihn nicht interessiert. "Aber ich nehme das jetzt auf mich. Ich bin schuld."
Aber als Präsident hätte er doch über Einnahmen und Aussagen Bescheid wissen müssen, hakt die Richterin nach. Kartnig seufzt fast. "Liebe Frau Rat, bei einem Verein ist viel zu tun ..." Dass später die Abrechnungen vom Computer gelöscht wurden, weiß Kartnig dann aber schon. "Das war, wie die Finanz da war."
Dann verkündet die Richterin das Urteil (nicht rechtskräftig): Kartnig ist schuldig, aber es gibt wegen der alten Betrugsstrafe keine Zusatzstrafe. Der Ex-Sekretär kommt mit zwei Monaten bedingt davon.
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