Kampf gegen Rechte im Stadion bringt Austria vor Gericht

Gute Stimmung, aber nicht um jeden Preis – die Austria will gegen rechte Fans vorgehen und bewegt sich juristisch auf dünnem Eis
Fan mit Hausverbot durfte auch auswärts nicht hinein und klagt die Veilchen.

Ein paar Hundert Euro – viel mehr wird die Wiener Austria die Schadenersatzklage eines Fans nicht kosten. Der ideelle Schaden wiegt aus Sicht der Violetten weit schwerer: Ein Rückschlag im Kampf gegen rechte Umtriebe im Stadion.

Der Kläger ist kein unbeschriebenes Blatt. Alexander Christian, promovierter Jurist, ehemaliger FPÖ-Kandidat – und nach eigenen Angaben "treuer Anhänger" der Veilchen. Bis 2010 war Christian Generalsekretär der Rechtsanwaltskammer. Sein Vertrag wurde einvernehmlich aufgelöst, nachdem das Magazin profil über Kontakte zu rechtsextremen Kreisen berichtet hatte; inklusive Fotos mit in der Szene so beliebten Klamotten der Marke "Thor Steinar".

Unsterblich-Kontakte

Grund der Klage: Ein Verstoß der Austria gegen das Datenschutzgesetz. Christian hat in der Generali-Arena Hausverbot. Weil man ihn auch bei Auswärtsspielen nicht in der Kurve sehen wollte, wurden 2014 bei den Spielen bei Sturm und der Admira Ordner der Gastgeber auf ihn aufmerksam gemacht. Die Datenschutzbehörde sah darin eine "unzulässige Übermittlung von Daten".

In Graz wurde Christian hinauskomplimentiert, in der Südstadt gar nicht eingelassen. Deshalb fordert er Fahrtkosten und Ersatz für die Demütigung – und hat damit gute Chancen.

"Dass ich politisch nicht links stehe, ist kein Geheimnis", räumt Christian ein. Auch dass er freundschaftliche Kontakte zu Leuten des Problem-Fanclubs Unsterblich pflegt, "ebenso wie zu vielen anderen langjährigen Austria-Fans." Für ein bundesweites Stadionverbot müsste aber ein verbotenes Verhalten vorliegen – Gewaltakte, Verstöße gegen das Pyrotechnik-Gesetz, rassistische oder verbotsgesetzwidrige Aktionen. Gegen rund 130 Menschen bestehen derzeit solche bundesweiten Stadionverbote. Diese gelten nicht nur in der höchsten und zweithöchsten Spielklasse, sondern werden auch vom ÖFB und von den Landesverbänden übernommen.

Hände gebunden

Auch etwa zehn Leute aus dem Unsterblich-Dunstkreis haben solche Verbote mit bis zu 48 Monaten Dauer ausgefasst. "Da es solche Gründe bei mir weder gegeben hat noch gibt, würde ein Antrag der Austria darauf wohl ins Leere laufen", meint Christian.

Die Austria ist im Dilemma: Für ein bundesweites Stadionverbot gegen Christian liegen keine Gründe vor, bei einer Ausdehnung des schwammigen Hausverbots auf Auswärtsspiele winkt das Datenschutzgesetz. "Wir stehen zu Demokratie und Rechtsstaat, aber das macht es uns nicht leichter", meint Austria-Manager Markus Kraetschmer.

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