Justizminister will gemobbte Sozial-Pädagogin halten

Justizminister Brandstetter reagiert: Prävention und Resozialisierung sind ihm große Anliegen
Wolfgang Brandstetter lässt den Personalvertreter der Justizwache zum Rapport antreten.

Der KURIER-Bericht über die einzige Vollzeit-Sozialpädagogin für rund 110 jugendliche Häftlinge in Österreich, die aus der Justizanstalt für Jugendliche in Gerasdorf „flüchten“ will, hat heftige Reaktionen ausgelöst. Andere diplomierte Therapeuten und Betreuer stellen sich hinter Ulrike Hirsch-Steurer und fühlen sich vom Vorsitzenden der Justizwachegewerkschaft, Albin Simma (FCG), ebenfalls gemobbt.

Simma wertet deren Arbeit gerne als „Kuschelvollzug“ ab und verspottet (etwa in der Mitarbeiterzeitschrift Die Exekutive) die Qualifikation der „externen Betreuer und Schauspieler ... äh... ich meine natürlich Therapeuten“.

Justizminister Wolfgang Brandstetter ist über die Äußerungen des Personalvertreters sehr verärgert, wie man hört. Albin Simma wurde bereits zum Rapport in die Vollzugsdirektion beordert.

Inzwischen lässt der Justizminister nichts unversucht, die diplomierte Sozialpädagogin zu halten. Die ehemalige Justizwachebeamtin wollte wegen der ständigen Anwürfe durch Simma das Handtuch werfen. So hatte er unter anderem verbreitet, ihr Ehemann werde von der Justiz als bezahlter Gitarrenlehrer in der Anstalt beschäftigt und wollte darüber sogar die Korruptionsstaatsanwaltschaft informieren.

In Wirklichkeit hatte der Ehemann der 51-Jährigen für die Weihnachtsfeier mit jugendlichen Häftlingen Weihnachtslieder auf der Gitarre einstudiert, unentgeltlich und ehrenamtlich.

Kalter Entzug

Die vom Personalvertreter der Justizwache geäußerte Kritik am modernen Strafvollzug ist den speziell geschulten Betreuern schon lange ein Dorn im Auge. „Freizeitgestaltung, die schon perverse Auswüchse erreicht, Schifferl fahren auf der Donau“ – so macht sich Simma über Gruppentherapien lustig. Und er fordert ein Zurückfahren der medizinischen Versorgung in den Haftanstalten. Zum Beispiel einen „kalten Entzug“ für drogenabhängige Häftlinge (also ohne Substitutionstherapie) sowie einen Selbstbehalt für Insassen, wenn sie sich zum Anstaltsarzt oder einem Facharzt vorführen lassen.

Laut Simma werden die Justizwachebeamten personell ausgehungert, um sich diesen „humanen Strafvollzug“ leisten zu können. Die Justizwache erbringe neben der Überwachung auch gute Betreuung. Das ist weitgehend unumstritten. Was fehlt, ist jedoch die spezielle Ausbildung, etwa für die Bedürfnisse von Jugendlichen.

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